Sie, sofern Sie eine Dame sind, die nicht älter als 20 und nicht schwerer als 50 Kilo ist, dürfen sich glücklich schätzen. Bitte genießen Sie diesen Moment, der sich – abgesehen von seltenen Fällen – in Ihrem Leben nicht wiederholen wird. Dieser Sommer, mein junges Fräulein, ist der Sommer, in denen Ihnen alles steht.
Diese Unter-der-Brust-Taillen-Teile etwa, die im Fachhandel als Boho-Babydolls gehandelt und mit Röhrenhosen oder Leggings getragen werden. Wenn diese Mode das nächste mal in den Schaufenstern liegt, werden sie 15 Kilo schwerer sein, und mit einem solchen Oberteil aussehen, als seien sie schwanger. Möglicherweise bekommen Sie ihre Oberschenkel in die Hosen auch gar nicht mehr hinein.
Unter Umständen sehen Sie sogar in den Schlauch-Oberteilen gut aus, die aus so einem geriffelten, mit Gummizügen elastisch gehaltenen Material bestehen. Jeder, der dicker ist als Sie, sieht in diesen Dingern gern aus wie eine bunte Wurst, und auch die großformatigen Blumenmuster sehen nur an Ihnen richtig gut aus. Ich beispielsweise wirke in einem solchen Kleid wie eine dicke Frau in einer langen, weiten Kittelschürze.
Auch Ballerinas sehen an Ihren Füßen super aus. Na gut, Sie sind auch mindestens 1,80 Meter groß. Tatsächlich hat man, gerät man unversehens in eine Schulklasse auf Berlin-Ausflug, das Gefühl, die Evolution mache beim Längenwachstum junger Mädchen derartig unmäßige Fortschritte, dass in zehn bis zwanzig Jahren die Durchschnittsdeutsche die Zweimetergrenze durchbrechen werde.
Vielleicht haben Sie auch den ganzen Sommer nichts zu tun und liegen in der Sonne. Dann – und nur dann – werden Sie die Gelegenheit haben, eine Bräune zu erwerben, die unerlässlich ist, um Knallgelb, Hellrot oder dieses Mordspink zu tragen, welches gegenwärtig die Geschäfte ziert.
Nun, und wenn Sie nicht 20 sind, und wenn Sie schwerer sind als besagte 50 Kilo, und kürzer als 1,80 – wenn Sie also beispielsweise nur 1,67 zählen und ungezählte Kilos auf die Waage bringen, dann bleibt es Ihnen unbenommen, im zweiten und dritten Stock von P&C, wo die alten Damen zeitlos schlichte Oberbekleidung erwerben, sich von resoluten und sehr patenten Verkäuferinnen Kleidungsstücke bringen zu lassen, die zwar nicht aktuell sind, nicht besonders elegant, aber immerhin passen.
Und wenn Sie zu Hause sind, vergraben Sie alles im Schrank und hoffen auf den nächsten Sommer.
sie haben ziemlich recht, madame
aber wer will denn schon noch jede mode mitmachen;-)
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Jede vielleicht nicht, aber vielleicht so ungefähr jede zweite. Bedauerlicherweise geht auch hier das Wollen über das Können weit hinaus.
Ach was: Alternativ könnten Sie eine der Engländerinnen sein, die ich gerade urlaubend bestaune, die das ganz anders sehen und die beschriebene Mode völlig schmerzfrei in allen Altersstufen und mit fast jeder erdenklichen Körperform tragen.
(Die tatsächliche Sensation: Heute erstmals eine tatsächlich schwangere in der seit zwei Jahren angesagten Schwangerschaftsmode gesehen.)
Trösten wir uns damit, dass Stil so weit von Mode entfernt ist wie wir von unserer Idealfigur. Und Stil, jawohl, den haben wir (im Brustton der Überzeugung ausgesprochen).
ich gestehe, ich konnte letzte woche nicht anders, als ein wunderschönes babydoll zu kaufen. im biedermeiermuster bestickter seidenchiffon mit futter und kanten aus satin. da ich grelle farben hasse und damit aussehe wie tot, ist es champagnerfarben.
(die damen, die so etwas sonst tragen, sieht man hier: http://www.johngalliano.com unter cat show, spring/summer 2008)
den kommentar des mich durchs leben begleitenden mannes, das könne eher meine tochter tragen, konterte ich mit: das könne sie sich aber nicht leisten.
durch den grunewald fahren jede menge alte, dickliche männer auf mountainbikes, die krampfaderbetonende, hautenge spandexhöschen tragen. das sieht nicht grade berauschend aus, aber sie haben spaß.
ich werde auch spaß haben…
Die Angelegenheit mit dem Wollen…
gestaltet sich deutlich komplizierter. Denn selbst wenn man eben nicht jede Mode mitmachen möchte, hat man es schwer, seinem Stil treu zu bleiben. Die Geschäfte nämlich (jedenfalls die, die Kleidung zu akzeptablen Preisen anbieten) beschränken sich weitestgehend auf die aktuelle Mode. Ausnahmen liegen oft weit außerhalb des Erschwinglichen.
Nach einer Woche akribischer Sommerschuhsuche werde ich wohl barfuß gehen – jedenfalls will ich weder Ballerinas noch Turnschuhe. Es ist zum Heulen.
Werte Modeste, ich stimme Ihnen zu, wenngleich tatsächlich überwiegend die Körperlänge ausschlaggebend ist. Denn auch mit 50 kg sieht Frau in Babydolls aus wie eine Wurst, wenn keine 1,20 m langen Beine den Oberkörper stützen.
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Engländerinnen sind in dieser Hinsicht in der Tat erstaunlich und ein vielfach lebendes Beispiel, dass Selbstbewusstsein für die Besitzerin eine schöne, für die Umwelt aber eine nur mittelmäßig nett anzuschauende Sache sein kann. Ob der Hang der männlichen Engländer zum Alkohol auch auf diesem Umstand beruht? Oder verlassen sich die Engländerinnen auf die gestörte Sehfähigkeit ihrer betrunkenen Gefährten?
(aus dem Kapital „nationale Stereotypen, die meistens stimmen“)
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Selbstverständlich, Frau Wortschnittchen. Und die Mode ist nichts als der konzertierte Versuch, uns von diesem Wege abzubringen.
Was die alten, dicken Männer angeht, so kommt diesen vermutlich, Frau Kittykoma, der Umstand zugute, dass ab einem gewissen Alter die Attraktivität eines Mannes nach allgemeiner Übereinkunft nicht mehr von seinem Äußeren abhängt. Der Tag, an dem dies auch für Frauen gilt, und man Alter, Tränensäcke und Falten durch Intelligenz, Charme und Erfolg kompensieren könnte, würde – träte er jemals ein – im goldenen Buch der Emanzipation doppelt rot unterstrichen.
Sie sehen in Ihrem Babydoll aber sicher super aus. Allerdings bringen Sie auch ein paar Kilo weniger auf die Waage als die Verfasserin dieser Zeilen.
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ähem… nicht mehr…
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Ich habe mir zwei Paar sauteure, sieben Zentimeter hohe spanische Schuhe gekauft. Ich kann kaum darauf laufen, aber es sieht großartig aus. Diese Schuhe werden mich wegen der damit verbundenen Taxikosten voraussichtlich ruinieren, aber was soll’s. Wenn sonst schon nichts geht.
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Das versuche ich mich auch zu sagen, denn ich bin nur 1,61 und auch jenseits der 20 und habe zwei Paar Ballarinas, zwei Röhrenjeans und auch ein paar Empirestücke… jo, ich gehe vielleicht heulen, aber wenigstens fülle ich das aus was über der hoch liegenden Taille liegt und das ist ja auch was…
Man sollte nicht jede modische Albernheit mitmachen und stattdessen lieber auf Stil setzen. Alles andere wirkt ab einem gewissen Alter einfach nur peinlich.
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Aber es ist hart, zu einem Stil verdammt zu sein, der einem nicht gefällt.
Ich empfehle Humana am Frankfurter Tor: ein SecondHand-Kaufhaus über drei Etagen mit Klamotten aus den letzten 40 Jahren. Gehe da nicht mal hin, weil es so schweinebillig ist, sondern weil es jede Menge VERSCHIEDENE Sachen gibt – auch für 165 cm und 70k_plus.
Einwurf
Verehrte und hochgeschätzte Madame Modeste,
hier muss ich einen Einwurf machen – auch wenn ich aus der Position des Blinden über die Farbe rede:
Sie schrieben in einer Antwort auf einen Kommentar:
„Ich habe mir zwei Paar sauteure, sieben Zentimeter hohe spanische Schuhe gekauft. Ich kann kaum darauf laufen, aber es sieht großartig aus.“
Ich kann das gar nicht glauben! Wenn sie nicht drauf (darin?) laufen können, dann sehen die Schuhe auch nicht großartig aus – zumindest nicht an Ihnen. Sie mögen abstrakt, im Schaufenster, „großartig“ aussehen – was immer „großartig“ nun auch konkret sein mag.
Aber ein Mensch, zumal ein weiblicher, KANN nicht „großartig“ bezüglich des Schuhwerks aussehen, wenn Sie in welchselbigen sich nicht bewegen kann.
Also: Das ist jenseits meines Vorstellungsvermögens.
Frau Modeste: Ich bitte Sie inständig! Tun Sie sich das nicht an. Legen Sie sich Schuhwerk zu, dass gefällig ist UND ihren Bewegungsstil, IHREN Gang, den vermutlich aufrechten, unterstützt und nicht behindert.
Ein wohlmeinender Freund
zigarettenhosen mit hängearsch
in mitte darf man ja anscheinend als mann nicht ohne solche aus dem haus. umfangreiche feldforschungen haben ergeben, daß es niemanden gibt, bei dem das halbwegs ansehnlich aussieht, em ehesten vielleicht noch bei den ganz dünnen spacken, aber die haben dann wieder keinen hintern, der rücken von kniekehlen abtrennt, und die, die einen solchen haben, sehen aus wie preßwurst.
a mach ich auch nicht mit.
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Bitte gehen Sie nicht zu Humana, liebe Modeste, die gehören zu einem Sektenkonzern und geben das Geld, das sie durch den Verkauf der gespendeten Klamotten einnehmen, dann dafür aus und kaum für humanitäre Zwecke.
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Vielleicht ein wenig Reflektion?
http://loreley.twoday.net/stories/4937882/
Diese topmodischen Sachen tragen doch nur ganz junge Frauen, die noch nicht wissen, was ihr Stil ist oder sehr angepasste Leute. Ausserdem muss man sie schneller wieder aussortieren, als man sie in den Schrank geräumt hat.
Noch ein Wort zu High Heels. Wann sind die eigentlich in Mode gekommen? Durch Sex & the City? Früher trugen nur Prosituierte extrem hohe Absätze. Jetzt lassen sich Frauen einreden, dass sie ohne High Heels nicht gut ausschauen.
Dem „wohlmeinenden Freund“ kann ich nur zustimmen, wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht ebenfalls zur angesprochenen Zielgruppe gehöre.
Meine verzweiflungsreichen Streifzüge durch die diversen Schuhgeschäfte enden am ehesten mit einem neuen Paar Stilettos; nicht nur, weil mir die anderen Schuhe der aktuellen Mode weitestgehend nicht zusagen, sondern auch, weil ich High Heels wirklich gern habe, sofern sie auch anständig gefertigt sind.
Aber ganz besonders bei diesen schweren Geschützen ist es wichtig, daß man sich darin wohlfühlt und damit klarkommt (Wohlfühlen vor Klarkommen, denn zweiteres kann noch eintreten), sonst wirkt Frau lächerlich – wie man häufig genug an den Fünfzehnjährigen sieht, die gern mal femme fatale sein wollen.
Nun kenne ich unsere viel geschätzte Frau Modeste nicht, aber ich könnte mir vorstellen, daß „großartig“ in diesem Fall impliziert, daß sie sich mit den erworbenen Schuhen irgendwie identifizieren kann.
Das mit dem Daringehenkönnen klappt mit der Zeit ganz von selbst. 😉
Verehrteste, Sie sprechen mir aus dem Herzen und in den Modefrust…
Eine Ecke älter und einige Zentimeter länger komme auch ich mir vor, als hätten die Designer dieser Welt mich vergessen.
Die geliebten 10cm High-Heels sind erworben und werden gern ausgeführt. Was ich dazu trage, kommt in diesem Jahr aus favorisierten Second-Hand-Stores. Dort findet sich nämlich klassisch Tragbares und durchaus Modisches, in dem ich mich nicht fühlen muss wie Zwanzig und fremdbestimmt.
Was mich…
an der diesjährigen Mode wirklich stört, ist, dass es da nichts gibt für Frauen, die voll im Leben stehen und ein bisschen was zu sagen haben! All dieses Zeugs ist für kleine Mädchen. Ich werde mir bald Herrenschuhe kaufen müssen. Und einen Hosenanzug!
Puppenmode, alles Puppenmode.
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Ach, Frau Frogg, das ist ja ein generelles Problem, welches allerdings lediglich wiederspiegelt, dass die Nachfrage nach Frauen von der Nachfrage nach Mädchen nach wie vor weit übertroffen wird. Das führt dann ohne Weiteres zu dem Dilemma, dass man, Frau Croco, keine Puppe sein mag, aber als Nicht-Puppe ein wenig neidvoll den Puppen beim Bewundertwerden zuschaut.
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Ich fürchte manchmal, dass die Designer einen nicht vergessen, sondern absichtlich vernachlässigt haben.
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Magere Männer, Herr Lucky, sind ja kein erfreulicher Anblick. High Heels dagegen haben den Vorteil, einen zumindest etwas zu verlängern. Und hey – wer geht schon zu Fuß.
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Ich bin ja etwas mäkelig und ekele mich irrationalerweise vor getragenen Sachen.
Haha. Hab es gerade im Schrank vergraben.
Die nächste Renovierung, bei der man einen luftigen Kittel braucht kommt bestimmt.
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Auf meinem Sofa steht ein großer Sack voller Kleidung, die ich irgendwann gekauft und nicht getragen habe. Immer weg damit, man zieht es eh nicht wieder an.
Der Gipfel der Unterstreichung der (nichtvorhandenen) Dünnheit ist die aus den Katalogen explodierende Mode, in der an den Oberteilen, zur Zeit neckisch Tunika genannt, ein an ein Taillenband erinnerndes Unterbrustband eingearbeitet ist, welches sogar Normalgewichtige wie Schwangere aussehen lässt …