Gepfiffen

Mit der Zeit arrangiert man sich ja mit seinen Unfähigkeiten. Ich beispielsweise kann weder singen noch Handstand. Wenn ich Englisch spreche, fallen den Liebhabern der englischen Sprache wegen meiner miesen Aussprache die Augenbrauen aus, und meine Fähigkeiten zur Fischzubereitung sind eher rudimentär. Das stört mich aber alles nicht. Wer in lupenreinem Queen’s English auf den Händen Fisch gebraten bekommen will, soll gefälligst jemand anders fragen. Das ist mir schnuppe.

Früher war das anders. Ich war beispielsweise jahrelang Mitglied des Schulchors, um dem damals sehr verehrten G. möglichst nahezukommen. Im Ergebnis hat das alles nicht hingehauen, das Singen wie das Nahekommen, aber für einen ordentlichen Gesang hätte ich damals schon Einiges gegeben. Ebenso Ballett. Ich musste fünf Jahre tanzen, und habe jede einzelne Stunde gehasst. Weil ich ein schlechter Mensch bin, habe ich mich sogar ein bisschen gefreut, als die Lehrerin dann krank wurde, und ich nicht mehr tanzen musste. Aber nur einmal zu können, was diese Frau von mir wollte: Das wär‘ schon was gewesen. Heute natürlich alles egal.

Übrig bleiben ziemlich wenige Fähigkeiten, die ich bis heute ganz gern hätte. Ich versuche es immer wieder mit Fisch. Da muss doch was gehen. Ich wäre gern etwas sportlicher, aber mehr so aus optischen Gründen wegen Gewicht und so. Ich würde gern kraulen können, weil ich im Brustschwimmodus – wie man in manchen Spas ja leider auf großen Spiegeln sieht – an meine Großmutter erinnere, nur abzüglich der Badekappe. Doch wenn heute nacht eine gute Fee an mein Fenster pochte und mich fragte, was ich denn ab sofort …. sie hätte da noch einen Wunsch über, dann fiele mir das alles nicht ein, sondern ich gurgelte schlaftrunken, aber ehrlich nur: Ich  möchte pfeifen können.

So richtig hoch und laut und schrill. Jahrzehntelang versucht, viel öfter als Fisch braten oder Kraulen, nie gelungen, und anders als bei vielen anderen Unfähigkeiten: Das ärgert mich immer noch. Damit bin ich noch nicht fertig. Die Fee kann kommen.

18 Gedanken zu „Gepfiffen

  1. Wegen des Fischs: Es gibt diese Zubereitungsarten im Ofen – entweder in so einer Art Auflaufform, oder so eingepackt in Alufolie, mit Kräutern und Knoblauch.
    Das ist eigentlich eine recht sichere Bank.

      1. „Gebratener“ Fisch aus der Pfanne, der dann auch noch gut aussieht, ist schwer. Panade hilft, die richtige Fischsorte, und das „auf der Haut braten“. Folienkonstruktionen machen saftigen Fisch, aber der ist eben überall saftig, und ohne Kruste.
        Gute Ergebnisse erziele ich mit einer Backpapierunterlage auf dem Blech. Einigermaßen große (ca. 300g) Stücke, nur gesalzen oder je nach Fischsorte (Lachs!) mit Teriyaki Sauce bestrichen, bleiben 20 Min bei knapp 200 Grad im Ofen, dann erst Pfeffer drauf – herrlich.

  2. Die irischen Feen, die hier über das Wasser toben, können fluchen, Gewitter aus dem Stand herbeirufen und ich nehme an, auch kräftig pfeifen, den Wunsch lege ich unter einen Elfenstein und wenn das klopft am Fenster, ja dann kann gepfiffen werden.

  3. pfeifen können ist schon ganz praktisch. mein onkel hat so im wald beim pilzesuchen seine familie zusammengepfiffen. es gab eine bestimmte erkennungsmelodie, damit sie sich nicht bei jemand anders einfinden, so mitten im wald.
    meine pfeifversuche klingen eher wie krähenkrächzen. aber lernen kann man es bestimmt! der wald ist sehr geeignet zum üben. tief atemholen, mund spitzen und dann

  4. Pfeifen zur Kommunikation ist sehr praktisch.
    Mein Söhnchen konnte bereits seit dem Kindergarten pfeifen und ist seitdem niemals, auch nicht in großen Menschenmengen länger verschwunden. Einmal den „Familinepfiff“ hin und zurück und schon ist alles klar.
    Funktioniert sogar quer durchs KAUFLAND.
    Jetzt ragt er allerdings so weit oben raus dass er seltener verschwindet. Pfeifen funktioniert allerdings immernoch.

    Pfeifen ist doch eigentlich total einfach: vorne mit den Lippen ’n kleenes Loch bilden und Luft durchpusten. Dabei hinten (ganz hinten!) die Zunge in Richtung Gaumen schieben bis es lospfeift.

  5. Ach, ich kann so mitfühlen.
    Bei den Aufführungen des Schulchores musste ich playback singen, also nach Karpfenart. Purzelbaum ist ein wunderschönes Wort, das aber in seiner technischen Ausführung mir immer fremd bleiben wird.
    Ich schwimme immer noch wie ein ins Wasser geworfener Hund und pfeifen kann ich auch nicht.
    Allerdings kann ich Fisch. Ich bade den vorher immer in Zitonensaft, was ihn dann so ganz fein werden lässt. Das muss man aber nicht können.
    Pfeifen ist wichtiger.

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