Gemüsetage

Wissen Sie, ich existiere hier ja eigentlich vor mich hin wie Gemüse. Ich schlafe lange. Dann stille ich den F. und spiele ein bisschen mit ihm, bis er wieder einschläft. Meistens stehe ich dann irgendwann auf und gehe mit dem J. irgendwohin. Der F. hängt dann auf J.s Bauch und schaut sich um.

Heute beispielsweise sind wir nach dem Aufstehen – das war so circa gegen eins – mit dem 38L von der Divisadero zur Market Street gefahren, das ist Downtown zwischen den Hochhäusern der Banken. Heute ist Samstag, deswegen ist da nichts los. Wir sind die Market Street abwärts geschlendert, ich habe photographiert. Dann haben wir ungefähr zwei Stunden lang im Yank Sing gegessen, das ist so ein Dim Sum Lokal, wo ältere chinesische Kellnerinnen auf kleinen Teewagen vorwiegend Teigtaschen, aber auch andere Kleinigkeiten herumfahren. Man sagt der jeweiligen Kellnerin dann, was man haben will, und isst auf diese Weise viel zu viel. Es war aber köstlich.

Wenn wir essen gehen, sitzt der F. immer bei einem von uns auf dem Schoß. Meistens macht er das gutmütig mit. Nur dann, wenn das Essen sehr stark und sehr gut riecht, wird er wütend und versucht, mit den Händen nach dem Essen zu greifen. Zum Glück gelingt ihm das nie.

Nach dem Essen waren wir spazieren. Ich kann gar nicht sagen, wo wir eigentlich lang gelaufen sind. Wir waren im Fery Building, soweit ist die Sache klar. Wir haben Eis gegessen und auf den Pazifik geschaut und den anderen Leuten zgeschaut, wie sie Wochenende machen, und ich habe mir einen Hut gekauft, einen Herrenhut von Dobbs, und dann sind wir wieder nach Hause gefahren, es gab Salat und Sauerteigbrot mit Pastrami und Trüffelkäse. Ich habe gelesen. Ich habe mit dem F. das Klopfspiel gespielt, das darin besteht, dass er auf dem Schoß des J. sitzt, ich ihm gegenüber, und wir beide gleichzeitig mit der flachen Hand auf den Tisch klopfen. Das kann F. noch nicht lange.

Das war eigentlich alles. Wie gesagt: Wie Gemüse.

9 Gedanken zu „Gemüsetage

  1. Genießen Sie die Gemüsetage so lange Sie können. Das Gemüse verwandelt sich in Fast Food sobald das Kindchen krabbeln und watscheln kann. Und plappern und nicht zwei Sekunden auf einem Felck stehen möchte, weil die ganze Welt soooo spannend ist. Ich vermisse die Gemüsetage manchmal. Was war das alles entspannend. Mittlerweile kann ich das Wörtchen nicht mal mehr buchstabieren, geschweigedenn „sitzen“. Aber Sie sind sowieso cleverer als ich: Sie lassen dann den Angetrauten ran. 🙂

  2. Falls Sie noch nicht da waren, Berkeley ist einen Ausflug wert. Universität, und in der Telegraph Avenue sehen Sie die mehr oder weniger traurigen, jedenfalls aber bunten Reste dessen was da vor 40 Jahren mal war. Jedenfall, wenn Sie irgendwas irres aus der Hippiekultur suchen, dort gibt es sowas.
    BART bringt Sie relativ zügig hin.

  3. REPLY:
    Vorerst Strampelkönig

    Der wird Spaß haben, wenn Baby erst mal losläuft. Erste Vorzeichen kündigen sich an: Inzwischen weiß man nicht, ob F. noch auf seiner Decke liegt, wenn man aus dem Bad wiederkommt. Er strampelt inzwischen so intensiv, dass er oft neben der Decke liegt, wenn ich wieder komme.

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