Ich bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Als ich kam, hatte der J. nämlich schon ein Blech Pizza fertig. In seinem Stuhl saß brav der F. und aß ein ganzes Stück Champignonpizza verhältnismäßig manierlich. Als ich das nächste Stück Pizza bekam, begann er nicht mal zu weinen.
Nach der Pizza gab es Himbeerquark. Es war nämlich noch Himbeerkompott da vom Sonntag, das musste weg. Jeden zweiten Löffel aß der F. auf meinem Schoß und lächelte nur freundlich, als nichts mehr da war. Er beachtete heute auch das iPad nicht, versteckte sich stattdessen in seinem Zirkuszelt, ließ sich lachend wiederfinden, und als der J. zum Tennis fuhr, floss nicht eine Träne. „Papa?“, fragte der F., und ich erläuterte dem kleinen Knaben die hohe Bedeutung, die körperlicher Ertüchtigung zukommt. Er nickte auffallend verständig. Ich schöpfte Verdacht.
Als er auf die erste Aufforderung hin brav an meiner Hand in sein Kinderzimmer ging, verfestigte sich meine Vermutung. Forschend sah ich ihn an, als er mir beim Aufräumen half. Ich schaute noch einmal nach, als der F. ruhig und gelöst auf dem Wickeltisch lag. Man musste zugeben: Bekleidet wie unbekleidet wirkte das Kind außergewöhnlich echt. Selbst als er beim Zähneputzen einfach so den Mund öffnete und seine Zahnreihen darbot, war nichts festzustellen. Ich tastete ihn vorsichtig ab. Er fühlte sich, nun ja, normal an. Er roch auch normal. Fast hätte ich an ein Hirngespinst geglaubt. Dann aber nahm mir der F. den Waschlappen aus der Hand und rieb sich sorgfältig das Gesicht ab. „Auch den Hals.“, erinnerte ich, und er hob das Kinn.
Jetzt war ich mir sicher. Ich ließ mir nichts anmerken. „Komm, Süßer.“, lockte ich den vermeintlichen F. ins Kinderzimmer zurück. „Bruno wartet schon auf dich.“, setzte ich ins Bett. Er schlang mir die Arme um den Hals und biss mich zärtlich in die Nase. Dann legte er sich auf die Seite, wartete noch seine Gutenachtgeschichte ab und schlief ein.
„Wechselbalg, was hast du mit meinem Baby gemacht, ?“, wollte ich ihn wecken. „Rück meinen F. wieder raus!“, lag es mir auf der Zunge. Dann aber hielt ich inne. Ich hab‘ gerade ziemlich zu tun. Ein echter F. würde nun meckern. Ein bis zwei Stunden würde er möglicherweise noch herumlaufen, Tiere imitieren, malen und unerbittlich ein Bilderbuch nach dem anderen einfordern. Wenn ich am Rechner sitze, würde er die Klaviertastatur anschleppen, damit ich ihm Kinderlieder vorspiele, und dazu tanzen. Normalerweise irritiert mich das nicht weiter. Es stört den F. nämlich nicht, wenn man gleichzeitig liest oder telefoniert oder sonst irgendetwas macht. Heute aber passte mir das nicht. Was auch immer passiert war: Ich deckte das Kind zu und verließ das Zimmer. Hinter mir blieb es mucksmäuschenstill.
Hier sitze ich also nun. Im Nachbarraum herrscht absolute Ruhe. Als ich soeben nachsah, lag die Attrappe des F. auf der Seite, ein engelhaftes Lächeln umspielte seine Lippen, und in seinen Armen lag selig umfangen sein Bär.
Ich denke, nach dem Verbleib des F. frage ich keinesfalls vor morgen früh.
sie glückliche! wenn ich das recht sehe, haben sie die urlaubsnachwehen in weniger als drei wochen überwunden. bei meinen süßen hielten zuweilen die folgen eines großeltern-wochenendes schon länger an.
Der reinste Krimi.
<3 für die Star-Trek-Reverenz.
Aber meist sind solche Austausch-Aktionen ja nur kurzzeitig – vermutlich wurde am nächsten Morgen unbemerkt zurückgetauscht und der F. benimmt sich wie bisher?
Sie halten „Wechselbalg“ für eine Star-Trek-Reverenz? Ich fürchte, die Autorin bezog sich eher auf diesen
Ich kann diese HTML-tags nicht: Hier fehlt: „….auf diesen mittelalterlichen Aberglauben: https://de.wikipedia.org/wiki/Wechselbalg .“
Liebe Madame Modeste,
unter welche Adresse wären Sie denn per mail zu erreichen ? Stimmt die der alten Website noch ?
Beste Grüße,
e.
madame.modeste@gmail.com
Bitte behalten Sie ihn. Wenn er ein Hubot ist, muss er nur abudn an nachgeladen werden. Der Aufwand ist aber gering.
Tatsächlich, es scheint sich verfestigt zu haben. Heute ist F. zum wiederholten Male freiwillig und gern ins Bett gegangen. Weil er müde war. Zuvor hat er manierlich Nudeln gegessen (gut, dreimal so viel wie andere Kinder, aber was kosten schon Nudeln). Und auf dem Spaziergang um den Block ist er nur ein einziges Mal zur Seite ausgebrochen. Das war vor dem Spielzeugladen, das Schaufenster mit den Schleich-Tieren.