Geld

Erschreckt sehen wir uns an. Das – sehr empfehlenswerte – Ryokan nimmt keine Karten. Unter vielfältigen Entschuldigen und Erklärungen, die wir alle nicht verstehen, reicht man uns die Karte zurück. Wir müssten, so erscheint es auf dem Display des Handys, das man uns entgegenhält, im nahegelegenen Ort Geld holen und zurückkommen.

Kein Beinbruch, versichern wir uns. Man ruft uns ein Taxi, wir steigen in dasselbe, lassen uns zwischen Reisfeldern und kleinen Holzhäusern zehn Minuten in die nächste Kleinstadt fahren und steuern einen Supermarkt an. Da gibt es meistens Geldautomaten.

Leider kann auch der Fahrer kein Englisch. Eigentlich kann in dem Ort überhaupt niemand englisch, das stört aber niemanden. Alle haben Handys, in die sprechen sie und lassen dann Google Translator übersetzen. Das funktioniert ganz gut. Auch der nette, ältere Taxifahrer versteht nicht sofort, aber so nach und nach, was wir wollen.

Vorm Supermarkt sind wir noch ganz optimistisch. Leider kommt der J. nach zwei Minuten zurück. Anderer ATM. Dieser nimmt nur japanische Karten. Der Taxifahrer fährt also weiter. Auch der nächste ATM funktioniert jedoch nicht mit VISA. Und der übernächste auch nicht. Wir diskutieren, ob vielleicht Paypal funktioniert, ob man überweisen kann, wie wir das verständlich machen, wenn wir uns so schon kaum verständlich machen können, und dann beschließen wir, dass wir jetzt einfach zum Hotel zurückfahren und den besten Weg irgendwie mit denen klären. Mit starker Betonung auf irgendwie.

„Halt!“, rufe ich nach ein paar Kilometern. Eine Post. Postunternehmen liegt so eine gewisse Internationalität im Blut, die wissen bestimmt was, und ganz richtig klebt an den beiden Geldautomaten im Vorraum ein Schild. Visa. Gottseidank, lobe ich meinen Schöpfer und schiebe meine Karte in den Schlitz, der sie laut schnalzend verschlingt.

Leider gibt es für meine Karte auch hier keinen Service. Ich fluche. Vielleicht komme ich für die Flüche des heutigen Vormittags eines Tages in die Hölle. Weil auf der mir zuletzt gezeigten Seite steht, man solle mal fragen, gehe ich, als ich fertig geflucht habe, rein. Natürlich kann auch hier niemand englisch, in diesem ganzen Ort kann niemand englisch, wozu auch, aber schließlich kommt doch jemand mit mir vor die Tür, schiebt feierlich meine Karte in den Schlitz und es passiert| nichts. Mit beiden Händen und einem freundlichen Lächeln wird mir meine Karte wieder überreicht.

Inzwischen stehen auch der J. und der F. neben mir. Wir schieben nun hintereinander alle Karten, die wir überhaupt haben, in den verdammten Automaten. Höflich steht der Postangestellte neben uns und erklärt etwas, was wir auch nicht verstehen. Die Situation ist insgesamt schon eher so mittel.

Irgendwann aber stöhnt der J. erleichtert auf. Kreditkarten verweigert die höllische Maschine nach wie vor. Aber er erkennt – an dieser Stelle ertöne ein Tusch – VPay.

(Ja. So habe ich auch geguckt.)

Das Abhebungslimit von VPay zwingt uns zwar, gleich alle unsere ec-Karten hintereinander in den Automaten zu stecken. Aber immerhin: Erleichtert sitzen wir zehn Minuten später im Taxi. Irgendetwas sagt mir, dass der Taxifahrer sich über uns Anfänger herzlich amüsiert, während er uns wieder zum Hotel fährt, wo wir unser Gepäck einladen, bar bezahlen, und dann zum Bahnhof fahren, wo der Taxifahrer uns fröhlich winkend entlässt.

2 Gedanken zu „Geld

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