16. Dezember 2015

Alle anderen Leute im Filetstück sind älter als wir, und wir fühlen uns sehr jung, füllenhaft beweglich sozusagen, und bestellen aus lauter Übermut Bier, Wein und Sekt und ganz viel Fleisch. Hell glänzt hinter den Scheiben die Schönhauser Allee, gekrönt von dem grünen Bogen der U 2.

Wir bewundern die Kronleuchter über den Tischen und fragen nach dem Blauen Zweigelt, der hier immer gut war. Ich verstehe eigentlich nichts von Wein, kann mir ein paar Namen merken und ein paar Trauben, und kaufe ansonsten nach Etikett. Da sitze ich also und hebe mein Glas.

In den Spiegeln an der Wand sieht man, dass ich ungeschminkt bin und ein bisschen ungebürstet. Ich habe ein Kleid an, das mir nicht so besonders gut steht, und wenn ich mir selbst in die Augen schaue, weiß ich nicht, ob ich mich mögen würde, wenn ich mich nicht kennte. So aber proste ich mir zu, freue mich auf mein Steak, lobe die guten Vorspeisen und lächele in den Abend.

 

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