Hobbit

Irgendetwas stimmt nicht mit dem Auenland. Ich kann gar nicht sagen, woran es genau liegt, aber auf sonderbare Weise sieht das Heimatdorf von Bilbo Baggins deutlich unechter aus als in dem doch einige Jahre älteren Herrn der Ringe. Diese Verschlechterung der Optik zieht sich durch den gesamten Film. Bruchtal sieht inzwischen haargenau so aus wie die beleuchteten, elektrisch bewegten Bilder sehr, sehr blauer Wasserfälle, die man in türkischen oder vietnamesischen Trödelmärkten kaufen kann.

Vielleicht hätten wir uns doch für eine sehr, sehr große Leinwand am Potsdamer Platz oder so entscheiden sollen, schaue ich schon eher skeptisch einer sehr sichtbar dem Computer entsprungenen Schlacht zu, bei der das Zwergenreich Erebor gegen einen in der Tat sehr feurigen Drachen verliert. Möglicherweise sieht das in 3D besser aus.

Leider findet 3D in dem kleinen Filmtheater am Friedrichshain bei mir um die Ecke nicht statt. Überhaupt hat man sich aus obskuren Gründen entschlossen, diesen ausgesprochen gigantomanen Film ausgerechnet im kleinsten Kinosaal 3 zu zeigen, in dem sich die Zuschauer nun wie gepackt drängen. Ich nehme an, woanders wäre es weniger eng. So habe ich drei Stunden lang meinen Mantel auf den Füßen.

Als die drei Stunden vorbei sind, kann ich über den Film erstaunlich wenig sagen. Ja, es ist, soweit ich mich der mehr als zwei Jahrezehnte zurück liegenden Lektüre des Kleinen Hobbits erinnere, alles drin, was reingehört, und – soweit ich mich nicht täusche – auch noch Einiges mehr. Sieht man von der merkwürdigen Künstlichkeit der Bilder ab, so sieht der Film auch wirklich gut aus: Es ist Peter Jackson einwandfrei gelungen, jeden Effekt aus dem Buch im Film erstaunlich originalgetreu umzusetzen. Als beispielsweise mitten in der größten Not – der böse Ork hat den Zwergenkönig schon fast am Schlafittchen – Adler kommen, um die Zwerge samt Zauberer Gandalf und Hobbit einzusammeln, so sieht die Szenerie genau so aus, wie man sich das halt so vorstellt. Auch die unterirdischen Trollhöhlen sind gut getroffen. Den einen oder anderen Disney-Effekt hätte man sich sparen können, so habe ich singende Protagonisten schon seit Schneewittchen gehasst, aber nun singen die Zwerge halt schon bei Tolkien, und so lasse ich den Gesang eben über mich ergehen.

In der Summe bleibt gleichwohl fast so etwas wie Enttäuschung, als ich mit dem J. langsam nach Hause gehe. Vielleicht hat man sich selbst an sehr großartige Bilder schon zu schnell gewöhnt? Vielleicht ist die Story doch ein bißchen dünn, um gedrittelt einen Film in Überlänge zu tragen? Vielleicht fehlt es, wie der J. meint, an einer Identifikationsfigur, mit der man ein wenig mitfiebern könnte? Vielleicht liegt es aber auch an mir, die ich mich mit den Jahren immer schlechter auf etwas Anderes einlassen kann. seien es Menschen, seien es Bücher, sei es ein Film.

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