Am Samstagabend habe ich gar nicht so arg viel geraucht. Drei oder vier Zigaretten vielleicht auf dem Sommerfest, das der J. und ich um elf verlassen haben. Zwei oder so vor dem Visite ma tente. Die letzte – das weiß ich ganz genau – habe ich halb geraucht ausgedrückt. Gut hat sie nicht geschmeckt, obwohl der Abend so schön war: Warm und leuchtend auf den Stühlen vor der Bar. Dazu ein Martini auf Eis.
Am Sonntag mochte ich nicht rauchen. Manchmal ist das so, eher selten, und dann ekeln mich alle meine Aschenbecher ein bißchen, sogar der weiße, rechteckige aus Porzellan und mein Lieblingsaschenbecher aus javanischem Messing. Den ganzen Tag hatte ich nicht einmal Lust aufs Rauchen, und als ich draußen war, mit dem M., der M. und dem J. im Mauerpark zum Karaoke, hatte ich nicht einmal Zigaretten mit. Montag habe ich auch nicht geraucht. Heute eine, weil ein Kollege nicht allein rauchen wollte. Geschmeckt hat sie nicht.
Das ist ja großartig, Frau Modeste, höre ich es nun schon aus dem Netz rauschen. Mit dem Rauchen aufzuhören, ist ja sehr populär. Indes: Nichts auf Erden gibt es einfach so und ohne bittere Dreingabe. Denn hier, meine Damen und Herren, sitze ich, löffele Kartoffelsuppe, sortiere mich nach meiner wie üblich etwas zu späten Heimkehr aus dem Büro vor vierzig Minuten und nichts fällt mir ein. Nichts. Heute bleibt dieses Blog leer. Dabei war gestern und heute nicht weniger los als sonst. Dabei habe ich letzte Nacht sogar etwas besonders Bizarres geträumt. Aber ohne den weißen Rauch, ohne das Knistern von Tabak, ach: ohne die langsamen, trägen Züge fällt mir nichts ein, was zu erzählen sich lohnt. Vielleicht schmeckt es morgen wieder.
Das scheint z.Zt. pandemisch zu sein, dass mit der schwindenden Lust auf Rauch. Vielleicht eine Nebenerscheinung der Schweinegrippe?
Wenn Sie es schaffen Ihren Genuss auf ein paar wenige Zigaretten zu beschränken, haben Sie m.M.n. den Gipfel der Wonne erreicht …dann macht Rauchen wirklich Spaß!
In Ritualen feiert sich das Leben. Rauchen ist ein Ritual. Und, wie manche Weihnachten hassen, so hassen sie auch das Rauchen. Doch ohne Weihnachten ist das Jahresende dennoch nichts und ohne Rauchen der Tag nicht derselbe. Als ich vor einiger Zeit das Rauchen einstellte, war ich einerseits heilfroh, mich nicht mehr von Zigaretten gängeln zu lassen. Andererseits jedoch habe ich alle die Verknüpfungen zum Rauchen nicht mehr mit derselben Wonne genossen. Es war, als würde ein Kaffee plötzlich eine andere Bedeutung bekommen haben. Als würde die stille Viertelstunde mit der Zeitung nicht mehr die Luft anhalten. Dennoch, ich sage es nochmal, war ich froh, nicht mehr rauchen zu müssen. Das ging so weit, dass ich nachts träumte, ich würde rauchen, um aus diesem Traum entsetzt und den Tränen nahe aufzuschrecken.
Ich habe dann doch wieder angefangen, nach einiger Zeit. Und bereue es bis heute zutiefst.
Man kann überhaupt nie genug oder zu viel rauchen, finde ich. Wird schon wieder werden!
sehr geeehrte frau m.,
bevor ich mit dem rauchen aufgehört habe [was natürlich garnicht stimmt, ich rauche immer noch mindestens einmal im monat zu einem bestimmten anlaß] habe ich mit etwas ganz anderem aufgehört. nämlich damit, mein leben im büro zu verplempern. das habe ich selbst viele viele jahre gemacht, bis bei mir mal der groschen fiel. dann habe ich relativ gleichzeitig job und frau gewechselt. heute gilt für mich, dass die tagesschau auf keinem fall im büro flimmert und bringees im schnitt so auf 19 uhr. schlimm genug eigentlich.
was ich heute dazu denke ist sehr gemischt. einerseits ist man je nach stellung in einem bestimmten berufsalter dazu gezwungen sich das hemd aus der hose zu kegeln [oder das futter aus der jacke zu reissen – wie man in norddeutschland sagt] – andererseits ist das nicht gut fürs privatleben. als grenze würde ich mal mitte 30 setzen. wenn man dann noch zu viel arbeitet hat man entweder den falschen job, den falschen chef oder man ist fehlorganisiert. schlimmstenfalls ist es auch die dreieinigkeit. dann ist sowieso alles zu spät.
sehr fließend ist nebenher der übergnag von dem nicht mehr stattfindenden privatleben [ohne partner] zum unterbewußt nur noch über den job definieren. das ist dann besonders krass, weil jede arbeitslosigkeit den gesamtabsturz definiert. also setzt man himmel, hölle und seine gesamte arbveitskraft daran, dass es nicht passiert. ein teufelskreis …
p.s: nein, der anlass ist natürlich nicht die zigarette danach. die habe ich noch nie geraucht.
p.p.s.: und noch mal nein. ich bin auch nicht mehr jungfrau …
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Ja, von diesem Zustand träume ich seit Jahren.
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Man müsste sich ganz neu aufsetzen, aber ist dazu vielleicht manchmal einfach zu alt.
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Bestimmt. Wird seit 20 Jahren immer wieder.
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Ich nicht.
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Ich hätte gern zu Job und Rauchen ein entspanntes Verhältnis, das ich nicht habe.
Rauchen ist und wird extrem unterbewertet WEITER SO
So liest es sich also, wenn Frau Modeste ihrer Leserschaft die Zunge herausstreckt. 🙂
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Aber nicht doch, Frau Walküre.
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Ach je.