Der F. ist ein schlechter Verlierer. Wenn es nicht gut läuft mit Würfeln oder Karten, zieht er erst die Unterlippe ein, die Zehen strecken sich nach oben. Dann sammelt sich langsam, langsam, eine Träne am unteren Augenlid. Mancher verließe nun das Spielfeld, andere wischten sich das Gesicht ab und spielten weiter, aber den F. hält dann nichts mehr auf seinem Platz. Er wird laut, also so zumindest halblaut. Er verwünscht Schicksal und Schöpfer, er wandert umher. Aber er spielt immer zu Ende.
Am Ende knallen manchmal Türen. Karten werden auf den Boden geschleudert, der F.wird knallrot und dann verschwindet er. Ein paar Minuten später ist er wieder da. Nächste Runde. Revanche.
Dass es nach ein paar Minuten immer weitergeht, beruhigt mich auf der einen Seite. So schlimm scheint es nicht zu sein. Er liebt Gesellschaftsspiele auch und wirft auf den Stapel Spiele in der Ecke des kleinen, vollgestopften Spielwarengeschäfts in unserer Straße immer wieder begehrliche Blicke. Wenn Freunde da sind, erklärt er hingebungsvoll die Regeln und spielt, wenn auch nicht weniger emotional als mit uns.
Bisweilen mache ich mir Sorgen um den F., der um so viel weniger beherrscht spielt als die achtjährige A., die mit einem freundlichen Lächeln verliert und erklärt, das sei nicht so wichtig. Oder der getreue E., Freund seit den ersten Krippentagen, der F. ab und zu gewinnen lässt, um die Stimmung oben zu halten. Wäre es nicht gut, wäre auch dem F. jederzeit bewusst, es sei nur ein Spiel?
Dann aber ist es spät. Lächelnd schläft der F. zusammengerollt in einer Kuhle aus mehreren Decken. Mein Herzblatt, küsse ich ihn auf beide, immer noch weichen Wangen und bewundere den sanften Schwung seiner Wimpern. Wäre sein Leben wirklich schöner, wäre er gelassener und fände sein Vergnügen im Spiel an sich? Wiegen die Momente, in denen er der größte Junge vom Prenzlauer Berg ist, golden am Firmament, nicht die anderen auf? Und genießt er nicht auch, wie ich, selbst die Tiefpunkte, weil er sich selbst dann lebendiger fühlt als jeder, der in stabilen Mittellagen zu Hause ist und diese Kurven nicht kennt? Bleib lebendig, wünsche ich ihm dann. Und: Ich wünsche dir ein leidenschaftliches Leben.
Wer nach einer Niederlage wieder aufsteht und weiterkämpft, hat die wesentliche Voraussetzung dafür, im Leben Erfolg zu haben.