Menschenfeindschaft auf Reisen

Menschen, die mich oberflächlich kennen, halten mich manchmal für freundlich und gesellig. Menschen, die mich etwas besser kennen, wissen: Das ist alles Fassade. In Wirklichkeit bin ich misanthrop. Das merkt man mal mehr und mal weniger. Wenn es um Urlaub geht: Eher mehr.

Dass ich keine Animation mag und keine Musik am Strand gehört da noch eher zu den unauffälligen Zügen meiner Menschenfeindlichkeit. Das geht den meisten Leuten so, die ich kenne. Wie ich im Laufe der Jahre festgestellt habe, gehöre ich aber auch unter gesitteten Menschen zu einer Minderheit, weil ich Urlaubsbekanntschaften grundsätzlich ablehne. Der J. und ich möchten auf Reisen wenig sprechen, es sei denn, miteinander. Unsere gemeinschaftliche Abneigung gegen andere Leute erstreckt sich dabei sowohl auf Einheimische als auch auf andere Touristen.

Am besten schweigt es sich eigentlich in Ferienwohnungen, aber da müsste ich selbst aufräumen. Das mache ich nicht mal zu Hause. Insofern: Hotels. Gern auch einmal landestypisch pittoresk, aber am liebsten ein altes Schloss, ein Grandhotel, so etwas mit respektvoll schweigende Lakaien. Spiegelnde Böden, polierte Möbel, Fünf-Uhr-Tee und Bodenvasen. Schwer fallender Chintz vor den Fenstern.

Nun aber gibt es ein Problem: Ich möchte nicht erleben, wie mein Sohn F. einerseits eine Meissner Porzellanfigur zerstört, andererseits aber selbst beim Robben auf den Marmorböden von einer umgekippten Amphore zerstört wird. Außerdem schreiben manche der schönen, alten Hotels schon auf ihrer Homepage, dass sie Kinder aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Andere machen es sich einfach und räumen einfach keine Kinderermäßigung ein. Ich bin nicht geizig, aber ein vierstelliger Betrag dafür, dass der F. in einem mitgebrachten Bettchen neben unserem Bett schläft: Nein.

Scheiden damit schöne, alte Hotels aus, weil der F. da unerwünscht ist, und kleine, niedliche, moderne Hotels, weil man da mit den Leuten sprechen muss, so bleiben – soll es warm sein und am Meer – eigentlich nur Strandhotels. Also so große. Da gibt es natürlich auch solche und solche, wie der Volksmund so sagt. All inclusive mit dem damit verbundenen schrecklichen Publikum überlebe ich nicht. Leider fallen da ziemlich viele Hotels gleich weg. Andere sind perfekt, aber schwer erträglich. Es stand also eine längere Suche an nach Hotels, die gut aussehen, einen umfassenden Service bieten, Kinder mögen, aber ansonsten keine Konversationsbereitschaft voraussetzen, und – trotz ihrer Kinderfreundlichkeit – alles für eine ruhige, wenn möglich eher kontemplative Atmosphäre tun. Außerdem soll es Berge und Meer, eine Stadt und Ausgrabungen und nicht zuletzt fabelhaftes Essen geben.

Ich habe gesucht. Die Suche hat sich als schwierig erwiesen. Ich habe trotzdem gebucht. Ich bin gespannt, aber skeptisch.

Ich werde berichten.

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