„Kannst du nicht anrufen?“, fragt der J., als ich heimkomme, und es ist fast halb elf. Zum Kochen ist es eindeutig zu spät. Zwanzig Minuten später sitzen wir dann im Pappa e Ciccia, die anderen Gäste löffeln die letzten Reste des Desserts von ihren Tellern, und allmählich wird die Musik immer lauter.
Es gebe noch etwas zu essen, sagt die Kellnerin, und wir bestellen Ombrino, einen Spinatsalat mit Kalbssteak und Parmesan für mich und eine Portion Tagliatelle mit Dorade und Pfifferlingen für den J. Langsam leert sich der Raum, am langen Tisch in der Mitte sitzt niemand mehr, und der Duft der Lilien zieht in Schwaden durchs Lokal, ungestört durch Parfum und Gelächter. Der Abend legt sich zur Ruhe, die Kellner trocknen hinter der Theke Untertassen ab, so langsam, als gelte es, keinen einzigen Tropfen zu hinterlassen.
Als das Essen kommt, laufen die C. und der M.2 am Fenster vorbei. „Hey!“, winke ich nach draußen zur Straße, die Tür öffnet sich, wir machen Platz, Stühle werden geschoben und Karten gebracht, Speisen gegeneinander abgewogen und mehr Wein bestellt. Ich beneide die C. um ihre Gambas. Die Musik ist noch etwas lauter geworden in den letzten zwanzig Minuten, verwehte Discomusik von vor zwanzig Jahren, und ich sehe mich sitzen, mit einer Freundin am Sonntag vor dem Radio, 1989, das Kassettengerät aufnahmebereit in der Hand, lachend wie heute. Da sitzen wir, raten die Titel (M.2 gewinnt), essen Pasta und Brot, trinken viel zu viel Wein für einen Donnerstag abend, lachen, als hätten wir noch viel mehr Wein getrunken, und als die Kellnerin kommt, ob wir noch etwas möchten, schüttele ich den Kopf.
Nein, sage ich. Es ist alles bestens.
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