Journal :: 25.05.

Heute nacht gibt es Milch. Die Milch entspringt einer Quelle, die sich in meiner Wohnung befindet und äußerst ergiebig zu sein scheint. In dickem Strom fließt die Milch in alle Räume, ich freue mich ganz über die Maßen, tauche meine Finger in die schneeweiße, schäumende, duftende Flüssigkeit und lecke jeden einzelnen Finger ab. Die Milch schmeckt süß und cremig.

Über die Schwellen meiner Wohnung strömt die Milch, ergießt sich über den roten Sisal der Treppe, füllt das Treppenhaus hüfthoch an, und halb rutschend, halb schwimmend, gerate ich auf der Milch erst an die Haustür und dann auf die Straße, die erst nur feucht, dann nass und dann über und über überschwemmt wird mit der Milch, die Strudel bildet, spritzt, Wogen brechen sich an den Fassaden der Häuser, und kleine Kinder, Hunde und Erwachsene in Kleidern und Anzügen stürzen sich jubelnd in die Flut.

Bis zur Brust versunken reißen die Menschen sich die Kleidung vom Leib, die – schwarz auf der weißen Oberfläche – erst ein wenig treidelt, dann schwer wird und versinkt. Fremde Menschen reiben sich gegenseitig mit der Milch ein, formen die Hände zu Schalen und füttern einander. Die Sonne wird wärmer und wärmer, der Geruch der Milch wird immer intensiver, und als ich so glücklich bin vor lauter Milch, dass ich denke, mehr gehe nimmer auf Erden, wache ich auf. Es ist 8.25, und die Milch ist verschwunden.

8 Gedanken zu „Journal :: 25.05.

  1. Die Milchbauern sind für die Milchpreise selbst verantwortlich, habe ich gelesen. Vielleicht retten sie neue Märkte, wie dein heimisches Milchbad.

  2. „Milch im Überfluss sehen oder darin baden bedeutet Reichtum und Gesundheit.“

    Ist doch schön, nicht wahr ? Und Sie teilen die Milch mit anderen Menschen, was in meinen Augen sehr für Ihren Charakter spricht.

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