Auf dem Weg zurück ins Büro am Samstagabend fällt mir der H. ein, mit dem ich zwei- oder dreimal Essen war, 2008 oder 2009, aber dann hatte ich quasi immer Termine, wenn er sich meldete, und wenn ich mich meldete, reagierte er nicht schnell genug und ich rief woanders an, und deswegen freundeten wir uns nicht so richtig an und ich weiß heute nicht mal mehr, wie er mit Nachnamen hieß. Es war auch nichts Romantisches, nur eine zwischen Terminen stecken gebliebene Freundschaft.
Irgendwann war ich mit dem H. im Ostwind, das war ein chinesisches Kellerlokal damals, Kollwitzkiez, ich drückte die ganze Zeit auf meinem Blackberry herum, weil immer, wenn ich was schrieb, sofort eine Antwort kam, und ich psychologisch unfähig bin, das für ein paar Stunden einfach zu vergessen. Ich entschuldigte mich quasi die ganze Zeit beim H., der lächelte ziemlich säuerlich, und als wir bei der obligatorischen gebackenen Banane angekommen waren, stieß er zu: Was ich eigentlich mit dieser Betriebsamkeit kompensieren will. Da saß ich also und der Honig tropfte von meiner Banane und ich sah genau so armselig bedürftig aus wie ich mich fühlte.
Keine Ahnung, was ich als Antwort hervorwürgte. Vermutlich, dass ich den Job eben liebe, und tatsächlich stimmte das damals und heute stimmt’s auch. Aber als ich am Samstag mein leeres Büro aufschließe, fällt mir auf, dass das nur die halbe Wahrheit ist, denn meinen Beruf kann ich ziemlich gut, aber alles andere, alles mehr so mit Menschen, kann ich maximal mittel und an manchen Tagen nicht einmal das.
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