13.04.2012

Ich stehe vor dem Spiegel und fühle mich schrecklich. Im Spiegel: Eine Skulptur aus Schmalz. „Dicke Frau“ heißt das Ausstellungsstück. Entstehungsjahr: 2012.

Ganz geknickt ziehe ich meine Interimsjeans an und werfe mir ein weites T-Shirt über. Ich verstehe das nicht: Ich müsste abnehmen. Ich esse doch viel weniger als in meiner gnadelos verfressenen Schwangerschaft. Ich stille, da verbraucht man doch auch Kalorien. Ich nehme aber nicht ab.

Bis zu drei Kilo pro Monat würde man mehr oder weniger von selbst abnehmen, habe ich irgendwo läuten hören. Bei mir allerdings scheint das nicht hinzuhauen. Knallhart und unerbittlich klammert sich mein Körper an sein Fett. So, soviel steht fest, kann ich eigentlich nirgendwo hingehen, es sei denn, es wäre mir egal, was andere Leute dann denken.

Irgendein Bekannter hat mir vor Jahren einmal gestanden, dass ihm in Gegenwart dicker Frauen vor lauter Ekel das Essen nicht schmeckt, fällt mir ein, und obwohl mir das Unangemessene dieser Reaktion deutlich vor Augen steht, fühle ich mich augenblicklich schuldig.

Nun, so beschließe ich, werden andere Saiten aufgezogen. Ab jetzt gehe ich jede Woche 50 km spazieren. Ich trinke nur noch Wasser und ungesüßten Tee. Und wenn ich in den nächsten vier Wochen nicht ernsthaft abnehme, dann, ja dann, dann esse ich wochenlan nur noch Gemüse. Gemüse. Und vielleicht ein ganz bißchen Quark.

16 Gedanken zu „13.04.2012

  1. Bei jedem dieser Dick-Beiträge frage ich mich, wie viel daran echt ist und wie viel Koketterie. Und jedesmal denke ich, dass das eine wie das andere irgendwie überflüssig und traurig ist.

  2. Ich schau mich in solchen Fällen manchmal lange nicht im Spiegel an (verlangt etwas Übung, denn überall steht etwas, worin man sich spiegeln kann). Dann aber gehe ich’s auch an (in den nächsten Tagen übrigens). In Sachen Tee kann ich Yogitees empfehlen. Hoffnungslos überteuert aber geeignet, etwas Licht in den Abnehm-Alltag zu bringen. Besonders die Sorten mit Süßholz, das gaukelt einem ganz ohne Zucker und Chemie gesüßten Tee vor. Kann man literweise mit größtem Vergnügen trinken. Und der ebenfalls angesprochene Quark lässt sich mit ausgewrungenen Gurken, ordentlich Knofi, Dill, Pfeffer und Salz sowie ein paar Spritzern Zitronensaft (und zwei Löffelchen Olivenöl) in einen Teutonentsatsiki verwandeln, der sich garantiert nicht in irgendwelchen Polstern niederlässt.

  3. Leider, leider kann man auch während der Stillzeit zunehmen bzw. gar nicht abnehmen! Ich zum Beispiel bin so ein Fall und habe später auch andere kennengelernt (es ist nämlich ein weit verbreitetes Märchen, dass alle Frauen in der Stillzeit so hervorragend abnehmen). Da ergreift der Körper wohl Sicherheitsmaßnahmen, dass ja immer ein guter Vorrat für schlechte Zeiten da ist, damit immer die Milch gesichert sein wird. In diesem Falle ist es es schon ärgerlich mit den Hormonen…
    Aber es geht dann langsam, wenn das Stillen auch zurückgeht. Habe aber trotzdem lange gestillt…

  4. Es gibt doch diese Yogis, die nur von Lichtenergie leben. Ab und an aromatisiertes Wasser und viel Meditation. Fett und schlechte Laune werden als kosmische Strahlung ins Weltall geleitet. Licht, Liebe und Energie aus dem Internet, schlage ich vor. Ab und an ein Rosinenbrötchen (trocken).

  5. REPLY:

    Natürlich haben Sie recht: Man kann mit seinem Gewicht gelassener umgehen. Das setzt aber voraus, dass man deutlich uneitler ist, als ich es bin. Mir ist es wichtig, gut auszusehen, und ich sehe schlank deutlich besser aus als rundlich.

  6. REPLY:

    Ich habe mir Stevia gekauft, um Joghurt und Tees zu süßen. Damit sich das Abnehmen nicht so blöd anfühlt. Ansonsten versuche ich es mit dem Verzicht auf Kuchen und Süßigkeiten und fette Saucen. Low Carb kann ich nicht, ich sterbe ohne Reis und Nudeln.

  7. REPLY:

    Das beruhigt mich. Hauptsache, ich nehme wieder ab, ob nun jetzt oder nach dem Abstillen finde ich eher zweitrangig. Ich frage mich nur, wie die anderen Frauen mit Kinderwagen es geschafft haben, so schnell abzunehmen. Die sehen oft schon so dünn aus, ich bin ganz neidisch.

  8. REPLY:

    Rosinenbrötchen hört sich schon mal gut an. Ich setze jetzt erst einmal auf viel Gemüse und lange Spaziergänge und hoffe auf rapiden Gewichtsverlust, sobald ich nicht mehr stille und wieder arbeite. Noch drei Monate also …

  9. Nach Koketterie hört sich ihr Post für mich nicht an. Sondern nach großem Unwohlsein. Ausserdem kann man Gefühle niemandem absprechen. Beim Thema Abnehmen kann ich nicht mitreden, ich müsste eher zunehmen.

    Ich gestehe aber, dass ich schon das ein oder andere Mal dachte, „ach, hätte ich ein paar Reserven“. Als unsere neugeborene Tochter von jetzt auf gleich zu uns kam, war ich nach zwei Wochen skörperlich so erschöpft, dass ich abends am Esstisch umgekippt bin. Schwangerschaftspfunde haben schon ihren Sinn habe ich festgestellt..

    Trotzdem wünsche ich mir für Sie, dass Sie bald ihr Wohlfühlgewicht haben und wieder gerne in den Spiegel schauen. Sich mögen ist doch mit das Wichtigste.

  10. REPLY:

    Ich fühle mich wirklich nicht gut so. Ich würde gern mal wieder ausgehen, aber zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst vor Türstehern. Vermutlich nicht grundlos.

  11. REPLY:

    das ist wohl ’ne körperliche veranlagung. eine freundin von mir [modell schlanke elfe] hat während der schwangerschaft über 15-20 kilo zugenommen. nach sechs wochen war das schon so gut wie weg. die konnte aber auch vor der schwangerschaft in bier und chips baden ohne dass sich an ihrer größe 34 [sie ist allerdings recht klein, so knapp 1,60m] was ansetzte. nach meiner beobachtung haben die, die schon vor der schwangerschaft auf die nahrungsmenge achten „mußten“ hinterher die längste strecke vor sich, weil halt diese depot bildung evtl. nur in dieser gruppe stattfindet.

  12. Liebe Frau Modeste, ich habe ja lange gedacht, die Klum, die Bündchen und all die anderen Giraffen draußen auf den Laufstegen, die sechs Wochen nach der Geburt Victorias Secret Engel spielen, das muss doch jedem klar sein, dass das Kunstfiguren sind, die ihren gewichtsstechnischen „Erfolg“ mit ganz erheblichen gesundheitlichen Risiken und auch erheblichen finanziellen Mitteln bezahlen.

    Bitte beruhigen Sie sich. Was Sie erleben ist alles ganz normal. Stillen Sie ab, wenn Sie es für richtig halten, und dann wird das schon. Aber vorher macht das alles nur unnötigen Streß, und zwar für Sie wie auch Kind F.

  13. REPLY:

    Das ist deprimierend. Ich sehe ständig Mütter, die alle schlanker aussehen als ich. Das darf auf keinen Fall so bleiben. Ich hatte an sich gedacht, bis Mai würde das wieder, und habe den Zeitpunkt für Wiederherstellung einer annehmbaren Optik jetzt auf Juni verschoben. Es gibt zwar langsame Fortschritte, die sind aber wirklich seeehhhr langsam.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken