„Wieder nichts fürs Blog!“, jammere ich und versenke meinen Löffel im Teller. Es ist wie verhext: Weil ich seit Montag krank zu Hause bin, fällt der Besuch von Restaurants natürlich flach, und kochen kann ich auch nicht richtig. Wenn es denn aber wieder auch nur halbwegs und für ein halbes Stündchen geht, dann sieht es wieder nicht so aus, wie die Gerichte, die andernorts zubereitet werden. Fakt ist nämlich: Ich habe ein Modernitätsdefizit. Alle Welt kocht Gemüse nach Ottolenghi. Ich koche Linsensuppe mit Kalbswurst und Birnenkompott mit Flammerie und Karamell, weil noch so viele Birnen da sind, die schon dunkle Stellen haben.
Vielleicht, überlege ich, brauche ich einfach ein paar neue Kochbücher. Ich habe – neben ein paar mehr oder weniger unbrauchbaren Geschenken und selten genutzten Büchern für aufwändige Länderküchen – nämlich nur zwei Bücher, aus denen ich wirklich koche. Das Wichtigste, und dies verdeutlicht möglicherweise Art und Ausmaß des Problems, trägt den schönen Titel: „Die gutbürgerliche Küche“, und bildet den Status Quo der Alltags- wie Sonntagsküche ungefähr auf dem Stand von 1960 ab.
Das Problem an der Sache ist nur: Ich mag das Buch. Ich mag nämlich den Rehrücken Baden-Baden. Ich mag Herzoginkartoffeln und Kroketten, Sahnsaucen und Reispuddinge, ich esse wirklich ganz gern Eintopf, und ich bedaure das Aussterben der Königinpastete und der kalten Platten.
Nun ist auch mir klar, dass eine Modernisierung dieser Küche nicht nur eine Sache des guten Geschmacks darstellt. Die Küche meiner Großmutter – und um jene handelt es sich in meinem Küchenalltag in ganz wesentlichen Zügen – war nämlich nicht nur wenig subtil. Sie war auch ziemlich ungesund, viel zu fett, arm an frischem Gemüse und reich an tierischen Fetten. Es gab viel zu viel Fleisch, es gab mittags und abends warmes Essen, und wenn ich überlege, was im Haushalt meiner Großmutter allein an Butter und Sahne verbraucht wurde, wird mir ganz anders. Naturgemäß war meine Großmutter in späteren Jahren zwar nie fett, aber schon eher mollig.
Das müsse sich, versichere ich dem J. und mir, nun alles ändern. Ich will wieder Größe 38 tragen. Der F. soll abends einen Salat mit Thunfisch und Zitronendressing und nicht einen Brathering mit Bratkartoffeln für ein normales Essen halten. Aus ist es mit der „Gutbürgerlichen Küche“ und dem „Goldenen Löffel“.
Und heute abend geht es los.
Ah. Linsensuppe! Das hatte ich ja schon Jahre nicht mehr. Ist sicher hochgesund, aber in unserer „Oatmeal“ und „Galao“-Welt irgendwie verlorengegangen. Ich besitze ein hübsches enzyklopädisches Kochbuch der englischen Küche aus den 60ern. Ein Fest – mehr für die Augen, denn für den Gaumen. Sandwichplatten groß wie Schlachtschiffe. Und das ist nur der Vorspeisen- und Snackbereich. Also definitiv nichts, wenn man ein schneller, schlanker Kreuzer sein will.
Vielleicht überschätzen wir alle die schnellen Kreuzer. Mir tut es ja leid um die gute Sechziger Jahre Küche. Ich koche ja nicht umsonst etwas anachronistisch. Wobei – heute gab es Pasta mit Brokkolisauce. Und Topfen-Grieß-Küchlein danach.
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