Morgens um acht wache ich also auf. Die Klimaanlage hat die Raumtemperatur auf angenehme 20° C heruntergekühlt, ohne dabei schrecklich zu lärmen. Der J. wälzt sich neben mir und lächelt mich freundlich an. Irgendwo hinter den noch zugezogenen Vorhängen wuchert ein üppiger tropischer Garten, hinter dem Garten liegt das Meer, überwölbt von einem straff gespannten, azurblauen Himmel.
Der angemietete Bungalow ist aus Teak und sieht wirklich gut aus. Der Pool ist perfekt, das Meer noch besser. Es ist immerzu warm und sonnig, das WiFi läuft tadellos. Heute morgen hat der J. Pancakes gegessen mit gegrillten Bananen, ich habe Eggs Florentine bestellt. Die Kellner lächeln. Es gibt nicht so besonders viele andere Gäste, und die, die es gibt, sind ziemlich ruhig. Der J. ist nicht zuletzt aus diesem Grunde den ganzen Tag gut gelaunt. Nachmittags stellen die Zimmermädchen uns Kekse und Tee auf die Terrasse. Am Strand sind maximal zehn Menschen zu sehen. Diese Menschen baden oder sie lesen.
Auch ich bade und lese. Allerdings dauert das Baden und Lesen maximal zwei Stunden. Auch zum Einkaufen brauche ich nicht mehr als eine Stunde. Ausflüge werden hier zu anderen Stränden angeboten, das reizt mich nicht so, weil ich keine Ahnung habe, was ich da dann machen soll, wenn ich erst da bin. Da sitze ich also, es ist ungefähr zwölf, und frage mich, wie eigentlich die anderen so etwas aushalten, was denen durch den Kopf geht den ganzen Tag, ob sie sich auch langweilen, ob sie auch nach Hause wollen, und ob sie sich jetzt auch in ihren Bungalow unter die Klimaanlage legen und sich Geschichten ausdenken, die natürlich nicht am Strand spielen – was soll da auch schon groß passieren – sondern irgendwo in großen Städten, zum Beispiel in Berlin. Berlin.
Nur eine Anregung: man muss nicht unbedingt am Strand liegen, um einmal fern von „afferenten Stimuli“ denken zu können. Klöster bieten eine Klausur an, bei der der Tag kaum Anregendes bietet und die Zeit ausschließlich zum Denken genutzt werden soll.
Man kann das auch wie eine Entschlackungsdiät des Gehirns betrachten.
Es ist – glaube ich – auch die Motivation für lange Gefängnisstrafen, den Häftling durch erzwungenes Grübeln zur Einsicht zu bewegen. (Ob das klappt, kann ich nicht beurteilen;)
Der Urlaub könnte eben gerade durch das angenehme Ambiente dazu führen, dass man das Leben mit einer positiven Konnotation überdenkt. Dafür ist eine Woche eh noch zu kurz.
REPLY:
Das habe ich auch schon von Freunden gehört, allerdings reizt es mich nicht so besonders. Ich will gar nicht „abschalten“ oder so, ich bin hierher nur mitgekommen, weil der J. so gern an den Strand wollte und wir uns deswegen auf ein paar Tage im Norden mit Wandern und ein paar Tage im Süden mit Nichtstun verständigt haben. Ich bin nur aufs Nichtstun psychisch irgendwie nicht eingerichtet, ich langweile mich greulich.
REPLY:
Ich habe es ja auch noch nicht gemacht. Allerdings langweile ich mich grundsätzlich nicht.
Mein Chef und ich haben noch den Traum, einmal eine Zeitlang im Yosemite-Park im Ahwahnee-Hotel zu verbringen. (Nach einem besonders guten Auftrag, weil die Sache nicht gerade billig ist.) Dort gibt es auch fast nichts außer Natur und Bären.
Aber es wäre eine gute Umgebung, um endlich Bücher fertig zu schreiben:)
http://www.yosemitepark.com/Accommodations_TheAhwahnee.aspx