„Verdammt.“, flucht der J. und ich pflichte ihm bei. Wir haben beide in elektronischen WM-Tipprunden auf Spanien gewettet, und mit Spanien sieht es schlecht aus. Ich belege gerade Platz 128, und über das Ranking des J. darf ich öffentlich nicht sprechen.
„Wie kann denn sowas nur ….“, stöhnt der J. auf dem Sofa und dreht seine Locken nervös um den Zeigefinger, wie er es immer macht, wenn er sich ärgert. Ich dagegen gähne. Mein Interesse an Sport samt Wettplatzierung hält sich nämlich in ausgesprochen engen Grenzen. „Die sind doch gekauft.“, ächzt der J. weiter und saugt an seinem Lammsbräu alkoholfrei, und mir wird auf einmal alles klar. Die Spanier. Die Kanzlerin in Brasilien. Und tatsächlich sind ja in der Chefetage der deutschen Wirtschaft ziemlich viele Leute fußballinteressiert. Wenn die alle zusammenlegen – also hier ein Milliönchen, da ein Milliönchen. Hier 500 Ausbildungsplätze im deutschen Maschinenbau. Da eine Fabrik irgendwo im spanischen Hinterland, wo normalerweise Fuchs und Hase einander ¡hola! sagen. Und dann ein sehr nervöser, sehr besorgter Prinz Felipe, wie er die spanischen Fußballspieler quasi bekniet, für das nationale Wohl dieses eine ganz besondere Opfer zu bringen. Die gesenkten Köpfe der Spieler. Das mannhafte Nicken, und dann mit zusammengebissenen Zähnen Augen zu und durch.
Ich glaube, ich muss meine weiteren Tipps noch mal ändern.
Nun, bei uns in der Schweiz sagen wir gerne – und nicht ohne Neid: „Fussball ist, wenn 22 Männer einem Ball nachrennen und am Schluss die Deutschen gewinnen.“ Falls ihre These stimmt, wäre dann auch das erklärt.
Der Spruch stammt eigentlich vom englischen Nationalspieler Gary Linecker:
„Football is a simple game; 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans win.“
Er sagte es nach dem verlorenen Elfmeterschießen im WM-Halbfinale 1990.
dabei handelt es sich um ein weitverbreitetes gerücht ohne realen bezug, fürchte ich.