Am 4. Adventswochenende ist es überall schlimm voll, aber am 24. Dezember ist eigentlich alles wieder im Lot. Wir schlendern also die Friedrichstraße entlang und kaufen im Lafayette alles, was wir essen wollen: Shrimps in Aioli, Foie Gras, Blini mit Lachs, Königinpasteten, Pasteten überhaupt, verschiedene Fischterrinen, Champagner und Desserts. Schwer bepackt fahren wir wieder nach Hause. Auf dem Heimweg kommen wir an den Cafés der Nachbarschaft vorbei, auf deren vollen Terrassen Leute ihr Gesicht in die Sonne halten. Manche trinken Kaffee, andere Bier. Keiner Glühwein.
Der F. ist seit Tagen in einem kaum mehr steigerbaren Weihnachtsrausch und sieht überall Weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume. Der Bus von Mitte heim in den Prenzlauer Berg wurde von einem Busfahrer im vollen Weihnachtsbaumornat gesteuert, und der F. weiß nun alles über den Brotjob des Weihnachtsmanns, dem dieser 364,5 Tage im Jahr nachgeht. Heute mittag, teilt er atemlos mit, gehe der Weihnachtsmann heim und ziehe sich um. Dann würden die anderen Busfahrer Busse steuern, und der Weihnachtsmann walte seines eigentlichen Amtes.
An einen Mittagsschlaf ist nicht zu denken. Der F. tanzt wie ein Derwisch um den Weihnachtsbaum herum, der J. flucht, weil eine Kerzenkette nicht funktioniert, und erst, als wir um 14.30 Uhr bei einer befreundeten Familie vor der Tür stehen, um mit Mutter und ältestem Sohn in die benachbarte Kirche St. Bartholomäus zu gehen, umschließt mich das Weihnachtsfest wie eine der goldenen Kugeln am Baum, wie die Knospe einer Amaryllis, und ich entschwinde in einen dreitägigen Raum jenseits von Wochentagen, Arbeitslisten und Dingen, an die ich auf jeden Fall noch denken wollte. Hier bin ich, denke ich inmitten von raschelnden Nachbarn, herumlaufenden Kindern und den ersten Tönen der Orgel: Hier sitze ich, reich an Frieden und Glück, und was ich liebe, ist bei mir.
Ich wünsche allen Menschen auf der Welt, dass sie so denken und fühlen können: Ich bin reich an Frieden und Glück und was ich liebe ist bei mir. Was für ein Fest!