„Okay“, sagt der Tierarzt vor fast vier Wochen. Beide Katzen haben Milben in den Ohren. Die Katze habe deswegen eine Ohrenentzündung und brauche Antibiotika. Der Kater dagegen müsse nur Salbe in die Ohren und dann eine Ohrspülung bekommen, am nächsten Samstag nämlich, dann gehe das sich alles schon wieder aus, und Ohrentropfen müsse ich reichen, gut angewärmt morgens und abends.
In den dem Tierarztbesuch nachfolgenden Tage werde ich von den eigenen Katzen verachtet. Bis Mittwoch spricht man in Katzenkreisen eigentlich gar nicht mit mir, und dann ist man immer noch sehr kurz angebunden und äußerst unwirsch. Ich fühle mich wie ein Hausmädchen, das einer Meißner Tänzerin ein Bein abgebrochen hat, und komme mir schrecklich ungerecht behandelt vor. Tu quoque, felis, schaue ich dem Kater nach und frage mich, wer überhaupt eigentlich nett zu mir ist dieser Tage. Überdies nimmt man mir übel, dass die Futterrationen abgenommen haben, obwohl auch an diesem Umstand nicht ich schuld bin, sondern ganz allein der Tierarzt, der die 7,4 kg pro Katze als eindeutig zuviel gebrandmarkt hat. Demnächst würde ich ernährungsberaten, wird mir angekündigt.
Am nächsten Samstag bin ich nicht da, sondern laufe durch Prag. Der J. stopft an meiner statt die Katzen in eine Box, schleppt die erbärmlich maunzenden Tiere durch den Prenzlauer Berg über die spiegelglatten, buckeligen Wege bis zum Tierarzt, und dann wartet er ab. Die Katzen werden narkotisiert, die Ohren gespült, die toten Milben entfernt, und dann nimmt der J. die Katzen irgendwann wieder mit. Medikamente sollen sie nehmen, alle beide. € 420,– kostet die Ohrenspülung samt Narkose. Weil die Katzen aber nun schon narkotisiert waren, hat der Tierarzt als eine Art Draufgabe beiden Katzen zusätzlich die Zähne gereinigt. Der Kater, so wird der J. informiert, habe zu alledem auch noch Paradontose.
„Alle Tiere stinken aus dem Mund.“, sage ich, als der J. mich über den Zahnschaden informiert und weise Zahnpflegemaßnahmen von mir. So weit kommt es noch, sage ich, dass ich meinen Katzen die Zähne putze. Der J. aber zeigt sich störrisch. Man müsse etwas unternehmen, wird mir beschieden, und am nächsten Samstag kauft der J. eine grüne Flasche VET Aquadent.
Zu Hause schaue ich mir die Flasche an. Sie ist deutlich kleiner als eine Flasche Mundwasser für Menschen, kostet gleichzeitig erheblich mehr (aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an), und hinten ist sie beschriftet.
„VET AQUADENT ist eine erfrischende und schmackhafte Lösung mit Chlorhexidin und Xylitol, die von Tierärzten zur Bekämpfung von Mundgeruch beim Tier entwickelt wurde.“, lese ich. „Die beste Wirkung wird erzielt, wenn VET AQUADENT als Teil eines umfassenden Mundhygiene-Programms angewendet wird. Fragen Sie Ihren Tierarzt.“, heißt es weiter, und dass man das Zeug in das Wasser gießen soll, das die Katzen trinken.
Nun ist das Zeug schon einmal da und steht in der Küche. Der J. weilt in Essen. Ich allein hege und pflege die Katzen, spritze Ohrentropfen in die Katerohren, versage, unbeliebter von Tag zu Tag, den Katzen die gewohnt üppigen Portionen, und abends, ja abends, gieße ich ein wenig vom VET AQUADENT in das Katzenwasser und komme mir ein wenig dämlich vor, nicht gerade spätrömisch dekadent, das nun auch nicht, zumal jedermann weiß, dass Dekadenz nur in den Kreisen der Erwerbslosen ein ernsthaftes Problem darstellt, aber irgendwie, nun, Sie wissen schon, ein wenig lächerlich halt, und bisweilen kommt mir es vor, als lachten die Katzen mich von der Fensterbank herab hämisch aus.
Kein Grund zur Beunruhigung!
»Dogs think they are human, cats think they are gods.«
Alles ganz normal also! 😉
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Oder auch:
“So first, your memory I’ll jog,
And say: A CAT IS NOT A DOG.
You might now and then supply
Some caviare, or Strassburg Pie,
Some potted grouse, or salmon paste—
He’s sure to have his personal taste.
[…]”
Also trösten Sie sich, Madame: es hätte schlimmer kommen können.
Frau Modeste, sagen Sie nicht, dass Ihre Katzen das Zeug tatsächlich
trinken !!! Chlorhexidin schmeckt genau so, wie der Name klingt, und würde ich versuchen, selbiges meinem Königskater unterzujubeln, fiele ich in alle Ewigkeit in Ungnade.
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Ich stehe vor einem Rätsel: Ich sehe die guten Tiere nie von dem Zeug trinken, aber gelegentlich laufe ich an dem Napf vorbei und sehe den Inhalt in einem Maße abnehmen, der nicht allein mit Verdunstung zu erklären ist.
pimp your pussy!
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Was man nicht alles tut …