Das Leben als Erwachsener ist kein Spaß. Man trägt Verantwortung. Man hat lauter Pflichten, an denen mehr hängt als nur eine 5 in Mathe, und wenn man irgendetwas falsch macht, sieht es einem garantiert keiner nach. Erwachsensein hat also fast nur Nachteile. Die einzigen beiden Vorteile am Leben der Erwachsenen sind das lange Aufbleiben und die freie Wahl von Speisen und Getränken. Wäre ich fünf, hätte ich gestern beispielsweise Müsli am Morgen, Spinat und Ei zum Mittag und abends Käsebrote mit Tomaten bekommen. Als eine reife Frau von 35 dagegen darf man Kuchen essen. Von morgens bis nachts und nichts als das.
Morgens stand der erste Kuchen einfach so in der Mitarbeiterküche herum. Ich glaube, es war etwas mit Kirschen. Irgendjemand hatte Geburtstag, und zum Geburtstag bringt man Kuchen mit. Es war so viel Kuchen da, ich hatte zwei Stück. Mittags, als es nicht so richtig etwas zu essen gab, habe ich noch ein Stück Marmorkuchen gegessen und ein paar Kekse.
Abends war ich in Neukölln. Ich war in der Yuma Bar, es wurde gelesen, ich hatte Hunger, aber zu essen scheint es da nichts zu geben. Irgendwann war es so ungefähr elf. Noch eine Stunde zuvor hätte ich auch einen Salat bestellt oder eine Suppe. Wer aber richtig Hunger hat, muss etwas Fettiges essen, etwas Süßes am besten, und wenn es einige Straßen weiter ein Café gibt, und man dort Kuchen verkauft, dann ist eine hungrige Frau dort genau richtig. Weder Frau Engl noch der K. fielen mir in den Arm und sprachen mahnende Worte über Vitamine oder mein Gewicht. Der Kuchen im Café Rita sah großartig aus. Es gab vier verschiedene Kuchen aus der zu recht gepriesenen Kuchenmanufaktur Koriat. Wir waren zu dritt. Wir bestellten von allen Kuchen ein Stück. Die Stücke waren groß, delikat, fett und saftig. Ich fürchte, ich habe mit Abstand am meisten gegessen.
Irgendwann – es war spät – saßen der K. und ich im Taxi zurück in den Prenzlauer Berg. Ein wenig übel war mir schon. Für einen kurzen Moment irgendwo zwischen Landwehrkanal und Spree dachte ich über ein Käsebrot nach, vielleicht Tomaten, doch als das Taxi hielt, klopfte ich an die Scheibe an die Bäckerei. Die Bäckerin sah auf und öffnete das Fenster.
Das Brioche war sehr gut.
Interessant: bei uns würde man „die“ Brioche sagen. Oder „das“ Brioche-Kipferl. Aber da gibt es ja noch mehr der kulinarischen Verschiedenheiten.
ich muß in der nacht noch eine oder zwei reihen bio-vollmilchschokolade verdrückt haben. jedenfalls habe ich am morgen festgestellt, daß jegliche schokolade aus meinem haushalt verwunden war. die gewichtsreduzierung betrug dennoch sagenhafte 0,4 kilo. ich hatte allerdings nachweislich im laufe des tages einmal ein käsebrot.
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Interessant! Um ein Kipferl handelt es sich allerdings auch bei Ihnen sicherlich nicht – das Gebäck ist rund und trägt eine runde Haube.
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0,4 kg? Nicht schlecht. Allerdings mag hier auch eine gewisse Zurückhaltung beim Kuchenessen eine Rolle gespielt haben. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich die vier Stück allein verzehrt und fürchte, ungefähr genau das war der Fall.
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unsinn. die schokoladenmacht auf deiner seite des tisches gehörte wenigstens zur hälfte mir, ebenso das limettengeqark. lediglich das vermutlich recht harmlose apfelschnittchen habe ich weitgehend verschmäht, was aber aufgrund einer persönlichen abneigung gegen obst in gekochter/gebackener form geschah. und dieses riesige möhren-kokos-irgendwas-stück stand einfach zu weit weg. da hätte ich dem anwesenden herrn ein wenig allzuoft mitten durchs gesichtsfeld langen müssen. was ja doch ein wenig unschön gewesen wäre. (undamenhaft, hätte ich jetzt fast geschrieben, wenn das bei mir nicht so unpassend wäre. 😉 außerdem kannte ich die kuchenvariante ja schon vom letzten mal.
heute übrigens wieder +0,1kg, und soeben war ich einkaufen. schokolade und erdnüsse waren mit dabei. immerhin keinerlei kuchen.
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http://www.rezeptewiki.org/wiki/Briochekipferl
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Nein, so sah es nicht aus.