Dein Sommer ohne Dich

Aber gerade jetzt sitzen am Landwehrkanal Leute unter schwankenden Lampen. Im schwarzen Wasser spiegeln sich Kerzen und Kleider und Haut. Helles Gelächter und Stimmen, Eiswürfel im Glas und Schritte auf Holz. Trinkt noch jemand Gin Tonic?

Auf den Stufen zur Spree sitzt auch heute ein Paar. Vielleicht hat sie Pumphosen an und fettige Dreadlocks. Vielleicht hat er einen zu dünnen Bart und dreht selbst. Vielleicht aber sind es Daphnis und Chloe, vielleicht hält sie in ihren Händen den Mond. Vielleicht wird aus ihm einmal ein himmlischer Schäfer. Vielleicht warst das du.

Vielleicht tanzt er mit ihr morgen früh auf der Oberbaumbrücke im ersten Licht eine Polka. Vielleicht sitzt am Ufer der Spree ein Nöck und schenkt ein. Ganz sicher aber ist keins der Märchen der Stadt mehr für dich, und auf deinem Weg von der Bahn: Nur die Scherben.

5 Gedanken zu „Dein Sommer ohne Dich

  1. Kenne ich, das Gefühl. Man meint der/die einzige zu sein, der in dieser Stadt arbeiten muss und statt durch Sommerabende tänzeln, fertig nach 10-12 Stunden im Büro auf der Couch liegt. Dann weiss ich, dass mein Gehalt im Grunde Schmerzensgeld ist.

      1. Es ist die Abgeklärheit des Alters. Die Erfahrung, dass solche Sommerabende in Berlin selten sind, und das Versprechen noch seltener einlösen.

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