Was auch nicht geht (3)

„Das hört sich ja gar nicht gut an.“, schüttelt die C. den Kopf und verschwindet kurz in der Küche. „Niederschmtternde Aussichten, so alles in allem.“, bestätige ich und helfe der C., einen Apfelkuchen aus der Form zu befreien, während die J. die Sahne schlägt.

„Ja, und das ist noch nicht alles.“, versucht die J. den Mixer zu übertönen. Denn da sei ja beispielsweise auch noch

Das ewige Kind

Das ewige Kind ist bekanntlich derjenige Herr, der den einzigen Sinn der Vaterschaft darin sähe, auf der Stelle eine Carrera-Bahn kaufen zu können. Das ewige Kind kommt zudem schon zur ersten Verabredung zwanzig Minuten zu spät, um sodann den etwas ausgewachsenen Schopf zu schwenken und von seiner Playstation zu sprechen und diesem Wahnsinnsspiel mit Monstern, das er verdammt gern hätte, aber das leider sein Einkommen gerade ziemlich übersteigt, da er auch mit 38 noch irgendwo jobbt, bevorzugt in einer derjenigen Branchen, die irgendetwas Unbestimmtes mit Kunst, Film oder Medien generell zu tun haben, denn das ewige Kind plant, einmal groß herauszukommen, wenn es einmal erwachsen ist, was voraussichtlich allerdings vorm Eintritt ins Rentenalter nicht der Fall sein wird.

Ansonsten ist das ewige Kind ein passionierter Fußballspieler in Berlins Wilder Liga, und besucht in seiner Freizeit gern Clubs in Friedrichshain oder so, wo alle Anwesenden außer dem ewigen Kind maximal 22 Jahre alt sind. Da tanzt er ausgelassen und ekstatisch, beklagt ab und zu, wie viele Leute nur dem Ausweis nach jung sind, aber um drei nach Hause gehen, während er… Leider reagiert er äußerst allergisch, macht man ihn auf die 15 Jahre Altersunterschied aufmerksam, die zwischen den anderen Gästen dieser Tanzveranstaltungen und ihm selber liegen.

Gern verliebt sich das ewige Kind in eine jener reizenden jugendlichen Personen, die in derartigen Clubs zu verkehren pflegen, und unterhält sich hingebungsvoll über die Probleme, die der Erwerb des kleinen Scheines im Strafrecht oder der Gesellenprüfung des ehrbaren Handwerks des Schaufensterdekorationswesens bedeutet. Als Mann in durchaus mittleren Jahren, der gerade im Begriff ist, sich im mit einer fünfzehn Jahre jüngeren Person zum Trottel zu machen, sieht sich das ewige Kind selbstverständlich nicht, denn die jugendliche Geliebte ist ja in der Wahrnehmung dieses Herrn ungefähr so alt, wie er sich fühlt, und wie es im Übrigen auch seinem Einkaufsverhalten entspricht, was jeder, der dem ewigen Kind einmal eine halbe Stunde gegenüber gesessen hat, bereits an seiner Garderobe bemerken kann. Diese nämlich entspricht voll und ganz dem, was die einschlägige Presse der interessierten Öffentlichkeit als exorbitant angesagt für die nach 1980 geborenen Jahrgänge vorstellt.

Aus vorstehend ausgeführten Gründen ist die Gefahr, das ewige Kind versehentlich zum Gefährten zu wählen, bereits aufgrund des Paarungsverhaltens dieser Gattung so gut wie ausgeschlossen, zumindest dann, wenn man selber den 25 Geburtstag bereits gefeiert hat, und außerdem seit vielen Jahren nicht mehr dort verkehrt, wo das ewige Kind seine mittleren Jahre verbringt, bis der Türsteher ihn nicht mehr einlässt oder fragt, ob er in diesem Etablissement seine Tochter abholen wolle.

Das sei nicht lustig, knurrt die C. aus verschiedenen Gründen, und verschluckt zum Trost ein großes Stück Apfelstrudel fast unzerkaut und mit sehr viel Sahne.

Aber das ist noch nicht alles, lässt die J. vernehmen und trink ihre Kaffeetasse leer,

weswegen übermorgen Fortsetzung folgt.

29 Gedanken zu „Was auch nicht geht (3)

  1. Mit so jemandem hatte ich mal über einige Jahre sehr nahe zu tun;
    es wäre anzumerken, dass das ewige Kind sich verhält, wie er meint,
    dass der heutige Jugendliche sich verhalten würde, aber keineswegs, wie
    dieser sich tatsächlich verhält oder wue das ewige Kind sich tatsächlich in seiner
    Jugend verhalten hat.

  2. Armageddon

    Am Ende dieser Serie werden wir uns vermutlich vom rechten Winkel als Konzept in der Architektur verabschieden müssen; wir brauchen dann mehr Ecken, din denen die Männer hocken können, die der Rundumschlag erwischt hat.
    Ich bin gespannt auf die Abrechnung mit dem »normalen« Mann, der all die bisher genannten Makel nicht aufweiset. Der wird vermutlich nach spätestens 4 Wochen langweilig…

  3. Madame, wir hatten den Helden, den Ritter und das Kind im Manne, es müsste noch das Schwein im Manne, oder der schweinische Mann folgen, der weibliche Mann usw. und sofort.
    Das männliche Wesen, kafkaesk im Cafe Kranzler, Klasse.

  4. Ich kenne so ein Exemplar nur, als es gerade einmal 21 war und ich 28 kaum älter, es war eine amüsante Zeit, aber nicht von langer Dauer. Insofern weiß ich viel Gutes zu berichten: Er war ein guter Liebhaber hatte Phantasie, machte originelle Geschenke und hat mich nie gelangweilt.
    Dem Vernehmen nach soll er aber auch als dreifacher Vater die Kurve zum Erwachsen werden noch nicht bekommen habe, es steht also zu befürchten, dass er einmal so endet wie hier beschrieben.

  5. köstlich zu lesen !

    „Das sei nicht lustig, knurrt die C. aus verschiedenen Gründen, und verschluckt zum Trost ein großes Stück Apfelstrudel fast unzerkaut und mit sehr viel Sahne.“
    dieser satz gefällt mir aus dramaturgischen gründen sehr gut, zumal mir meine fantasie als zugabe eine recht anschauliche inszenierung dieser kleinen passage vermittelt …

  6. Die Exemplaren gehen am Garnichsten. Nie und nimmer mehr. Das Dumme, wenn man sich mal ein Exemplar eingefangen hat: wie mit einer ewig dauernden Nabelschnur ist man mit ihnen verbunden und wird Sie nicht wieder los.

  7. Ja, ja, was alles nicht geht…,

    ist schon wunderbar beschrieben von Modeste und – wie immer – amüsant zu lesen.

    Was aber geht? Wo sind die positiven Bilder einer neuen Männlichkeit, nachdem in den vergangenen 40 Jahren vieles erfolgreich und oft zu Recht abserviert worden ist? Ist es der ewig erfolgreich neu balzende und vor allem Geld beischaffende, oder doch der kulturell eher nachdenkliche, intellektuelle, der im Haushalt ebenso tätige, wie auf der gesellschaftlichen Bühne galante… usw. usw.? Was und wie ist eigentlich der Mann, den nicht nur Frauen sich heute wünschen, sondern der auch so ist, wie Männer selbst sein wollen? Da gäbe es m.E. viel zu tun und gemeinsam nachzudenken – nicht zuletzt auch um die nachwachsenden Jungs nicht im kulturellen Niemandsland stehen zu lassen.

  8. REPLY:
    Na ja,

    das (nicht mit der Realität abgeglichene) Wünschen von allem liegt etwa auf dem Reife-Niveau Vier- bis Fünfjähriger. Das kann ich bei Erwachsenen nicht wirklich ernst nehmen.

  9. REPLY:

    Es ist wirklich eine Frage der Perspektive, aber ich sehe dieses Blog als einen Raum, wo
    eher ironisch-satirisch über menschliche Schwächen gewitzelt und dabei von Zeit zu
    Zeit der Blick auf düstere Seiten der eigenen Seele freigeben wird, dies aber als Selbstzweck
    (oder als besondere Form der Konversation), nicht zur Erreichung irgendeines Ziels oder
    Lösung irgendeines Problems.

  10. Ich will doch nur spielen…

    Als armer Ritter, der eigentlich nichts anderes im Sinn hat als gerettet zu werden, beruhigt mich das vorletztgesagte von Herrn Che ungemein!

    Und jetzt gehe ich meinen Kinderharnisch polieren….

  11. REPLY:

    Ich denke, die Frauen haben an der Stelle das Recht zum Jammern und Klagen.
    Was nichts daran ändert, dass es derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Männer, v.a. der Väter, aber auch anderer männer, ist, sich auf den Weg zu einer Männlichkeit zu machen, die den jungs Möglichkeiten lässt jenseits des Waschlappens und des Machos.
    Aber das ist ja nicht Aufgabe von Modestes Blog…

  12. REPLY:

    @marbot, auch wenn ich nichts Lappenförmiges habe, sondern eher die
    Heldenrollen abdecke, möchte ich doch darauf bestehen, dass Männer ebenfalls
    das Recht zu jammern haben. Und natürlich färbt bei allem Spielhaften die
    Wirklichkeit der Teilnehmenden dieses freundlichen Salons auf das in der Konversation
    Gesagte ab. Niemand messe dem hier Gesagten zu viel Ernst bei, aber es sollte auch
    nicht völlig unernst genommen werden. Darin liegt ja der Reiz des Spiels.

  13. REPLY:

    Mit großem Vergnügen las ich gerade den Text vom Seitenschläferkissen ;-).
    Ich verliebe mich ja in durchaus unterschiedliche Frauentypen…sollte ich es wagen,
    die hier aufzuzählen? Feind liest mit…..

  14. REPLY:

    Kein echter Feind 🙂 Ich meinte das eher in dem Sinne: Man wird für bestimmte Leute, teils auch im real life gekannt, so berechenbar :-))

    Meine Frauentypen: Ich würde ihnen nicht solche Charaktereigenschaften zumessen wie die Madame Modeste den hier sukzessive vorgestellten Männertypen. Ich fahre meistens ab auf sehr straighte, selbstbewusste, ruhig auch aggressive Frauen, so Typus Sarah Connor (nicht die Sängerin,
    sondern die Figur aus „Terminator 2“), klassischen Vamps bin ich oft hilflos erlegen. Die femme fatale wirkt bei mir wirklich fatal, da ich ein Mensch bin, der innerhalb ein Beziehung relativ leicht zu unterdrücken ist. Ich hab´s auch mal mit einer Frau ausprobiert, die eher passiv, hochsensibel und tendenziell schutzbedürftig war, das ging gar nicht gut – ohne dass ich das wollte, fühlte sie sich von mir an die Wand gedrückt. Die Ritter-Rolle hing bei mir mit einer Art Helfer-Syndrom zusammen, es war also nicht das Gleiche wie von Modeste geschildert, sondern verbunden mit einer allgemeinen Hilfsbereitschaft, aber halt die Art Hilfsbereitschaft, die mit sozialem Engagementverbunden ist. Der Zahn ist mir aber auf Dauer gezogen.

    Ansonsten bin ich hinsichtlich körperlicher Anziehungskraft auf bestimmte Frauentypen festgelegt: Orientalisch-südeuropäische Frauen mit zierlicher Figur und langen schwarzen Haaren, sportlich kräftige mit kurzen blonden oder eher große mit kurzen schwarzen Haaren, schließlich auch die klassischen langhaarigen Blondinen. Langhaarige Brünette gehen auch noch, aber nichts außerhalb dieser 5 Typen.

    In der Vergangenheit hatte ich regelmäßig das Talent, mich in Frauen zu verlieben, für die ich nicht nur nicht deren Typ, sondern als Mann überhaupt nicht existent war. Von dieser Erfahrung her und meiner eigenen erotischen Wahrnehmung von Frauen bin ich der Überzeugung, dass sexuelle Anziehungskraft weitgehend über vorhandene körperliche Merkmale (dazu gehört nicht nur Aussehen, sondern Stimme, Motorik, Geruch und allerlei eher durch fünfte und sechste Sinne wahrnehmbares Fluidum) funktioniert und nur sehr begrenzt trainier- erlern- oder veränderbar ist.

    So, das war jetzt überhaupt nicht ironisch, aber dafür sehr ehrlich.

  15. „…weswegen übermorgen Fortsetzung folgt.“

    frau modeste, sind sie am ende an ein neues, noch zu beforschendes exemplar geraten? nichts anderes könnte nämlich als einzig vertretbare entschuldigung dafür angeführt werden, dass sie augenscheinlich eine vorlesung (oder zwei?) haben ausfallen lassen.
    das ist nicht lustig. man fiebert ja mit. man will lernen.

  16. Da, Che, hast Du natürlich ins Schwarze getroffen, und ich nehme an, dass die tatsächlich ziemlich jugendlichen Leute zu dem ewigen Kind so etwa das von leiser Lächerlichkeit und einem undefinierbaren Mitleid geprägte Verhältnis haben wie wir zu unserem grauhaarigen, aber duzenden und betont kumpelhaften Erdkundelehrer. Der hätte sich mal in ein Eckchen verkriechen, und als gereifter Herr wieder hervorkommen sollen, DRNIX, aber da war Hopfen und Malz verloren. Wie Sie am letzten Teil der Serie sehen, hat es aber viele Herren nicht einmal ansatzweise erwischt, inklusive der liebenswürdigen und freundlichen Herren Kid37, Burnster, Wallhalladada und Booldog, die als einzigen Fehler die Koketterie kultivieren.

    Ob die heute vorgeführte Canaille tatsächlich das Schwein im Manne darstellt, Nickpol – ich weiß es nicht. Vielleicht. manchmal. Oft ist die Canaille allerdings auch von einer kaum überbietbaren etwas brutalen Eleganz, dann ist ihr um so schwerer beizukommen.

    Dass die C. beim Verschlingen des Apfelkuchens tatsächlich ein wenig – nun, angestrengt wirkt, kann in der Realität kaum schwächer zum Ausdruck gekommen sein, Frau Walküre, als in Ihrer Vorstellung. Sie hat allerdings, sei geflüstert, möglicherweise Grund zu diesem verhalten, denn wie auch Frau Brittbee so treffend anmerkt: Solche Herren sind schwer loszuwerden, wenn sie es sich erst einmal gemütlich gemacht haben. Vor dem zeitpunkt der Einnistung, das meint wahrscheinlich Frau Arboretum, handelt es sich um durchaus flexible und wanderlustige Herren, die aber, wie an Frau Kaweechelchen ersichtlich, sich offenbar auch einer gewissen Beliebtheit erfreuen.

    Wie Männer tatsächlich zu sein haben, Herr Sokrates, werde ich aber natürlich schon deswegen nicht verraten… weil ich es nicht weiß. Erst recht nicht so genau, wie der Herr Che, der ja ein recht präzises Bild malen kann. Ich sehe die Dame quasi vor mir und werde ihr, treffe ich sie demnächst auf der Straße, Herrn Ches E-Mailadresse zustecken. – Weil ich aber nicht einmal weiß, wie Frauen sein sollten, um zu gefallen (außer schön, das scheint zu reichen, ist aber ein anderes Thema). Dass die Probleme zumeist in überhöhten Erwartungen ihre Wurzeln haben, mag, Herr Bandini, zutreffen, allerdings weiß ich nicht zu sagen, ob nicht doch auch es sich viele Männer ein wenig bequem gemacht haben – die alten Rollenbilder müssen nicht mehr bedient werden, und neue sind noch nicht verfügbar. Dazwischen lebt es sich offenbar in vielen Fällen auch recht behaglich. es ist aber recht interessant, dass es wohl Männer sind, die, wie Sie, Herr Marbot, Herr Che, Herr Sokrates etc. überlegen, wie ein Mann zu sein hat, und was wohl männlich sein könnte.

  17. REPLY:

    *Grins* Da ich weiß, wie ich Männer gerne hätte, und auch weiß, dass
    einer der hier genannten sich für mich abstrampeln würde, finde ich die letzten Kommentare höchst ersprießlich. Munition für die fröhliche Schlampe aus Kassel!

  18. REPLY:

    Jau, Modeste, Du hast mich verstanden, und teile gleich auch meine Handynummer mit!
    Netbitch, eines Tages wirst auch Du Deine Grenzen kennenlernen!
    (Wobei Deine schmucke Erscheinung und Dein kluges Urteilsvermögen – ach, hudle diese Lob selber zu Ende! – Gut´s Nächtle!)

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