Ich will das alles nicht mehr, denke ich und wische mit einem feuchten Lappen über den Waschbeckenrand. Mein reizender Sohn, der F., kann nämlich nicht Zähne putzen, ohne Zahnpasta über eine Fläche von ca. 1 mal 1 Meter recht gleichmäßig zu verteilen, es ist ein klein bisschen ein Phänomen. Gerade habe ich in der wirklich schönen Küche des Ferienhauses abgewaschen und die Spülmaschine eingeräumt. Ich schaue auf die Uhr. Essen müsste ich demnächst auch mal wieder machen.
Bevor ich die Treppe fege und die Betten mache, setze ich mich für zehn Minuten auf die Terrasse. Wir haben drei Terrassen am Ferienhaus, direkt davor das spiegelnde Wasser. Es ist eigentlich ziemlich perfekt hier, heute spannt sich sogar der Himmel zart wie hellblaues Porzellan über das Meer, und man hört die Schreie der Möwen. Schön wäre das, in jedem anderen Jahr, aber in diesem habe ich so viel geputzt in den neun Wochen ohne Putzfrau, war so viel zuhause, um zu kochen, zu backen und zu lesen, dass es mir reicht mit der Zurückgezogenheit und der Stille der Landschaft: Straßencafés will ich jetzt. Freundinnen in Bars umarmen. Fremden zulächeln auf dem Markt, so vom Römersalat zu den Grapefruits. Zu dritt im Dampfbad sitzen und mir das Leben meiner Freundinnen anhören, das meistens viel spannender ist als das meine. Herumfahren, Plaudern im Speisewagen auf dem Heimweg nach Berlin. Herumschlendern in Nizza, in München, in Wien, in Florenz. Freunde besuchen, weil die gerade in den Sommerhäusern ihrer Eltern sind, Picknicken unter Laternen, und ganz, ganz sicher nicht weitere Wochen allein in einem Haus die Spüle wischen, egal, wo das ist.
Wie wahr, schöne große Ferienhäuser bedeuten viel Arbeit, aber man müsste ja nicht alles allein machen, und so auber wie zuhause muss es ja auch nicht unbedingt sein, oder?