Der körperliche Höhepunkt, das ist sozusagen erwiesen, ist mit ungefähr 19 erreicht, und ab dann geht es bergab. Ich bin von meiner persönlichen Bestform also inzwischen 21 Jahre entfernt, und vor allem morgens sehe ich auch so aus. Außerdem ist inzwischen immer irgendetwas. Vor allem meine Augen. Minus elf, minus sieben – ich bin hochoffiziell blind, höre dazu ja auch schlecht, und dazu bin ich auch noch deutlich zu schwer. Tiefpunkt meiner physischen Existenz ist aber ganz eindeutig mein Gebiss.
Ich will an dieser Stelle nicht von meinen Wurzelbehandlungen sprechen. Auch der Wurzelspitzenresektion und der russisch-kalifornischen Zahnextraktion soll hier nicht gedacht werden. Eigentlich habe ich mich auch an dieses ständige Missbehagen auf der rechten Seite meines Kiefers gewöhnt, weil die Angst vorm Zahnarzt bisher jedenfalls meistens größer war als das miese Gefühl im Mund.
Eines Tages – es ist einige Wochen her – wache ich also morgens auf und bin schief. Also nicht so metaphorisch, sondern richtig. Konkret wölbt sich meine rechte Gesichtshälfte unterhalb des Kiefers, nicht ganz unähnlich einem Insektenstich, nur ganz eindeutig ohne Einstich ungefähr so, als hätte ich mir ein Taubenei direkt unter die Haut implantieren lassen. Ich also gekühlt, beklopft, gegooglet und Freunden und Familie etwas vorgejammert. Dann leicht beklommen eine Woche gewartet. Die Schwellung blieb und entstellte mich, wie ich fand, nicht ganz wenig. Ich ließ mir also Antibiotika verschreiben, denn die wirken meistens, wenn man nicht weiß, was es ist, und wartete dann noch zehn Tage ab. Nichts. Die Schwellung rührt, so viel ist klar, vom Lymphknoten her, aber die Ursache ist und bleibt, so säuseln die Ärzte, letztlich unbekannt.
Als ich fürchtete, michnie wieder fotografieren lassen zu können und nur noch im Dunkeln vor die Tür zu gehen, ging ich zum Arzt. Zum Zahnarzt diesmal. Meine Zahnärztin wiegte den Kopf. Vermutlich sind die meisten Zähne, die ich habe, irgendwie schadhaft, da fällt die Auswahl schwer. Am Ende flickte sie einen, schickte mich wegen eines anderen zum Chirurgen, der ihn dann rausriss, und bestellte mich schließlich für nach dem Urlaub. Ich also zum Chirurgen, aber die Schwellung ging nicht weg. Ich bin nach wie vor irgendwie ausgebeult.
Nach dem Urlaub saß ich wieder auf dem bösen Stuhl. Die Ärztin wisperte beruhigende Worte, damit ich aufhöre, so fürchterlich zu schwitzen. Wenn Hunde in der Nähe wären, würden die alle entweder weglaufen oder sofort zubeißen, weil man überhaupt nicht mehr nach Angst riechen kann als ich in diesem Moment. Dann fing die Ärztin wieder an, in meinem Hund herumzufuhrwerken, die Geräusche waren recht schrecklich, und irgendwann tauchte sie aus meiner Mundhöhle wieder auf. Einige Stunden später war das Missbehagen komplett verschwunden.
Nicht verschwunden ist jedoch der dicke Lymphknoten. Jeden Morgen und jeden Abend stehe ich im Badezimmer vor dem Spiegelschrank und betaste die Schwellung. Ich glaube, es wird weniger. Ich bin mir aber nicht sicher. Ich vermute, dass fremde Leute mich inzwischen für leicht meschugge halten, weil ich ständig an meinem Kiefer knete, aber ich kann nicht anders. Ich habe, das ist Wahrheit, sogar schon gegooglet: „Lymphknoten abschwellen Tabletten“ und „Kosmetische Lymphknotenextraktion Kasse“, und wenn sich bis nächste Woche nichts tut, wird einer der Mitarbeiter des Debeka-Leistungszentrums Zeuge eines sehr merkwürdigen Anrufs.
das letzte, was ich möchte, ist, angst und schrecken zu verbreiten… aber bei mir war der lymphknoten erst nach einer serie chemos abgeschwollen. vielleicht muss da mal jemand reinkucken, was da für zellen drin sind, im lymphknoten… spätestens wenn die nachbarknoten sich auch regen. den kosmetischen chirurgen würde ich nicht empfehlen.
Danke für den Hinweis. Ich war beim Arzt, aber das scheint es gottlob nicht zu sein. Ich wünsche Ihnen aber auf jeden Fall gute Gesundheit und viel Glück!
danke, alles im grünen bereich bei mir!
Jetzt tun sie mir wirklich leid. Wenn Zahnarzt und Kieferchirurg alle Beherdungen tatsächlich abgeklärt haben, könnten einfach die Lymphbahnen „verlegt“ sein. Laden Sie sich im Internet eine schematische Darstellung der Lymphbahnen am Oberkörper runter und kaufen Sie sich eine ganz, ganz weiche Babybürste (Ziegenhaar) mit der sie ganz, ganz zart (das reicht nämlich um den Lymphfluss wieder in Gang zu bringen) Kinn, Hals, Armbeugen massieren.
Danke, das werde ich tun. Babybürsten habe ich sogar noch.
Liebe Modeste,
ein über mehrere Wochen geschwollener LK gehört weiter abgeklärt. Bitte stellen Sie sich mit der Problematik bei einem ärztlichen Kollegen vor. Für die Basisdiagnostik (Blutbild, Infektserologie etc) kann das ein versierter Hausarzt/Internist sein, der Sie bei Bedarf weiterverweisen kann.
Herzliche Grüße und alles Gute!
Das habe ich schon durchlaufen, es bleibt sonderbar. Nicht sehr beruhigend, wenn ich ehrlich bin. Danke.
Entzündete Speicheldrüse?
Angeblich nicht.