Sommer, denke ich und schiebe mich frierend durch die enge Straßenbahn zum Automaten. Heiß muss es sein. Auf dem schmelzenden Asphalt soll die Hitze liegen wie eine feuchte, warme Decke. Sandalen will ich tragen und ein kurzes, rotes Kleid. Der Fahrtwind auf dem Rad soll sich anfühlen wie ein Föhn. Unter den Oberbaumbrücke soll die Spree der Nacht entgegenfließen.
Die Autofahrer sollen hupen vor lauter Übermut. Die Busse fahren mit offenen Türen. Es soll nach Knoblauch und Kreuzkümmel riechen, nach Benzin und blühenden Bäumen. Wo ich vorbeifahre, will ich Gelächter hören, Paare sollen sich küssen, und im Flieder verborgen lehnt der Sommer an einer Wand und spielt auf dem Akkordeon Lieder über die Liebe.
Es soll Sommer sein, denke ich mir, und der Sommer soll niemals enden.
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(die kommentarvariante wollte ich schon immer mal anbringen. endlich passt sie einmal.)
„der Sommer lehnt an der Wand und spielt auf dem Akkordeon Lieder über die Liebe“…. wunderbar!
Sommer wär schön. (hier schneits)
und doch. frost knistert in den poren, beißt an den schläfen, statt kreuzkümmel und knoblauch duftet es nach gepanschtem glühwein, vielleicht hier und da nach kardamom und zimt, braune placken gefrorenen schnees pappen an kotflügeln, die menschen schlagen den schal enger unters kinn, radfahrer schlittern und stürzen, halten sich das geprellte knie, schrubben schnee von der hose, die bäume frieren. was sein soll, ist vorerst noch nicht, aber es bleibt die hoffnung, dass es dennoch kommt… wenn auch erst in einiger zeit.