Journal :: 24.02.2011

Die ganze Welt spricht über nichts anderes als das erschlichene Doktorat des Verteidigungsministers, und von den Ministerialbeamten beim Mittagessen in Mitte über die beiden Ingenieure nachmittags bei einem beruflichen Termin bis hin zu den anderen Anwälten im Büro und dem ehemaligen Kollegen abends im Dave Lambardo am Zionskirchplatz ist man sich komplett einig: Das ist das unrelativiert Letzte auf Erden. Welche angeblich unterstützenden 87% der Bevölkerung die Bildzeitung gefragt haben will – wir waren nicht dabei. Diese 87% – so ist man sich einig – hat die Bild vermutlich erfunden.

Am meisten enttäuscht sind alle über Merkel. Wie man denn könne. Was denn das soll. Wenn man sich irgendwann fragen wird, wie die CDU aufgehört haben wird, eine bürgerliche Partei zu sein, dann wird man wohl bei ihrem Statement landen, sie habe keinen wissenschaftlichen Assistenten berufen, und auch wenn niemand von uns die SPD wählen wird, die Leute wie uns als Latte Macchiato-Trinker verleumdet, als sei das irgendwie ehrenrührig, verliert die CDU in diesen Tagen nach und nach an Rückhalt bei Leuten, die sich immer für bürgerlich-konservative Wähler gehalten haben. Man legt, das hätte man nicht deutlicher sagen können, keinen Wert auf Leute wie uns mit unseren Vorstellungen davon, was richtig ist und was falsch.

8 Gedanken zu „Journal :: 24.02.2011

  1. Hoffentlich vergessen die bürgerlich-konservativen Wähler das bis zur nächsten Wahl auch nicht.

    Und was die Gutti-Groupies angeht, die bei der teuren Telefonabstimmung der Bild-Zeitung mitgemacht haben, so weiß man ja auch nicht, wie viele davon einem Ortsverband der CSU angehören und mehrmals angerufen haben.

  2. Nun, die BLÖD ist ja kein Maßstab. Wenn allerdings das Politbarometer, welches (angeblich) nach „wissenschaftlichen“ Maßstäben seine Umfragen erstellt, eine Mehrheit an Guttifans ausmacht, dann bekomme ich Angst.
    Ich scanne dann meine Umgebung und stelle fest, dass eine nicht zu vernachlässigende Menge an Personen jede weitere Enthüllung mehr und mehr relativiert, dann bekomme ich richtig Panik…

  3. REPLY:

    Ich auch nicht. Habe mich gerade heute mit meiner Schwester darüber unterhalten, die kennt auch niemanden.

    Wie in der Zeitung zu lesen war, gab es gestern eine kleine Demo in Berlin, man brachte Schuhe zum Verteidigungsministerium und steckte sie dem Minister an den Zaun. Bei Bedarf kann er sich bei seinen arabischsprachigen Kollegen erkundigen, was das bedeutet.

  4. Es scheint eine Frage der Bevölkerungsschicht zu sein. Ich bin vor ein paar Tagen beim kellnern in einer Gartenkneipe fast gelyncht worden, weil ich was gegen „Gutti“ gesagt habe. Doktortitel sind dort eh ein Attribut der verachteten Herrscherklasse und was ein Plagiat überhaupt ist, weiß auch kaum einer. Ein bissel schwindeln tut doch jeder, ob bei der Steuererklärung oder der Versicherung oder indem er drei Bananen wiegt und danach noch zwei in den Plastikbeutel legt. Der Mann war oft genug in Siegerpose in der Bild und „im Färnsähn“ und das reicht.

    Da kann einem das kalte Grausen kommen. Zumindest ist mir nun um einiges klarer, wie schnell einst Juden zu Untermenschen gemacht werden konnten.

  5. REPLY:

    Man könnte eine Menge sagen über Menschen, denen wissenschaftliche Redlichkeit offenbar nichts bedeutet. Absurd übrigens das Missverständnis offenbar breiterer Bevölkerungskreise, die traditionelle Geburtselite, für die dieser Mann steht, sei ihnen aus irgendwelchen krausen Gründen näher als die Funktionseliten, von denen sie sich schlecht repräsentiert fühlen.

  6. REPLY:

    Der Begriff Plagiat ist – oder besser – klingt in bildungsfernen Ohren vermutlich beinah elegant für diesen grotesken, von langer Hand geplanten Betrug. Der Sachverhalt Diebesgut träfe diese Köpfe eher. Das wäre für den schlichten Bildzeitungsleser anschaulicher benannt.

    Die angeblichen (wer genau? wo genau?) Sympathisanten finden sicher auch Heiratsschwindler und sonstige Hochstapler interessant schlitzohrig. Vor allen Dingen: von höchster Stelle verhamlost. Was die Obrigkeit zu denken vorgibt, wird befolgt.

    Ich finde die Rücktrittsforderung nebenbei völlig unangemessen.
    Fristlose Kündigung dem entlarvten Blender.

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