Irgendwann morgens um vier aber wache ich auf und kann nicht mehr schlafen. Ein dicker Brocken lag in meinem Traum herum, grau, grob und zerklüftet, an dem hab‘ mir die Füße wund gestoßen und bin aufgewacht dabei, und nun liege ich in meinem Bett, das heute nacht nicht mein Bett ist, sondern ein Hotelbett, weiß bezogen und so breit, wie ich es zu Hause auch gern hätte und nicht hab‘. Gedämpft durch Fenster und Vorhänge rauscht draußen die Ostsee.
Neben mir liegt mein Kind, der F., schläft und verzieht das Gesicht, als wüsste er, dass nicht alles Grün und Gold ist hinter den Fensterscheiben, und klammert sich noch etwas fester an meinen Arm, weil die Schneekönigin zurückgekehrt ist, diese Nacht, und lauert eiskalt im Schatten der Mauern, im dichten Geäst, und dort, wo die Gischt sich bricht und es weiß wird im nächtlichen Wasser.
Schlaf weiter, mein Prinz, flüstere ich dem F. ins Ohr und streiche ihm sanft die Wangen. Morgen wird ein schönerer Tag als heute, und heute ist es besser als gestern. Übermorgen weht es die Schneekönigin fort, heim hinters Meer, und unter dem Eis blühen heimlich schon Märzbecher und Narzissen, der Goldregen streckt seine Arme aus, die Kirschen greifen nach den Wölkchen und der Sommer packt seinen Rucksack ein, voll Eis am Stiel und beschlagenen Gläsern im Prater, voll Fledermäusen und Schwalben, voll rauchender Grills im Volkspark, Geräuschen von Flip-Flops, Radfahren im Rock, Bikinis, Schwimmen im See und reich an Früchten und Blüten.
Macht mich ganz warm. Wunderschön. Seufz.