„Also,“, sage ich zur C., und gieße der J. noch einen Tee ein. „ganz großartig war´s.“, und die J. nickt. „Und ohne mich, verdammt.“, sagt die C., und bedauert noch einmal, nicht mitgefahren zu sein. „Du hättest die Kaffeehäuser gemocht.“, sage ich, und lobe das Kaffeehaus Central, in dem man ganze Nachmittage und Abende dazu verbringen kann, wie es mit einem guten Kaffeehaus eben so geht. Das Café Gerbaud, ergänzt die J. mag zwar prächtiger sein, Jahrhundertwende mit seidenen Tapeten und Samtportieren, aber da machen einen die anderen Gäste ganz nervös, mit ihrem hektischen Rascheln, den irritierten Blicken, wenn ein paar Minuten keine Kellnerin zu sehen ist, und ihren Bestellungen, die aus zwei Flaschen Wasser und einem Schinkenbaguette bestehen.
„Schlechte Kaffeehausgäste.“, bestätigt die J., und wir beschreiben die anderen, wohl meistenteils gleichfalls auswärtigen Besucher der Budapester Renommierkaffeehäuser, die in absurden Gewandungen das im Reiseführer vorgeschriebene Tortenstück verzehren und sodann zu weiteren Top-Tips weitereilen. „Ganz schlimm,“, erzähle ich der C. zur Warnung, „war´s in der Konditorei Ruszwurm auf dem Burgberg.“, die zwar an sich sehr niedlich ist mit ihrer Biedermeiereinrichtung und den wirklich formidablen Torten, in der jedoch unter unermesslicher Geräuschentwicklung ungefähr alle zwanzig Minuten dreißig fehlfarbene Rentner das Café verlassen, um durch dreißig andere, wenn auch exakt identisch anmutende Rentner ersetzt zu werden, die mit den Ellenbogen auf den zierlichen Tischchen ein Stück Schwarzwälder Kirsch in sich hineinschlingen.
„Waren die Torten denn gut?“, fragt die C., und schaut ein wenig sehnsüchtig daher. „Extrem.“, lobt die J., und beschreibt Aussehen, Geschmack und Zusammensetzung der verzehrten Torten, und der bedauerlicherweise nicht verzehrten Torten dazu. Morgens, berichte ich der J., sind wir in eine kleinere Konditorei mit Stehtischen auf dem Ring eingekehrt, und haben erst einmal ein Stück gegessen, und vielleicht noch eine Kremschnitte dazu. „Die Dobostorte!“, seufzt die J., und verflucht die Berliner Konditoren. Ein paar Stunden später, fahre ich fort, die nächste Pause, vielleicht so gegen 11.00 Uhr, natürlich Torte, vielleicht ein bißchen Kleingebäck dazu und ein Kännchen Tee. Das ohnehin in meinem persönlichen persönlichen Ranking höchstplazierte Central hat sich auf diesem Gebiet weitere Meriten erworben, derweilen es als einziges der besuchten Kaffeehäuser losen Tee statt der weitverbreiteten Beutel verwendet. – Am Nachmittag dann ein weiteres Stück Torte, vielleicht ein Ischler Törtchen dazu, vielleicht ein Teller mit Kleingebäck wie jenen kleinen Linzer Törtchen, von denen ich mir einige hundert Gramm mit nach Berlin gebracht habe. Am Abend natürlich Torte, oder eine Mehlspeise, Strudel vielleicht oder Palatschinken, und dann ein bißchen Wein und zurück zum Hotel.
„Hört sich ja eindrucksvoll an.“, lacht die C., und fragt nach weiteren Speisen. „Bißchen Gulaschsuppe.“, sage ich, „und ein paar Würste.“, und winke ab, denn die herzhaften Spezialitäten der ungarischen Küche sind in aller Regel ein wenig zu deftig für meinen Geschmack, und besteht zum größeren Teil einfach aus Sauerrahm, Kohl und Paprika in Zusammenhang mit Fleisch oder Fisch.
„Und sonst?“, fragt die C. und fragt nach nicht-kulinarischen Reiseeindrücken. „Schön.“, sage ich. Genau im richtigen Maß verrottet, prächtig, elegant, melancholisch und vibrierend. Große, schöne Bäume an den Straßen und Denkmäler auf allen Plätzen. Die höchste Fast-Foodkettendichte, die ich jemals gesehen habe, ein Friedhof, der es an Größe vermutlich mit dem Centralfriedhof in Wien aufnehmen kann, abends schweigend an der Donau sitzen, am Morgen über einen schattigen Kirchplatz spazieren und den alten Frauen zuschauen, die gebeugt und ein wenig hexenhaft zur Messe gehen. Am Samstag den vielen, vielen Bräuten zuschauen, die in allen Kirchen Budapests heiraten, und nachts auf dem Franz-Liszt-Platz der J. erzählen, wie man sich alles vorgestellt hat einmal, und was daraus geworden ist in diesem Leben, bisher.
„Aber warte auf die Photos.“, sage ich der C., und schenke Tee nach.
Den schönen Ausdruck „Fehlfarbene Rentner“ lesen und im Hintergrund läuft „Hier und Jetzt“ von eben jenen Namensinspiranten. Das ist doch ein schöner Zufall.
klingt wie ein wirklich guter ort. nächstes mal komme ich mit, okay? 😉
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neben der combo, erinnern mich fehlfarben an eine zigarrenmarke…
30 ältere herren im anzug mit hut, spazierstock und zigarre ? 🙂
Na, wenigstens kommt der Liszt Ferenc tér noch gut weg! 😉
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß mich in meinen ganzen drei Jahren als panmagyarischer Sextourist meine Liebste leider nie ins Central geschleppt hat. Und das Gerbeaud und das Ruszwurm (peinlicherweise unter den wenigen Örtlichkeiten, bei denen ich noch die Namen präsent hatte) sind wohl tatsächlich nur unter der Woche zu empfehlen.
(Und, mal ehrlich: wann nimmt man schon nervige Rentner wahr, wenn man nur Augen füreinander hat? ;-))
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Leider eher 30 alte Damen mit Dauerwelle, beigefarbenen Windjacken und Turnschuhen kombiniert zu wirklich sehr häßlich bemusterten Röcken. Gerade alte leute sollten mehr auf ihre Erscheinung achten, aber wahrscheinlich denken diese Leute, jetzt sei es auch schon egal.
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Aber gerne. Aber immer doch.
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Die Torten, das immerhin, waren überall wirklich vortrefflich, und für das Publikum können die Betreiber ja nicht viel. Dass am Wochenende gerade Kaffeehäuser voller Touristen sind, war ja nicht anders zu erwarten, aber erstaunlich ist es schon, dass anscheinend sogar das Kaffeehaussitzen eine Fertigkeit ist, die nicht alle Menschen beherrschen. Vielleicht schreibe ich mal eine Anleitung Wie man am Kaffeehaus sitzt, aber die lesen wahrscheinlich wieder nur die Leute, die´s eh schon beherrschen. So ist´s immer.
Genau im richtigen Maß verrottet, prächtig, elegant, melancholisch und vibrierend.
Das ist eine sehr treffende Beschreibung, und gleichzeitig auch die Kriterien für die perfekte Stadt in der man als alter und verschrumpelter
DichterKünstlerMusikerBlogger verenden will.Und jetzt warten wir alle auf die Photos, nicht nur die C.
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Zum Kaffeehaussitzen gehört eben eine gewisse Kultur. Ich wollte, es gäbe sie hier in Berlin.
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Nanu? Das Kaffeehaussitzen gehört doch zu den wenigen Künsten, die hier tatsächlich gedeihen. Im Ernst, stundenlang an öffentlichen Tischen zu sitzen, mit dem gleichen Engagement über Frank Castorf und die Qualität der Pasta im Tri Angolo zu sprechen, Klatsch über liebe Freunde, entfernte Bekannte, rauschende Parties und langweilige Bücher auszutauschen – damit hat Berlin noch nie enttäuscht. Weil wir hier an der Spree und nicht an der Donau sitzen, kann man weder guten Kuchen noch guten Wein erwarten, das Ambiente ist auch selten prächtig, und oft nicht einmal schön – aber um die vielen, vielen Stunden in Cafés hat es mir in Berlin noch nie leid getan.
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Als zu sein setzt natürlich eine Stadt voraus, die mit einem zusammen ein bißchen alt ist. Eine im Kern komplett nostalgiefreie Zone wie Berlin bietet sich da nicht an, man wird umziehen müssen, allerdings haben wir ja alle noch ein paar Jahre Zeit.
Mit Photos ist das ja so eine Sache. Mir ist doch tatsächlich am Freitag der Photoapparat eingegangen, und deswegen gibt es Bilder nur von der J., die wiederum benutzt eine richtige Kamera, so eine Spiegelreflex, die fast so schwer ist wie ein Mühlstein. Aber mal sehen, vielleicht scanne ich ein paar Bilder ein, wenn es die J. erlaubt, und versende sie an ausgewählte Lieblingsblogger. Vielleicht auch nicht.
hach, da zerläuft mir die zarte pannonische k.u.k-küchen-genährte seele im munde, wenn ich nur dran denke.
modeste, lass uns an der donau auf jeden fall noch anregungen für unseren kaffeehaus.blogger.ashram am rhein sammeln. die danubische herzhafte küche beherrsche ich schon weitgehend.
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Vielleicht habe ich einfach nur eine zu idealisierte Vostellung vom Kaffeehaussitzen: allein, mit reichhaltiger Lektüreauswahl und ohne das komische Gefühl, dabei unter permanenter Beobachtung von allen Seiten zu stehen (das ich in Berlin mehrwürdigerweise habe, zumindest in manchen Etablissements – wohl weil man es hier eben auf das Gesehenwerden anlegt).
klingt ganz wunderbar und erhöht meinen Sehnsuchtsfaktor um mindestens weitere 10 Punkte, diese Stadt endlich mal besuchen zu können!
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Ich nehme an, eine
aktive Bestechungkleine Aufmerksamkeit in Form von ausgewählten Pralinen könnte bei der Entscheidung helfen.Uns wählte in den paar seligen Oktobertagen in Budapest par chance das Kafe Müvesz gegenüber der Oper, auch so eine selige Insel. Wunderbare Torten und Kellnerinnen, die so dünn und so schlecht gelaunt waren, dass es eine postsozialistische Freude war. Für jede Tortenbestellung gab es einen vorwurfsvoll abschätzenden Blick, den wir schon am zweiten Tag nicht mehr missen wollten.
Ich bestellte Retes, sprich: Rätäsch mit Sahne, das war in den Augen dieses entzückenden braunhaarigen Drachen ein Fehler.
„Rätäsch wiss kriem ISNOGUD“, sagte sie, aber ich bestand drauf, und natürlich war es wunderbar. Dass ich noch acht Stücke zum Mitnehmen für die heimische Großfamilie orderte, besänftigte sie kaum. Erst beim Bezahlen strahlte sie mich plötzlich an, als hätte ich eine Prüfung bestanden.
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Unsere Definitionen vom Kaffeehaussitzen scheinen durchaus unterschiedlich zu sein, und permanente Beobachtung habe ich, Herr Booldog, jedenfalls noch nie feststellen können oder müssen. Ich habe gern Freunde um mich, Bekannte oder auch Passanten, allein im Kaffeehaus zu sitzen, wenn ich nicht gerade arbeite oder schreibe – fände ich ein bißchen öd.
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Ach, groß zu entscheiden gibt´s da nichts – sind die Bilder wohlgeraten und die J. gibt ihr Placet, werfe ich die Photos in den Scanner, sollten Budapest oder ich oder sonst irgendwer merkwürdig getroffen sein, dann nicht. Dass Du, Don, auf der Liste der Adressaten weit oben stehst, versteht sich natürlich von selbst.
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Eine ordentliche Religionsgemeinschaft ohne vernünftiges Abendmahl können sich vernünftige Leute wie wir, Frau Saoirse, natürlich überhaupt nicht vorstellen. Unser Ashram wird ein voller Erfolg, vielleicht sollten wir die glaubensstärkenden Kreationen auf dem nächsten Blogmich schon einmal ausprobieren. Spätestens, wenn es uns gelingen sollte, die ungarischen Tortenkreationen einigermaßen originalgetreu herzustellen, werden Sie, Frau Liisa, auf der Stelle nach Budapest eilen – was Sie ohnehin tun sollten, es ist wunderschön und geradezu um die Ecke.
Vom Retes, Frau Sopran, habe ich natürlich auch gegessen, mit Sahne selbstverständlich, zum Glück waren die Kellnerinnen auch ganz gut genährt und hatten schon deswegen nichts gegen hungrige Damen einzuwenden.
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Nun, manchmal will man Gesellschaft, manchmal eben auch nicht.
Und an manchen Orten in Berlin fühlt man sich halt mit dem Buch in der Hand wie ein Poser. Zumindest mir geht es so.
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Apropos Blogmich. Gibt es da Pläne?
Ich hoffe, Sie eröffnen in der Zwischenzeit einen flickr-Account und lassen uns alle an den visuellen Zeugen der gewonnenen Eindrücke teilhaben. (Ja, Burnster, bei Dir würde ich vermutlich nur „zeig her“ schreiben :))
Außerdem fällt mir auf, dass ich viel zu wenig Kuchen esse. Werde mir gleich mal ein Mandelhörnchen und einen Bienenstich holen. Und vielleicht noch eine Donau-Welle.
Modeste, ich verfluche Sie gerade, ein wenig natürlich nur, für Ihr Timing. Ich knabbere seit Wochen Äpfel und laufe entweder früh oder spät eine ordentliche Strecke. Nicht ohne Erfolg, aber hier kommen meine Gelüste hoch und ich werde jetzt vermutlich eine perverse Leckerei in der noch einpaar Minuten geöffneten Pâtisserie gegenüber vom Büro erstehen.
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Nicht, dass ich wüsste. Allerdings bin ich in Fragen der Bologosphärenorganisation auch keine besonders berufene Auskunftsperson. Vielleicht weiß jemand anders, ob irgendwelche Treffen geplant sind?
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Jedermann, und damit natürlich auch der geschätzte Herr MC, sollte mehr Kuchen essen – außer mir vielleicht, mir reicht die Tortenaufnahme erst einmal auf unbestimmte Zeit. Eine flickr-account werde ich aber nicht eröffnen, meine Bilder sind normalerweise nicht besonders gelungen und nur für diejenigen interessant, die mich privat kennen und schätzen. Dass es hier keine Photos gibt, hat schon seine guten Gründe.
Dass die Welt besser wäre, wenn mehr Süßes gegessen würde, entspricht in einem Maße meiner Überzeugung, liebe Brittbee, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass diesbezügliche Enthaltsamkeit Ihnen gut täte. Sie können sich´s doch erlauben, also schlagen Sie zu.
Großartig! Hach… was mit Szerb und Kosztloanyi begonnen hat, gewinnt dank Ihnen weitere Kraft: Der Wunsch in mir, endlich mal nach Budapest zu kommen!
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Ha! Ertappt, MC. Und mich dann gleich mit den eigenen Waffen geschlagen. Hundling!
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Ja, da sollten Sie unbedingt einmal hinfahren, zumal ein Wochenende in Budapest weder organisatorisch noch zeitlich und noch nicht einmal finanziell besonderen Aufwand erfordert – solche Ausflüge sollte man viel öfter machen. Szerb lese ich übrigens gerade und bin von der Reise im Mondlicht schon ganz gefangen.
Die Reise im Mondlicht ist fantastisch, wobei mich die Pendragon-Legende damals mindestens ebenso bezaubert hat. Beides großartige Romane.
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Schreiben Sie doch einmal über die Bücher – ich lese immer gern, was andere Menschen an Büchern bezaubert.
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Es ist schon beneidenswert,
zu lesen, wie der Mauerfall neue (und alte) Ziele (neu) eroeffnet hat. Aahh…Budapest! Prag! Ueberhaupt: Europa!
Ich will mich aber nicht beklagen – der Orient hat auch vieles zu bieten, und hier in Singapur sind wir mitten drin, in kurzer Flugentfernung zu Bangkok und Siam Riep und China natuerlich. Demnaechst singt ein Freund von mir deutsche Lieder in der Britischen Botschaft zu Phnom Penh. Das ist doch ein guter Grund, einmal Kambotscha zu besuchen – vielleicht ist es ja noch nicht so Tourismus-ueberflutet und bietet noch das eine oder andere Antik-Schnaeppchen.
Sicherlich aber leider keinen guten Bienenstich.
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Vor hab ich es ja…
es sind einige Buchrezensionen in Planung. Auch für Absurdistan. Das braucht aber Zeit, und die hab ich in letzter Zeit nicht in dem Ausmaß. 🙂
Wenn Sie aber gern etwas über einige Lieblingsbücher von mir lesen möchten, Frau Modeste, könnten Sie einen Blick riskieren auf meine Besprechungen zu Mark Twains „Bummel durch Deutschland“, Jon Mc Gregors „Nach dem Regen“ oder Flauberts grandioses Letztwerk „Bouvard und Pécuchet“.
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Besonders Ihre Besprechung von „Bouvard und Pécuchet“ hat mir ja sehr gefallen, Sie sollten mehr dieser Art schreiben, ich lese so etwas ja immer gerne. Flaubert schätze ich – wie den französischen Roman des 19. Jahrhunderts generell, ja besonders, das sollte man viel mehr lesen.
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@jörg dietzel: Nicht zu vergessen Molwanien
http://www.randomhouse.de/dynamicspecials/molwanien/
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Nach Kambodscha würde ich ja auch gerne verreisen, überhaupt Südostasien – vielleicht ergibt sich die Möglichkeit ja über den Winter, wenn Berlin ohnehin kein Ort für Menschen ist, die bei Temperaturen unter 15° C erbärmlich frieren.
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Gerne nach Kambodscha verreisen? Angkor Wat mag toll sein,
aber was mir zu diesem Land sonst so einfällt, sind Bürgerkrieg,
Hunger, Kinderarbeit und Knochenfelder.
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und vergessen sie nicht die korruption herr che.
schön ist es aber trotzdem dort, wenn auch das elend noch lange nicht geschichte ist.
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Vielen Dank, Herr Che, fuer den Hinweis.
Selbst Angkor Wat sollte man allerdingsauch nur mit dem richtigen Veranstalter/Hotel/Transportunternehmen besuchen – ich las unlaengst den kritischsten Artikel mit der Ueberschrift „Siam Rip Off“. Aber es gibt ja ein neues Hotel dort, das nicht nur ein (je nach Einstellung gerade eben noch/nicht mehr bezahlbares) Refugium bietet, sondern auch individuelle Touren, nach Wunsch mit Helikopter oder – fuer die oekologisch Bewussten – per Fahrrad.
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Rundheraus gesagt: Ich hätte ein schlechtes Gewissen, in einem Land, wo solche
Verhältnisse herrschen, Urlaub zu machen. In Kambodscha (oder korrekt Campuchea)
hat man als Europäer m.E. nur dann etwas zu suchen, wenn man in einem sozialen Projekt
engagiert ist, dort forscht oder als Journalist darüber berichtet. Alles Andere würde
ich als politisch unkorrekt und zynisch bezeichnen.
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Politisch unkorrekt und zynisch ist, Che, keine Kategorie, mit der ich irgendetwas anfangen kann. Das Bewusstsein von Reisenden geht, denke ich, solange niemanden etwas an, wie diese keinen faktischen Schaden anrichten, oder zumindest die ökonomischen Vorteile für das Reiseland die Nachteile überwiegen. Dass irgendjemand irgendwo nichts zu suchen hätte, ist eine Aussage, die ich in ihrer Apodiktik geradezu ärgerlich finde. Es mag doch jeder, bitteschön, seinen eigenen Urlaub planen.
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Danke schoen!