„Meine Eltern gehen in die Komische Oper Berlin. Aber ich darf nicht mit. Dabei sind da auch Kinder.“, beschwert sich der F. telefonisch bei meiner Mutter, während ich in meinem Schrank nach einem Kleid wühle, das halbwegs lässig aussieht, weil in einer Berliner Oper ein Abendkleid mit Schmuck vermutlich noch verrückter als nackt wirken würde.
Als wir im Taxi sitzen, weil der Bus nicht kommt, bin ich schon reichlich aufgekratzt und bester Stimmung. Der J. allerdings jammert, das sei ihm alles zuviel, und auf unseren Plätzen schweigt er mich anklagend an, als er hört, dass „Ball im Savoy“ über drei Stunden dauert.
Dann aber geht es los. Ich lächele und lache, ich fange fast an, mit den Fingern zu schnipsen, ich freue mich über Dagmar Manzel und Helmut Baumann, und auch der J. lockert sich zusehends auf. Am Ende dann, als der Applaus verebbt, schlendern wir durch die noch immer warme Luft, und durch das gelbliche Licht der Laternen Unter den Linden ziehen wir Richtung Norden, erzählen uns gegenseitig ganz alte und sehr neue Geschichten, und gehen früh zu Bett. Irgendwo in dieser Stadt schreit die Nacht nach Rausch und Fleisch und Flitter, aber ich schlafe und träume nur von den langsam fallenden Blättern.
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