Als ich mein Fahrrad losmache, schaue ich mich um. Die anderen Gäste der Veranstaltung sind – es ist irgendwann so gegen 23.00 Uhr – auf dem Weg zur Bahn. Einige sind mit dem Auto da, man schüttelt ein paar Hände, lacht. Dann verlieren sich die bekannten Gesichter irgendwo auf den Straßen von Mitte. Ich fahre heim.
Was die anderen Teilnehmer dieser oder anderer Termine, Leute, die mich oberflächlich kennen und grüßen, von mir halten, habe ich mich schon manchmal gefragt. Ob man mich eigentlich mag. Ob man mich professionell schätzt oder auch nur ernst nimmt. Ob man mich charmant findet. Ob Leute darüber sprechen, wie ich aussehe. Was ich sage oder nicht.
Mir war es halt nie egal, was Menschen von mir denken. Ich bin kein sonderlich unabhängiger Kopf. Ich wollte immer gefallen. Mir hat es nie gereicht, wenn mich nur diejenigen mögen, die ich kenne und mag. Natürlich, es ist dumm, sich so angreifbar zu machen für Personen, mit denen man nichts zu tun hat, und das manchmal mit gutem Grund. Ich habe zu alledem vielleicht noch eher weniger Talent als andere, gemocht zu werden. Ich bin nicht so Konsens wie mancher andere, und selbst die, die mich schätzen, finden mich vermutlich eher patent als reizend. Meistens ist mir das nicht bewusst, aber gestern abend, auf dem Weg heim von Mitte nach Hause, anlasslos einfach so aus dem Nichts, tut es mir ein wenig leid um das, was mir fehlt.
Frau Modeste, als „reizend“ werden auch aggressive Chemikalien bezeichnet, und das nicht zu Unrecht, wenn Sie mich fragen.
Ich mag Sie. Patent ist im Übrigen ein Begriff, der mir im Zusammenhang mit Ihnen nicht als erstes in den Sinn käme. Ich weiß nicht einmal, ob überhaupt.
Ist das nicht anstrengend…?
Zugegeben, manchmal frage ich mich aber zumindest, wie eine „Stichwortcharakterisierung“ über mich ausfallen würde, wenn man über mich spricht und jemand nicht genau weiß, wer gemeint ist… so à la „die mit den roten Haaren“, „die mit der schrillen Stimme“ etc.