Weißt du noch, wie lackschwarz der Nachthimmel war, so sternklar, voller Glanz und Verheißung wie später nie wieder? Wie süß und wie ölig zog damals sich die Spree. Wie hallten vor Festen die Bässe. Und wie wir zu zweit morgens nach Hause gelaufen sind. Immer ein paar hundert Meter weiter voran, weil man auf meinen Schuhen noch nie gut laufen konnte, um dann erst mal Pause zu machen und auf einem Blumenkübel zu sitzen oder auf einer Bank oder in einer Fensternische, an herabgelassene Jalousien gelehnt.
Erinnerst du dich noch an den warmen Sekt? Es gab an irgendeinem Spätkauf an der Strecke nach Hause Rotkäppchen, der war zwar nicht kalt, aber dafür billig, und wir haben abwechselnd aus der Flasche getrunken, bis wir zu Hause waren, und den Rest verschenkt. Manchmal haben wir auch Kaffee aus Pappbechern getrunken, Splitterbrötchen gegessen dazu, wenn die Bäckereien schon geöffnet hatten und die Sonne leuchtete Friedrichshain aus, als sei die Stadt neu, verheißungsvoll, strahlend und rein.
Weißt du noch, wie gern ich getanzt habe damals? Ich war nie eine gute Tänzerin, nie ein Blickfang der Tanzfläche. Nie in der Mitte. Schwindelig habe ich auch damals nur mich selbst getanzt, aber schön war es, Tanz, Nächte, Heimweg und Sekt, dem Glück sah es schon verdammt ähnlich, das damals, und etwas Besseres habe ich niemals gefunden als das.
Ein sehr schöner Text, der mich wirklich berührt hat. Insbesondere die verheißungsvollen Momente lassen ja doch im Lauf des Lebens etwas nach. Bei der Erinnerung an solche magischen Momente ist sicherlich auch eine gewisse retrospektive Idealisierung im Spiel. Die Essenz bleibt aber authentisch erhalten.
REPLY:
Ja, die Verheißung, da komme noch mehr und Besseres nach, hat mit den Jahren doch etwas gelitten. Schade ist das, aber vielleicht nicht zu ändern.