Erst letztens war in der ZEIT ein Titelthema über die Gefahren des Schlafmangels und dessen zunehmende Verbreitung. Ich habe den Artikel nicht gelesen, weil ich die ZEIT aus Versehen bei der I. liegen gelassen habe, aber ich nehme an, sie meinten mich: Ich gehe jeden Abend theoretisch so gegen 1.30 Uhr zu Bett. Praktisch schlafe ich aber nicht vor 2.00 Uhr ein. Morgens klingelt mein Wecker um 8.30 Uhr. In Wirklichkeit bin ich aber meistens um 7.00 Uhr wach, weil mein Kater gattungstechnisch zu den Feliden zählen mag, in Hinblick auf seinen Tagesablauf aber als eine Lerche angesehen werden muss, die ab 6.45 Uhr mit den Vorderpfoten auf der Bettkanten Radau schlägt und in schrillen Tönen nach Futter schreit. Aussperren kann man ihn kaum, außer, man kann schlafen, wenn vor der verschlossenen Tür im Flur die französische Revolution tobt und über Stunden freien Zugang zu den weichen Fauteuils der Paläste verlangt.
Mindestens einmal die Woche finde ich so spät nach Haus, dass der ganze nächste Tag leicht verrutscht. Ich gähne dann nicht von morgens bis abends, das nun nicht, aber das leichte Flirren in den Augenwinkeln, die etwas verzeichneten Farben, so eine gewisse Verlangsamung – man merkt das dann schon. Zwar war es Donnerstag nun nicht gar so spät, aber vor 2.30 Uhr war ich halt doch nicht im Bett, und der Freitag war, nun, doch eher etwas mühsam. Mit ein wenig Routine und viel Kaffee geht das alles, abends ist man dann ja auch wieder halbwegs fit genug für ein bißchen Sozialleben – schöner wäre es aber doch, man bräuchte schlicht weniger Schlaf. Wie man das anstellt, ist mir aber ein Rätsel.
Einfach mehr zu schlafen, ist jedenfalls keine Option. Ich arbeite so ungefähr von 9.30 Uhr bis 20.30 Uhr. Manchmal wird es noch später. Wenn ich dann noch irgendwo hingehen will, ist es zwangsläufig nach Mitternacht. Das Berliner Leben spielt sich tendenziell auch eher etwas später ab. Schnell nach Hause zu gehen und zu Bett, ist als Freizeitbeschäftigung zudem nicht so besonders atraktiv. Ich habe keine Ahnung, was andere Leute zu Hause unternehmen, das ihnen amüsanter erscheint als auszugehen; mich jedenfalls hat noch keine denkbare Alternative überzeugt.
In der Praxis finde ich mich mit der Müdigkeit einfach ab. Dass so wenig Schlaf nicht so richtig gesund sein kann, erscheint mir aber gerade an so etwas übermüdeten Tagen trotzdem einleuchtend. Das beunruhigt mich etwas. Napoleon etwa schlief angeblich nur vier Stunden pro Nacht, wurde – vielleicht deswegen – aber auch nur 52. Das kann man sich leisten, wenn man mit 35 Kaiser der Franzosen ist, ist man mit 35 aber nichts weiter als Anwalt in Berlin, gehört die lebensverkürzende Wirkung des Schafmangels vermutlich nicht mehr zu den Dingen, die man eben einfach so billigend in Kauf nimmt, und so richte ich an dieser Stelle einen dringenden Appell an die pharamazeutische Forschung: Unternehmen Sie irgendetwas. Machen Sie der Gottesgeißel Schlafbedarf endlich ein Ende. Und wenn Ihnen das nicht gelingt: Überzeugen Sie die Politik, per Gesetz den täglichen Beginn des öffentlichen Lebens auf 10.00 Uhr zu verlegen. Als Lobbyisten sind Sie doch angeblich ganz groß.
Wasserpistole kaufen!
Damit kriegt man auch die störrischsten Katzen erzogen, meinen brachte ich damit sehr schnell bei, die Wellensittiche nicht zu belauern und die Goldfische nicht zu fischen, damals.
Angesichts Ihrer Essgelüste + Zunehmängste würde ich sogar davor warnen, mehr zu schlafen. Entgegen aller Forschungsergebnisse ist meine Erfahrung: Je weniger Schlaf, desto mehr Torte ohne Gewichtszunahme. Ach, es ist ein Elend. Warten Sie nochmal ein paar Jährchen ab. Ab 40 sieht man bei weniger als sechs Stunden Schlaf am nächsten Tag nicht so richtig prima aus. Ein Elend ist das.
Einfach mal „Panzerschokolade“ googlen. Hat dem Opi auf seinen langen Wanderungen durch Europa auch schon bei aufkommender Müdigkeit geholfen… Soll angeblich wieder groß im Kommen sein.
Herbstliche Grüße!
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Da führt wohl kein Weg dran vorbei. Teufelsviecher, alle beide.
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Das beruhigt mich. So habe ich das bisher noch nie betrachtet.
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Sie verkennen mich! Ich fahre keinen Panzer, sondern nur ein Fahrrad, und ich pflüge nicht Europa um, sondern höchstens ein paar Quadratkilometer in Mitte.
Ja aber! Mit Abenden daheim und viel Schlaf kriegt man doch das Leben schneller rum! Und darum geht’s ja wohl.
Wie kommen Sie nur auf die absurde Idee, die Feierabende seien für Erlebnisse erfunden worden? Man hat sich doch einen anregenden Gelderwerb ausgesucht, um tagsüber vergessen zu können, dass man leben muss. Außerhalb der Arbeitszeiten bewerkstelligt man dasselbe am besten mit ruhigem Internetlesen, Nahrungsaufnahme, je nach Veranlagung auch mit sportlicher Bewegung und möglichst viel Schlaf – alles in der Hoffnung, beim nächsten Bewusstwerden, dass man immer noch lebt, bereits 85 zu sein.