Flop

Der Wind peitscht den Regen fast wagerecht durch die Straßen. Es ist so ungefähr viertel nach drei, aber fast dunkel, und außer ein paar Touristen in bunten Outdoorjacken ist niemand auf der Straße. Ich habe noch nie den Wunsch gehabt, solche Kleidung zu besitzen, aber heute, heute hätte ich gern eine rote Northface-Jacke an, oder zumindest meine Barbourjacke, die gute Beaufort, aber die hängt trocken im Berliner Dielenschrank. Ich dagegen stolpere blind vor Regen und nass wie ein Fisch über die Praça do Comércio. Hinter mir stürmt der Atlantik. Neben mir flucht der J.

Auch die Portugiesen scheinen keine wetterfeste Kleidung zu besitzen, sondern drücken sich unter den klappernden Markisen an die Wände der Häuser. „Umbuchen!“, schimpft der J. und spricht über alles, was man daheim so machen könnte, wenn man heute abend vorzeitig heim fliegen würde. Zweimal Lissabon – Berlin. Ins Museum gehen, etwa, schlägt der J. vor. Ausgehen. Schlafen. Ich schüttele den Kopf. In Berlin bin ich gerade so schrecklich ungern. Unterwegs möchte ich sein, aber hier, und soweit hat der J. recht, ist es gerade wenig gemütlich und noch nicht einmal sehr interessant.

Im Hotel hat noch immer niemand das Zimmer aufgeräumt. Der J. ist abwechselnd vom Wetter frustriert oder schimpft über sein Gewicht. Alles, was ich gern besichtigen würde, setzt voraus, dass man das Haus verlässt, und zwischen uns und der regulären Abreise am Montag erstreckt sich noch ein langes, langes Wochenende, an dem ich nach Sintra fahren wollte, nach Tomar, irgendwohin, aber statt dessen sieht es nach schlechter Laune zu zweit aus, und zwar hier im Hotel.

5 Gedanken zu „Flop

  1. Wie wär’s mit „Pärchen-Zeit“ im Hotel?
    Musik, Kerzenlicht, Rotwein?

    Man soll doch immer versuchen, aus der jeweiligen Situation das Beste zu machen, dann ergeben sich unerwartet schöne Momente…;-)

  2. Üben Sie die portugiesischen Zischlaute! Das macht zu zweit ganz viel Spaß. Sonst nehmen Sie sich ein Taxi, die kosten da ja nicht so viel, und fahren Sie zum Oceanário auf dem Expo-Gelände – da ist auch ganz viel Wasser, aber vom Publikum durch Panzerglas getrennt. Sie werden fasziniert sein und jegliche schlechte Laune vergessen.

  3. Dabei gibt es in Lissabon doch so schöne Hotels… Machen Sie das beste aus dem schlechten Wetter – und kaufen Sie sich bei Gelegenheit eine Regenjacke;-)

    Ach ja, Alternative noch zum Expo-Gelände wäre eine Taxifahrt nach Belem und Museumsbesuch. Lohnt sich auch. Auch wegen der Pasteis de Belem…

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