Mir ist kalt. Die beiden Herren an meinem Tisch zeigen keinerlei Anzeichen von Unbehagen an den rapide sinkenden Temperaturen, aber ich friere wie der sprichwörtliche Schneider.
Die anderen Tische auf dem breiten Bürgersteig vor der Bar haben sich geleert. Nur auf unserem Tisch brennt ein Windlicht. Auch gegenüber sind die Tische leer. Nur der Kellner kommt ab und zu vor die Tür, um zu rauchen, und trotz Mantel, trotz Pashmina dringt mir die kühle Luft bis an die Knochen. Ich möchte rein. Noch besser: Nach Hause.
Die letzten Nächte, fällt mir ein, habe ich erbärmlich geschlafen. Gestern nacht habe ich Magenschmerzen bekommen, Schüttelfrost, eine Wärmflasche habe ich mir geholt gegen zwei, und morgens um neun im Büro gesessen und sehr, sehr viel Energie aufwenden müssen, um Dinge zu tun, die getan werden müssen. Dass ich hier sitze, Wein trinke und Tapas esse, ist der schiere Leichtsinn.
Immerhin. Der Wein schmeckt. Der Abend mäandert durch die Gespräche leicht, ohne zu stocken. Man erzählt dies, man erzählt das. Urlaub. Wohnungen und Theater. Bücher und der Job, und wäre es nicht so kalt, nicht so elendig kalt in diesem kühlen Mai, ich würde noch lange sitzen und dem Abend zuschauen, wie er träg und zufrieden durch die Straßen vom Prenzlberg fließt.
So aber gehe ich heim und bade. Ich bin müde, aber schlafen kann ich noch nicht.
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