soso, Herr Petropulos, der Sie in der gestrigen Ausgabe der FAZ das Ende der „Illusion der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ proklamiert haben.
Alles geht also nicht, und nur eine Ganztagsmutter gewährleistet das Kindeswohl. Die karrieregeilen Teilzeitmütter der von Ihnen zitierten zwei von drei Kindern aus der Berliner Innenstadt, die nicht richtig deutsch können, sollen also mit einem „Erziehungsgehalt“ daheim bleiben, derweil der Vater (gleichwohl in dem Artikel kein einziges Mal erwähnt), hinaus ins feindliche Leben strebt, um dort die Karrieren zu machen, um die die pflichtvergessenen „Ganztagsbetreuungstfetischistinnen“ sich zu bemühen erdreisten.
Lassen Sie es sich ganz nebenbei von einer kinderlosen Endzwanzigerin gesagt sein, die mit oder ohne Erziehungsgehalt keinen Nerv auf die Ganztagsbetreuung kreischender Bälger hat: Einer Frau, die zehn Jahre in ihre Ausbildung investiert hat, könnt Ihr Kinderfreunde gar kein Betreuungsgehalt zahlen, das sich die Bundesrepublik auch nur annähernd leisten könnte. Die meisten Menschen, die einen komfortablen Beruf haben, gehen überdies unermesslich lieber ins Büro als auf den Spielplatz.
Es gehört ohnehin zu den großen Irrtümern dieser absurden Debatte um die mangelnde Fortpflanzungsbereitschaft der Deutschen, dass die Frauen liebend gern Kinder hätten, und allein die schlechte Welt mit zu wenig Betreuung oder zu wenig Geld schuld an der Kinderlosigkeit sei. Die Wahrheit ist: Kinder haben macht keinen Spaß. Punkt. Und denjenigen Müttern, die mir mit rotgeränderten Augen von dem Wahnsinnsgefühl erzählen, dass kleine Kinder vermitteln, glaube ich erst wieder, wenn sie sich weniger sehnsüchtig von langen Clubnächten und Abenden im Theater erzählen lassen.
Geht auch anders. Schwierig. Aber es geht.
Darf hier
ganz kurz eine kinderlose Endrreissigerin zu Wort kommen? So einfach, wie Du das hier darstellst, ist es nicht. Warte mal noch zehn Jährchen und dann reden wir wieder drüber 😉
Clubnächte
werden nämlich mit den Jahren langweilig, glaub mir!
REPLY:
Ja, glaube ich gerne. Dann werden vermutlich andere Möglichkeiten, seine Zeit totzuschlagen, attraktiver. Aber dieser spürbare Unterton in der ganzen öffentlichen Debatte, eine normale Frau wolle einfach irgendwann Kinder, gefällt mir nicht.
REPLY:
Keine langen durchzechten Nächte, keine wilden Partys, keine Loungenachmittage vor dem Fernseher, keine langen Telefonate, keine spontanen Reisen, kein Versumpfen… doch wer braucht das schon? Ist das wirklich wichtig? War das jemals notwendig?
Ja. Aber das war. Und jetzt, wo all das schon gewesen ist, erlebt ist und nicht mehr besonders, so kann ich das, was mir jetzt widerfährt, schätzen, genießen, lieben, feiern. (Ich bereue nichts!)
tja, falsch
noe – stimmt ja gar nicht, Kinder machen Spass, sogar viel mehr Spass als man sich das vorstellen kann wenn man keine hat. (Auch hier bestimmt das Sein das Bewusstsein)
Allerdings: Irgendwelche Herren von der FAZ, Politiker, Kirchenfuersten und Sabine Christiansen moegen bitte zu diesem Thema schweigen – und zwar dauerhaft.
… wenn ich ich schon das Gelabere hoere „was da alles tolles fuer Familien getan wird“ kommt mir mein Konfirmationskuchen wieder hoch, defacto muss man sich um alles selber kuemmern und bezahlen. Aber dann macht man das halt. Und gut ist. … und wer hier zeugt und gebaert geht die nix an.
Einen Aspekt bitte ich noch zu bedenken:
Als „Anfangzwanzigjaehriger“ habe ich Zivildienst in einem Altersheim gemacht – ich habe kaum je wieder was traurigeres erlebt als die alten Leute ohne Kinder im Angesicht Ihrer von Kindern und Enkelchen umringten „Kollegen“ …
REPLY:
In einem Altenheim habe ich auch mal, noch als Schülerin, ein paar Wochen hospitiert, weil meine Mutter ein solches Engagement für ein gutes Mittel gegen jugendlichen Egozentrismus hielt (und damit recht hatte). Von den traurigen, einsamen alten Leuten waren durchaus nicht alle kinderlos. Aber nur ein Teil der Kinder und Enkel fand die alten Eltern oder Großeltern noch eines Besuches würdig. Ich war während der Feiertage da, und das vergebliche Warten auf Besuche oder der viel zu schnelle Abritt waren nicht schön anzuschauen.
Auf der anderen Seite bekamen andere Leute (Insassen, hätte ich fast geschrieben) regelmäßige Besuche von Neffen, Nichten oder anderen Besuchern, die offenbar nicht Verwandte waren. Wer Kinder haben will, der mag sich einen ganzen Stall anschaffen, aber ein Mittelchen gegen Einsamkeit im Alter sind sie nicht.
REPLY:
Och, jo …
… na gut dann ists wohl wirklich eine Frage des Alters – mir gings auch nicht so um Mittelchen gegen Einsamkeit sondern mehr um perspektivische Geschichten – aber je nun.
Ich bleibe aber dabei das es schon ne gute Sache ist Goeren aufzuziehen. anyway
Rabenmutter!
Ich bin so eine böse Rabenmutter, die ihr Kind den ganzen Tag in die KiTa abschiebt um arbeiten zu gehen (weil´s Spaß macht!), am WE zum Papa oder mal zur Oma bringt und trotzdem diverse Clubnächte erlebt. Es geht weder meinem Sohn noch mir schlecht dabei! Ich bin gerne Mama – und zwar von ganzem Herzen.
Ja, da…
… gebe ich Dir gerne recht. Ich finde die Diskussion auch unerfreulich. Da wird immer wieder der globale Wettbewerb geltend gemacht, wenns drum geht, uns davon zu überzeugen, dass wir uns halb tot rackern sollen und daneben gar nichts mehr. Aber das kann doch auf die Dauer nicht aufgehen!
Die FAZ scheint da so eine kleine Reihe im Feuilleton zu diesem Thema zu haben. Neulich gab es einen sehr interessanten Bericht über die Verhältnisse in Frankreich. Durch Horte, école maternelle/Ganztagsschulen und einer – vor allen Dingen – fehlenden gesellschaftlichen Debatte, ob die Karriere der Mutter gut sei fürs Kind, ist dort die Geburtenrate (gerade unter den gebildeten jungen Französinnen) sehr hoch (1, 8 gegenüber 1, 3 der deutschen Frauen). Kurz gesagt: In Frankreich macht sich einfach keiner einen großen Kopf. Frauen (Familien) wissen, wohin mit den Kindern – und sie müssen sich nicht permanent rechntfertigen, ob ihre beruflichen Wünsche und Lebensplanungen denn nun gut für die Kinder sind.
Das scheint auch ein „deutsches Problem“ zu sein, dieser (un-)ausgesprochene Zwang, für die Kinder „Opfer“ bringen, auf eigene Lebensverwirklichung verzichten zu müssen. Deshalb ist es hierzulande auch leichter, eben keine Horte und Kinderbetreuung anzubieten.
REPLY:
Die deutsche Vorstellung von der Mutterschaft ist ohnehin ziemlich singulär. Mit der Geburt eines Kindes wird man in Deutschland deswegen auch nicht eine berufstätige Frau mit Kind, sondern eine Art Priesterin, gerne genommen das Modell „Madonna mit Kind“. Dass die aus diesem Umstand herrührenden Versagensängste schon viele Kinder verhindern, dürfte auch nicht ganz unschuldig an der geringen Reproduktionsrate sein.
Über die Debatte, wie das Leben mit Kind eingerichtet ist, ärgert es mich aber einfach generell, dass einer Frau stets ein Kinderwunsch unterstellt wird. Kinder haben zu wollen, gilt als der Normalfall. Dass man auf die Brüllgören einfach keine Lust hat, will kaum jemand akzeptieren.