Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten, schlingert nun schlagseitig durch den Raum, klirrt und scheppert, ohne dass ich benennen könnte, was es wohl sei. Nichts Messbares, meine ich eigentlich, nur so eine ungekannte Mühseligkeit im Alltag, ein Knarren der sonst gut geölten Schwungräder des Lebens, ein Misslingen von Petitessen, nicht zustande gekommene Treffen, ein Kratzen im Hals des geschätzten Gefährten am Samstag, so dass der erstrebte Barbesuch nicht stattfinden kann. Ein öder Film. Der missratene Urlaub, der mir nachhängt nach wie vor, verdrossene Mienen, die ich mir nicht erklären kann, und ein steter Ärger über die fette Frau im Spiegel, die es nicht besser verdient hat.
Vielleicht wache ich morgen auf, die Sonne scheint golden, spätherbstlich fällt das erste Laub auf rot und gelb auf meine Wege, und meine Tage breiten sich vor mir aus wie ein Tuch aus bunter Seide. Vielleicht winkt eine böse Fee mit ihrem Stab und meint, nun sei es genug. Vielleicht aber bleibt es nun so für den Rest meiner Tage, und es nicht ein Vorüberwehen, ein Knirschen, das kommt und vergeht, sondern der endgültige Abschied von etwas, das einmal Leichtigkeit war, etwas Freundliches, und das, was es ist, ist das Alter.
(Ich werde 38 im Herbst)
Als kleine Ermunterung?
In zehn Jahren sind Sie noch immer soviel jünger als ich jetzt Ihre unbeschwerten Zeiten nochmals gern erleben würde.
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Haben Sie schon mal die Schilddrüsenwerte bestimmen lassen?
Mein exotisches Lebens-Design heißt nun Hashimoto und war die Erkennung erneuerbaren Frohsinns und Lebendigkeit, die mich Melancholien bewusster genießen lassen!
In der Tat nehme ich ein Schulddrüsenmedikament. Es handelt sich aber nicht um eine gefühlte, sondern um eine wirkliche Misere. Gerade ist alles etwas trist.
Guter Tipp, das mit den Schilddrüsenwerten. In dem Alter ging das bei mir auch los und wurde viel zu spät bemerkt. Und wirkte sich auch auf die Stimmung und das Gewicht aus.
Wenn’s einem körperlich gut geht, ist es völlig wurscht, wie alt man ist, 38 ist doch noch vergleichsweise jung!
Aber, aber, „fette Sau“ klingt nach Selbsthass! Das ist keine gute Voraussetzung für eine Reduktion des Körpervolumens. Da sollte man sich ein Beispiel an Anke Gröner nehmen, die macht das genau richtig.
Es mag sein, ich wäre aber gern trotzdem schlank.
Yo. Anke Gröner ist das beste Stichwort. Dieses Studien-Dingens in München ist einfach der absolute Hammer. Madame Modeste, in solch körperlichen Dingen ist ja schwer zu raten, weil es schnell anzüglich klingt. Aber ich kann Ihnen ein Geheimnis verraten: uns Jungs ist das Gewicht herzlich egal. Es ist uns nicht gleichgültig, aber egal. You see the point. (Im übrigen denke ich, daß ein Gewicht, daß Sie für völlig inakzeptabel halten bei mir unter „schlanke Gazelle“ durchginge. Kein Trost, ich weiß. Aber eine Realitätsbeschreibung.)
Um ihr Studium beneide ich sie auch manchmal. Ich würde sehr gern nochmal studieren.
Bin jetzt 52 und es geht mir langsam besser. Nein, im Ernst, die Leichtigkeit kommt auch wieder zurück. Zu Ihrer Zeit.
Dann warte ich ab. Ihr Wort —
Fett ist nun mal Fett. Kann man in pompaduröse Selbstdarstellungen mit anschließender Buchware verwandeln oder durch Sport wieder in funktionsfähige Körperarchitektur transformieren. Ich würde letzteres vorziehen, weil es sich besser anfühlt, auch für den Anderen. Darüber hinaus lag die Stillstellung des menschlichen Körpers nicht im Sinne des Erfinders. Für die Geist-Körper-Vermittlung benötigen wir sie viel dringender als der Buchmarkt einen neuen Ratgeber zum Thema Glücklich in Aspik.
Ich habe gute Erfahrungen mit Nahrungsreduzierung gemacht, zum Sport komme ich nur selten.