Es gibt keine grausamere menschliche Erfindung als Gott.
Onkel P. (1982)
Es gibt zwei sehr einleuchtende Geschichten, die Joel und Ethan Coen in ihrem aktuellen Film erzählen.
Die erste Geschichte ist schlicht: Gott beschließt eines Tages im Jahre 1967 seinen Knecht Larry Gopnik auf die Probe zu stellen. Larry ist rechtschaffen und redlich und gottesfürchtig, meidet das Böse schon aus Phantasielosigkeit, und verdient seinen Lebensunterhalt als Physikprofessor in einer jüdisch geprägten Kleinstadt im mittleren Westen der USA. Er ist verheiratet, er hat zwei Kinder im Teenageralter, sein leicht verwirrter Bruder lebt bei ihm, und außer einer Festanstellung fehlt ihm nichts Sichtbares für ein wohltemperiertes, wenn auch etwas klägliches Glück.
Dann aber beginnen Gottes Proben. Seine Tochter stiehlt Larry Geld für eine Nasen-OP. Ob sein kiffender Sohn als Bar Mitzwa die Torah-Verlesung fehlerfrei hinbringen wird, ist äußerst fraglich. Ein Student erpresst und besticht ihn. Kurz vor der Beratung über seine Festanstellung tauchen diffamierende Briefe bei der Universiätsleitung auf. Seine Frau will sich von Larry trennen, um mit einem unglaublich öligen Witwer zusammenzuleben. Larry soll ausziehen und landet im Jolly Rogers, einem ungewöhnlich tristen Motel. Sehr, sehr traurig ist das alles, und – immerhin handelt es sich um eine Komödie – unendlich komisch.
Larry trägt diese Schicksalschläge maximal mittelmäßig gut. Er habe doch nichts getan, beteuert er wieder und wieder, und weil er sich auf all dies keinen Reim machen kann, beschließt er, Geistliche aufzusuchen. Die drei Rabbis aber helfen ihm nicht im Ansatz weiter. Larrys Welt ist aus den Fugen.
Am Ende hält Larry den Versuchungen Gottes nicht stand. Gerade als sich Larrys Schicksal wieder verbessert, taucht ein neuer Tiefschlag in Form einer hohen Anwaltsrechnung auf, und Larry geht auf die Erpressung des Studenten ein. Statt eines „F“ soll es ein „C“ sein. Bestanden. Das Geld steckt er ein. In diesem Moment aber spuckt Gott Larry Gopnik aus, um ihn zu zertreten: Sein Arzt ruft an, und es hört sich schlimm an. Auf die Schule seines Sohnes rast ein Tornado zu, und in des Sturmes schwärzlicher Säule sehen wir den rächenden Herrn aller Himmel in seinem Zorn. Soweit, so gut.
Die andere Geschichte aber ist weniger erbaulich: Vielleicht interessiert Gott sich ganz und gar nicht für Larry Gopniks Redlichkeit, seine Standfestigkeit und seine Tugend. Vielleicht spielt Gott mit Larry wie eine junge Katze mit einer Maus. Vielleicht wird Larry zertreten, weil er gerade da war, vielleicht lacht Gott über Larry, weil sein Unglück eine außergewöhnlich komische Dimension hat. Vielleicht wirft Gott auf Erden alles durcheinander, und manchmal trifft es eben ein Geschöpf mehr als die anderen. Vielleicht – aber diese Möglichkeit ist angesichts von so viel Unglück geradezu skandalös – gibt es Gott schier gar nicht, und alles Leiden ist so sinnlos wie die Rechtschaffenheit und die Redlichkeit, und die Gottesfurcht geht ins Leere zwischen den gleichgültigen Körpern im Raum.
(Wir aber lachen)
kennen sie „adams äpfel“? wenn ja, meinen sie, dass die coen-brüder den film auch kennen müssten?