Vielleicht fährt unsere Welt gerade zur Hölle, wenn man so ins Internet schaut, aber ich sitze in meinem Büro in meergrün und weiß, schaue auf den Karpfenteich im Hinterhof und trinke eine Schale langsam erkaltenden Genmaicha.
Am alten Kempinski vorbei radele ich den Ku’damm abwärts Richtung Kreuzberg und nehme mir vor, einmal darüber zu schreiben, wie ich mein erstes Steak Tartare als Kind im Kempinski gegessen habe, und wie grandios ich den Messingwagen fand mit den vielen kleinen Schälchen mit den Zutaten und überhaupt, wie toll dieses alte Berlin war. Wie es roch, wie es aussah, und wie schade, dass nicht mehr davon übrig ist.
Höhe KaDeWe fallen ein paar Tropfen, aber schon zwei Kilometer weiter ist die Straße wieder trocken, und selbst meine Haare fühlen sich an, als hätte es nicht geregnet, ach, nie geregnet, seit April nicht mehr geregnet, und als ich am Landwehrkanal mein Rad abschließe, sehe ich zwischen den Gehwegplatten ein paar letzte Büschel vertrocknetes Gras. Die Bäume sind staubig und zittern.
Im Feedback gibt es Kantonküche, und als ich sehr schnell einige Dim Sum, ein Aperol Spritz und ein Bier getrunken habe, fühle ich mich auf einmal sehr schwer. Freund M. erzählt von seinem neuen Job, wir sind glücklich und trinken auf die Liebe, und als ich einige Stunden später von der Oranienstraße aus nach Hause fahre, ist die Nacht noch so warm, so verheißungsvoll, so vielversprechend wie eh und je.
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Gerne gelesen
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Die Welt geht nicht zur Hölle.
Menschen, die zu viel Zeit auf twitter zubringen, und zu wenig mit dem Fahrrad durch den Sommer fahren, gehen zur Hölle.
Das sollte man besser nicht mit der Realität verwechseln, und sich nur mitanschauen, wenn man starke Nerven hat.