20. Dezember 2015

Weil der F. zum ersten Mal ganz allein einen Kindergeburtstag besucht, habe ich stundenlang frei und fahre ins Lafayette. Ich hasse eigentlich alle Kaufhäuser, weil ich Oberbekleidung kaufen blöd finde, aber im Lafayette bin ich ganz gern. Ich kaufe da aber eigentlich immer nur Wurst und Süßspeisen und niemals Kleider.

Eine ganze Industrie lebt davon, dass Menschen Kleider kaufen, weil sie irgendwann, vor vielen, vielen Jahren ihr Fell abgeworfen haben und jetzt ohne Kleider frieren, und dass Menschen schöner sein möchten, als es ihnen eigentlich zukommt. Tausende Zeitungen leben davon, dass Menschen Kleider kaufen, und es gibt viele Blogs, die beschäftigen sich nur damit, was Leute anhaben. Selbst ich, die ich in einer Branche arbeite, in der für ausgesprochen individuelle Kleider kein Raum ist, stehe allmorgendlich vor meinem Schrank und frage mich, was ich anziehen soll.

Niemand sollte das tun müssen, finde ich, verfluche die elende Zeitverschwendung und möchte an dieser Stelle daher für eine allgemeine Uniform plädieren, damit ein- für allemal Schluss mit dieser Kleiderkauferei ist. Die Uniformen will ich auch nicht kaufen gehen müssen, sondern man soll mir alle drei Monate einen aktuellen Satz mitsamt Unterwäsche und Socken zuschicken und das Geld dafür abbuchen. Natürlich müsste die Uniform bei 60° C waschbar und trocknergeeignet sein. Man müsste darin auch radfahren können.

Gut, manche Leute würden sich zuerst ein bißchen ärgern. Ganz schnell wäre es mit dem Ärgern aber vorbei. Die ganze Zeit zum Aussuchen, Einkaufen, Anziehen: Was man in diese Zeit alles machen könnte. Die halbe Welt schaut ja gerade immerzu Serien. Die könnten dann noch mehr Serien sehen. Ich würde morgens länger schlafen und müsste mir endlich keine Gedanken mehr machen, ob das, was ich anhabe, eigentlich auch für einen Spielplatz, die Staatsoper oder ein Verwaltungsgericht sozialadäquat aussieht, und wer sich auch nach einer gründlichen Probierphase mit der Uniform nicht abfinden kann, macht dann einfach nicht mehr mit, bedauert und bemitleidet von den entspannten und ausgeschlafenen Uniformträgerinnen.

14 Gedanken zu „20. Dezember 2015

    1. Ich gebe mir immer wieder Mühe, Interesse an Mode zu simulieren, weil ich weiß, dass es sich um einen Weg der Kommunikation handelt, den man nicht unterschätzen darf, aber ich schaffe es einfach nicht.

  1. Verstehe das nicht. „Deine E-Mail wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert.“ Und jetzt werden sie doch veröffentlicht? Ach, habe nicht richtig gelesen: „Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht….“ LESEN MÜSSTE ICH KÖNNEN!

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