Ach wissen Sie, so unpraktisch bin ich eigentlich gar nicht. Ich kann ordentlich kochen und weiß, wo man einen Kardinal hinsetzt, wenn er zum Essen kommt. Oder was man machen kann, wenn Bratensauce aufs Tischtuch kommt. Ich kenne mich auch mit der Pflege von Holzmöbeln aus, könnte Socken stopfen, wenn ich mehr Zeit hätte und Socken teurer wären, und außerdem kann ich wirklich viele Flechtfrisuren, für die mein Sohn leider dramatisch zu kurze Haare hat. Aber wissen Sie was: Ich hatte noch nie einen Bohrer in der Hand.
Ganz früher war das natürlich nicht nötig. Da war ich ja noch daheim. Und etwas später rief ich, wollte ich etwas anhängen oder aufbauen oder so, meinen Vater an. Der packte dann ales zusammen, setzte sich ins Auto und fuhr los. Manchmal fragte ich auch meinen jeweiligen Freund, außer, der J. bekleidete gerade diese Funktion, denn der hat diesbezüglich auch keine Ahnung.
In Hinblick auf leckende Siphons, abblätternde Türen, Bilder, die dringend mal aufgehängt werden müssen und Lampen für Decke und Wand war es eindeutig ein Fehler, ausgerechnet den J. zu heiraten, aber wenn man die Gelegenheiten, bei denen man sich einen Heimwerker wünscht, zu den Gelegenheit in Relation setzt, bei denen gutes Aussehen und Originalität überzeugen, überwiegen nach wie vor die Argumente, die für den J. und gegen einen netten Berliner Handwerker sprechen. Meine Bilder, Regale, Lampen jedoch hängen sich von der positiven Einschätzung meiner damaligen Entscheidung leider immer noch nicht auf. Einen Hausmeister, der schnell einmal für einen Fünfer anpackt, habe ich nicht. Immer mag ich auch nicht auf meinen Vater zählen, und so überlege ich ernsthaft, nunmehr, in meinem 42. Lebensjahre, einen Kurs zu belegen, in dem man lernt, wie man Nägel in die Wand bekommt, an seiner Küche herumschraubt, Dübel befestigt und bohrt. Es wird wunderbar werden.
Das klingt deutlich besonnener und erwachsener als das Vorgehen, mit dem ich seit Auszug aus dem Elternhaus schon viel kaputt gemacht habe: „SO SCHWER KANN DAS JA WOHL NICHT SEIN!“ – und einfach mal probieren.
Allerdings sieht meine Schadensbilanz besser aus, seit ich immer erst mal bei Youtube nachsehe.
Youtube ist wunderbar.
Ihre Texte erfreuen mich seit Jahren, sehr gerne würde ich etwas zurückgeben. Und ich habe gerade zwischen zwei Jobs etwas Zeit. Wenn Sie mögen, bringe ich Ihnen das Übliche bei (Löcher, Dübel, Abfluss, Wasserhahn tauschen, Bilder aufhängen, Stecker und Lichtschalter tauschen, Deckenlampen anschließen, Fahrrad reparieren).
Aber wenn Sie das lieber in einem Kurs lernen wollen, verstehe ich das auch gut.
Das ist aber nett, ich freue mich sehr!
Klingt sehr vernünftig.
Ich konnte mich bislang nicht dazu aufraffen,ahne aber, dass es ohne nicht gehen wird.
Der Liebstebeste ist von seiner Kindheit als männlicher, bastelunaffiner Blaustrumpf in einem Handwerker-und-Techniker-Haushalt so traumatisiert, dass er knapp am PTSD-Flashback vorbeischrammt, wenn ein Bohrer zu betätigen wäre.
Das kann ich mir vorstellen, das ginge mir nicht anders.
Ich würde auch eher Youtube empfehlen. Da gibt’s von Anleitungen, wie man Kieler Sprotten isst, bis zum Demonstrieren von Nägel in die Wand schlagen wirklich alles: https://www.youtube.com/watch?v=vm0uoO8c2YY
Ich bin immer wieder beglückt und erstaunt, was man alles findet
Das erlernen neuer Fähigkeiten schafft auch neue Horizonte.
IKEA Möbel?
Youtube Anleitungen sind da wirklich oft hilfreich.
Ich habe gestern als studierter Informatiker in unter einer
Stunde ne Lichtmaschine am Auto gewechselt.
Ich sage ja – neue Horizonte.
Eine … was?
Es ist ein weiter Weg.
Ein großes Abenteuer.
Kaufen sie Pflaster.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtmaschine
Schließe mich der Empfehlung von kaltmamsell an. Diese Unabhängigkeit ist unbezahlbar, den Rest lehrt einen die Physik.
In der Prä-Youtube-Ära hab ich stolz wie Bolle mein erstes Loch in die Wand gebröselt. Es war so wunderschön – bis es sich mit einem lauten Knall wehrte, weil darunter eine Stromleitung lag und dann einen künstlerisch wertvollen schwarzen Rand hatte. Das erste Bohrloch vergisst man nie.
Uh. Ich wäre vermutlich so traumatisierte, dass ich nie wieder einen Bohrer in die Hand nehmen würde.
wahnsinn! in meinem langen handwerkerinnenleben (nein, nicht heimwerkerin!) habe ich wirklich noch nie eine leitung getroffen. und ich bohre gern, wie jede weiß, die schon einmal meine wohnung betreten hat. ich habe sogar schon todesmutig einen dübel direkt neben eine verteilerdose gesetzt. ohne erfolg! ich gratulieren zu DER treffsicherheit.