Nein, sage ich der Frau im Spiegel. Das bin doch nicht ich.
Ich sehe doch nicht so müde aus. Mir geht es doch gut. Und auch in der Frühe habe ich keine strenge Linie zwischen Nase und Mund, und noch lange kein einziges graues Haar inmitten der Schwärze.
Das bin doch nicht ich, sage ich der dicklichen Frau und kneife ihr fest in die stämmigen Seiten. Das bin doch nicht ich. Mir gehören doch die Kleider im Schrank, die ihr gar nicht passen, und wenn ich lache, sehe ich nicht aus, als täte ich das sonst eigentlich nie.
Wo bin denn ich, frage ich streng die Frau in dem Spiegel und sehe ihr fest in die Augen. Bin ich denn versunken zwischen den Zeiten, bin ich liegen geblieben irgendwo zwischen den Jahren, und warte ich irgendwo unter schattigen Bäumen auf einen Klang, einen Hauch, einen Zauber, und kehre zurück übers Jahr?
Nein, nein, nein,
das darf nicht sein!
Ich glaube das nicht. Sicher sehr überzeichnet.
Mein Schatz sagt immer „in jeder dicken Frau steckt ein schlankes Mädchen“. Er meint das ganz lieb. Man muss sie nur sehen, sie ist bestimmt noch da.
2 x Paula, die sich in 30 Jahren verdoppelt hat und manchmal die Augen vor dem Spiegel zusammenkneift, um das innere Bild mit dem äußeren in Einklang zu bringen.