Samstag, 30.01.2010

Katzen kratzen sich. Das ist normal. Meine Katzen kratzen sich aber seit zwei oder drei Wochen ständig und meistens an den Ohren, das ist nicht normal, und deswegen erscheinen der J. und ich und Tilly und Willy am Samstag beim Tierarzt.

Dem Tierarztbesuch geht ein etwas längerer Kampf voraus. Tilly lässt sich folgsam in eine Katzenbox sperren und schaut etwas unglücklich durch das Gitter, aber Willy wird größer, breiter, seine Beine vermehren sich, seine Krallen werden zu halbmondförmigen Säbeln, und er faucht wie ein Tiger im Zirkus kurz vor dem Sprung. Gleich fällt der Dompteur blutend vom Podest. Dann aber überlegt der Tiger es sich anders, zischt in der geschlossenen Tasche noch ein wenig weiter und lässt sich durch den buckelig-eisverkrusteten Prenzlberg zum Tierarzt schleppen. Beide Katzen wiegen jeweils 7,4 Kilo zuzüglich Verpackung.

Der Tierarzt schaut beiden Katzen lange in die Ohren. Beide Katzen, sagt er dann, haben Milben in den Ohren. Beide Katzen bekommen Salbe, Spritzen, bei Tilly hat sich alles entzündet. Der Tierarzt schaut etwas bedenklich, und der J. und ich sehen schuldbewusst aufs Linoleum. Rabenkatzenhalter, schauen beide Katzen uns vorwurfsvoll an. Zu Hause werden wir demonstrativ geschnitten. Mit uns kommuniziert man in Katzenkreisen am Samstag ausdrücklich nicht.

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Nicht, dass ich den Cava Cava Rock wirklich gebraucht hätte, aber irgendetwas muss ich schließlich anhaben, wenn ich vor die Tür gehe, und außerdem war er viel günstiger als der von Lena Hoschek, und den habe ich nicht gekauft. Obwohl ich ihn gut fand, und gepasst hatte er mir auch. Das puderfarbene Strickkleid von Ti-Mo habe ich auch nicht gekauft, und deswegen besteht keinerlei Anlass – also wirklich kein einziger Fetzen einer Ursache – für ein schlechtes Gewissen, nur weil ich in der Lychener Straße die Tasche (ach was: DIE Tasche!) gesehen und gekauft habe, eine Art gerafften Beutel, statt eines Zugbändchens eine silberglänzende, grobe Metallkette, silberfarbene Lederriemen, und den Beutel selbst über und über mit ganz, ganz, ganz vielen kleinen, viereckigen Pailletten besetzt, so dass es glitzert bei jeder Bewegung und jedem Sonnenstrahl. Dass der J. mich um ein Haar für den Kauf entmündigt hätte – nun gut, jedem kann man’s halt nicht recht machen, und der J. ist reizend, gewiss, aber manchmal hat er einfach keinen Geschmack.

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Wir fahren ja jedes Jahr alle zusammen weg. Letztes Jahr waren wir in Schweden. Dieses Jahr wollen wir auch irgendwohin, aber sich zu sechst auf ein Ziel zu einigen, ist nicht ganz einfach. Plan daher: Erst wird gegessen, dann wird bei M. und M. ein Ziel gesucht, ein Flug gebucht und ein Hotel reserviert.

Am Ende ist es gegen ein Uhr nachts Venedig. Vorher aber haben wir im Basim in der Immanuelkirchstraße gegessen, und wenn es teurer gewesen wäre, hätte ich ein wenig genörgelt, dass eine Schinkenscheibe kein Amuse Gueule ist, und der in eine weitere gebratene Scheibe Schinken eingewickelte Radicchio (ein abscheuliches Gemüse) gleichzeitig bitter und nach Schwein geschmeckt hat. Für die knapp € 40 pro Person aber war das Brot wirklich super, das Makrelentartar mit der gebratenen Makrele gut gewürzt und nett angerichtet, das Fleisch war durchweg gut, das Tobleroneparfait zum Dessert mehr als okay, und der Wein vom Weingut Hensel sehr in Ordnung. Im Gugelhof am Kollwitzplatz oder im Kreuzberger Jolesch etwa isst man bei nicht unähnlichem Zuschnitt trotzdem besser.

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Tiefer, traumloser Schlaf.

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