Zwischen des Fresken der Casa Bartholdy bleibe ich stehen. Schön ist es hier, denke ich, und bis der R. und die I. erscheinen, habe ich noch eine Menge Zeit. Genug für ein paar Stunden Augenlust und ein bißchen Spargelschälen und Erdbeerputzen dazu. Ruhig bin ich trotzdem nicht.
Irgendwo knapp unterhalb des Zwerchfells schlägt ein kleiner Hammer, schätzungsweise Metall, die ganze Zeit gegen die Rippen, etwas schneller als mein Herz und sehr irritierend. Wie immer, wenn ich angespannt bin, reibe ich Daumen und Zeigefinger der linken Hand gegeneinander, unwillkürlich, nichts dagegen zu unternehmen, und beschleunige und verlangsame meinen Schritt ohne rechten Anlass. Nach oben zu Liebermann, nach hinten zur Düsseldorfer Schule, zurück, und dann wieder nach unten. Sehr ruhig, gelöst und gelassen sitzt der J. im zweiten Stock auf einer steinernen Bank, wartet auf mich und lächelt mich an, als ich abwärts steige. Als wir die Alte Nationalgalerie verlassen, hört das Hämmern und Klopfen nicht auf.
Auch auf dem Heimweg höre ich die raschen, dröhnenden Schläge. Verschwinde, fahre ich den lumpigen Tambour an, der auf meinen Rippen reitet, aber der grinst nur und schüttelt den Kopf. Du bist mein, sagt er und fletscht die gelben, entblößten Zähne, dass es mich schaudert. Lass mich in Ruhe, bitte und bettele ich vergebens, noch Stunden später daheim, den Sparschäler in der Hand.
Irgendwann abends, zwischen Hauptgang und Dessert, geht der Hammerschlag schlafen, viel zu spät. Lachend und essend, trinkend und debattierend sitze ich am Tisch. Die britischen Abgeordneten. Das deutsche Umweltrecht. Italo Calvino und Christoph Ransmayr, meine Mutter und R.’s Tante, und die Fahrstuhlmusik, die der Vater vom J. macht, seit er Rentner ist und den ganzen Tag daheim.
So könnte es immer sein, halte ich mir vor, lausche in eine Gesprächspause dem eigenen Herzschlag nach, und höre mit leichtem Frösteln – weit entfernt, aber gut vernehmbar – den Tambour leise höhnisch lachen.