Vom Markt

Schwer atmend hängen der J. und ich am Küchentisch in den Seilen. Es ist kurz vor acht und eigentlich könnte ich jetzt unproblematisch bis morgen schlafen. In Rückenlage wohlgemerkt. Unter mir biegt sich ganz leicht der Boden, rechts und links von meinen Hüften geben die Lehnen meines Stuhls ein bisschen zu den Seiten nach. Hinter der verschlossenen Tür des Kinderzimmers unserer Ferienwohnung schläft der F. den Schlaf des Gerechten. Wir wollten eigentlich essen gehen, aber als der F. bei der ungefähr 25. Wiederholung seines Hörspiels „Was ist Was – Bienen“ gegen 18.00 Uhr einfach einschlief, musste der J. das Kind des Hauses bewachen und ich war auf dem Markt gegenüber.

Der Markt besteht aus vielleicht 30 Buden. Wir sind ziemlich weit weg von der Innenstadt, deswegen gibt es kein Kunsthandwerk und keine Andenken, sondern Fisch auf großen, metallenen Platten, Fleisch, das der Metzger mit einem Beil in Stücke haut, Gemüse und Obst, und ansonsten fertige Speisen. Es wird gegrillt, panierte Hähnchen werden wuchtig zerteilt, Salate gestampft und gemischt, in großen Schüsseln gibt es Curries, gedämpfte Bananenblätter mit irgendwas drin, und einige ausgesprochen schwer definierbare Speisen. Wenn man dreimal da war, grüßen die Leute einen und reden auf Thai auf einen ein. Wenn man nichts versteht, reden sie noch lauter.

Es ist gar nicht so leicht, sich in Thailand zu überfressen. Ein bisschen Reis, ein paar gegrillte Hähnchenspieße, ein Maiskolben: Das ist ja quasi noch für den hohlen Zahn. Darauf eine Runde Frühlingsrollen, Wachteleier in Wantanblättern, ein bisschen scharfen Glasnudelsalat mit Tofu: War was?

Gut, die Schnitzelspieße. Und die Rindsbulettenspieße in der scharfen Sauce. Und den Hackfleischsalat mit Tintenfisch und den grünen Bohnen und sehr, sehr viel Chili. Und den Sticky Rice mit ganz gelber, triefender, duftender Mango. Die Onigiri mit Thunfisch drin. So kleine Reismehlküchlein mit Kokosmilch. Frische Ananas. Und dazu Chang Bier.

Das Rosinenbrot und die Windbeutel stellen wir für morgen früh in den Schrank. Melone gibt es auch erst wieder morgen. Heldenhafterweise habe ich auf den Anlauf weiterer Chips in der Geschmacksrichtung Wasabi verzichtet, vermutlich ginge es auch gar nicht mehr, denn hier sitzen wir nun: Zu satt für jede weitere Regung, uns gegenseitig matt versichernd, dass das hiesige Essen unmöglich fett macht, und mit dem vagen Plan, den großartigen Besuch in einem Elefantencamp für alte Elefanten heute morgen demnächst noch einmal zu wiederholen. Wenn wir uns bis dahin wieder bewegen können.

4 Gedanken zu „Vom Markt

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