Mach doch mal was mit Müttern

Das mit der Ernährung, sagt die an sich total nette Mutter, sei ja so schwierig. In einem Buch stehe dies und in dem anderen das. Sie versuche seit Tagen, das Institut für Kinderernährung oder so wegen Tofu und Algen anzurufen, aber der Professor gehe einfach nicht ran.

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Natürlich erwarte sie nichts von dem Kurs, behauptet die eigentlich auch total nette Mutter und schaut ihren zehn Monate alten Sohn liebevoll an. Sie sei aber so verunsichert, da bringe sie es einfach nicht fertig, nicht hinzugehen. Sie fürchte nämlich in diesem Fall, dass sie ihrem Sohn nicht mehr in Augen schauen könne, wenn am Ende alle anderen Kinder gleich Muttersprachlern englisch parlieren würden, und nur ihr Kind spräche ausschließlich deutsch.

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Die X. übertreibe es allerdings ein bisschen, sind sich alle beide total netten Mütter auf der Parkbank neben mir einig. So habe jene doch tatsächlich geweint, als ihre Tochter bei dem Babykurs von dem warmen Kartoffelbrei gegessen habe, in den man sie gesetzt habe, damit sie jenen sinnlich erfahre. Die Tochter sollte nämlich bis zum 1. Geburtstag voll gestillt werden. Nun habe sie den Kartoffelbrei aber so gern gegessen, dass die Mutter sich zurückgestoßen fühle. Das sei natürlich ziemlich albern. Die Ängste einer anderen anwesenden Mutter könne man allerdings nachvollziehen. Schließlich war der Kartoffelbrei wirklich gesalzen, der Kinderarzt sei nicht da, und nun habe die Mutter halt Angst.

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Dass eine ihr vage bekannte Mutter die Bestechungskuchen für die Kitas von ihrer Putzfrau backen lässt, hält die wirklich extrem nette Mutter einer kleinen Tochter ebenfalls ohne Kitaplatzzusage für einen Skandal. Das, so sagt sie zornig, sollte man denen eigentlich mal stecken.

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Eigentlich bin ich total gern im Büro.

15 Gedanken zu „Mach doch mal was mit Müttern

  1. Endlich klar, was bei mir schiefgelaufen ist. Kein Mensch hat mich in den Kartoffelbrei gesetzt, immer nur zwischen alle Stühle. Vielleicht fühle auch ich mich deswegen mittlerweile nur noch in Büros wohl.

    (Nebenbei: ertappen Sie sich auch manchmal, wie sie halblaut vor sich hinschimpfen und all die bösen Wörter sagen, die sensible Mütter auf keinen Fall gesagt bekommen dürfen??)

  2. typisch mitte/prenzlauer berg:
    zuviel zeit, zuviel geld, zuwenige existenzielle probleme.

    früher gingen die frauen dann afrikanisch trommeln,
    jetzt wird das kind zum selbstobjekt.
    „die eigene karriere geopfert.“
    ich hoffe, daß die kiddis irgenwann blicken, daß mama zu ängstlich oder zu faul für die karriere war – und sie deshalb zum rennpferd gezüchtet wurden,
    das für mami (& papi) die rennen läuft.

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