Archiv für den Monat: April 2013

Aber bitte nicht heute

„In einer halben Stunde ist sie da.“, ächzt der J. am Samstagabend und stopft sich resigniert ein weiteres Kissen unter der Kopf. Ich nicke matt. Der J. hat recht: Wir haben den Babysitter bestellt, und zum Abbestellen ist es viel zu spät.

Pläne haben wir jedenfalls keine. Wir sind nicht verabredet. Gut essen waren wir letzte Woche, da saßen wir vier Stunden im fabelhaften Rutz, und außerdem hatten wir Freitag Besuch zum Grillen und essen heute auf keinen Fall Fleisch. Im Kino läuft nichts, was wir sehen wollen würden, im Theater gibt es auch nichts, in der Oper bekommen wir keine Karten mehr, und um ernsthaft auszugehen reichen die vier bis fünf Stunden Freiheit bis ungefähr Mitternacht ohnehin nicht aus, die uns der Babysitter verschafft.

„Halt irgendwo was trinken.“, nuschele ich und lese entschlossen weiter. Ich könnte nämlich ganz gut den ganzen Abend hier liegenbleiben auf dem neuen, grauen Sofa, und P G Wodehouse lesen. Ich feiere gerade meine englischen Lesewochen und lese hintereinander Nancy Mitford’s Love in Cold Climate, Julian Fellowes‘ Past Imperfect und auch ein paar Bücher über den unübertrefflichen Jeeves. So heuschnupfengeplagt, wie ich bin, bin ich ohnehin gerade kein sehr erfreulicher Anblick.

„Es ist sogar noch Wein da.“, bedauert auch der J. die voreilige Bestellung. „Warum haben wir die K. eigentlich angerufen?“, schaut er mich anklagend an, aber ich habe es auch vergessen und murmele nur so etwas von „auch mal zu zweit vor die Tür“.

„Ich mach‘ nicht auf.“, behauptet der J. zwischenzeitlich und legt sich noch etwas bequemer hin. Auf seinem linken Schienbein räkelt sich genüsslich die Katze. „Sei nicht kindisch.“, entgegne ich und schaue im Internet nach den Veranstaltungstipps des Tages. Es ist Gallery Weekend, lese ich, aber auf das Herumstehen in Galerien habe ich gerade so gar keine Lust. Ich glaube, ich mag moderne Kunst vielleicht gar nicht so sehr. Früh ins Bett wäre ganz gut, aber wenn die K. extra kommt, um den F. zu hüten, können wir schlechthin nicht nach zwei Stunden heimkommen, weil sie K. schließlich nicht zum Spaß einhütet und das Geld bitter braucht.

„Keine Ahnung.“, seufze ich, als es schließlich klingelt, erhebe mich mühsam und öffne die Tür.

(Pisco Sour in der Amano Bar, Negroni in der The Grand Bar, Pizza und Hauswein im Due Forni)

 

Bliss Was It In That Dawn

Am liebsten aber dann doch noch einmal unter dem Birnbaum; so weiß und grün wäre die Welt, und blauer der Tag mir wie sonst keiner.

Hinter dem Schneeball, hinter den Beeten von Rittersporn und von Phlox blitzte weiß die offene Tür in die Küche, und auf dem Rasen unter dem Tisch läge schlafend und schwer unser Hund. Die Leine am Zaun voller Wäsche.

Hinter dem Mist, hinter dem Nussbaum wüchse gelb der Kürbis heran an langen, geschlungenen Stielen. Rechts stünden die Gurken, links der schneckengeplagte Salat, und gelehnt an den Stall rankten die Bohnen sich hoch, am Giebel entlang, den Wolken zu und Sankt Peter entgegen ganz in den offenen Himmel.

Gut

„Denk Dir“, schreibt mir der T. „Ich habe die M. getroffen.“

Die M. saß im Latein-LK immer ganz hinten in der Ecke. Sie sprach nie und am Ende schrieb sie immer eine eins. Sie war strichdünn, hatte mausbraunes, glattes Haar, und was sie in ihrer Freizeit tat, wusste keiner. Vielleicht las sie, vielleicht spielte sie Gitarre, vielleicht saß sie einfach nur so herum und starrte Löcher in die Luft. Sie hat es uns nicht erzählt. Wir haben nicht gefragt. Es war auch nie einer bei ihr daheim in dem geduckten gelben Klinkerbau, an dem ich auf dem Weg zum Reitstall zweimal die Woche vorbeifuhr. Sie kam, meine ich, auch zu keiner Party, obwohl da quasi jeder eingeladen war.

Auf der Kursfahrt in der Zwölften nach Rom kam sie mit und tat sich mit dem L. zusammen, den wir kollektiv merkwürdig fanden, und der heute Frauenarzt ist in München. Das war aber mehr eine Notgemeinschaft als eine Freundschaft, denn als wir wieder zu Hause waren, sprach die M. mit dem L. jedenfalls nicht mehr als mit allen anderen, also sehr wenig.

Nach der Schule verloren wir alle die M. aus den Augen. Dem T. erzählte die M. nun, sie sei Physiotherapeutin geworden und habe ein paar Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet, und sich dann selbständig gemacht. Das sei aber nicht so gelaufen. Deswegen sei sie jetzt wieder im Krankenhaus.

Verheiratet ist die M. nicht. Es gibt auch keinen Partner und kein Kind. Die M. habe gelacht, als er sie nach ihren privaten Umständen gefragt habe, sagt der T., als sei Privatleben eine völlig abwegige Idee. Sie verbringe viel Zeit mit ihren Eltern, hat die M. ihm erzählt. Ausgezogen sei sie ja nie. „Nichts Besonderes“, mache die M. nach eigenen Angaben in ihrer Freizeit. Pläne habe sie nicht. Sie lasse uns alle – den J.2, die G., die A. und mich, herzlich grüßen. Es gehe ihr gut.

Anders Kochen und Essen

„Wieder nichts fürs Blog!“, jammere ich und versenke meinen Löffel im Teller. Es ist wie verhext: Weil ich seit Montag krank zu Hause bin, fällt der Besuch von Restaurants natürlich flach, und kochen kann ich auch nicht richtig. Wenn es denn aber wieder auch nur halbwegs und für ein halbes Stündchen geht, dann sieht es wieder nicht so aus, wie die Gerichte, die andernorts zubereitet werden. Fakt ist nämlich: Ich habe ein Modernitätsdefizit. Alle Welt kocht Gemüse nach Ottolenghi. Ich koche Linsensuppe mit Kalbswurst und Birnenkompott mit Flammerie und Karamell, weil noch so viele Birnen da sind, die schon dunkle Stellen haben.

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Vielleicht, überlege ich, brauche ich einfach ein paar neue Kochbücher. Ich habe – neben ein paar mehr oder weniger unbrauchbaren Geschenken und selten genutzten Büchern für aufwändige Länderküchen – nämlich nur zwei Bücher, aus denen ich wirklich koche. Das Wichtigste, und dies verdeutlicht möglicherweise Art und Ausmaß des Problems, trägt den schönen Titel: „Die gutbürgerliche Küche“, und bildet den Status Quo der Alltags- wie Sonntagsküche ungefähr auf dem Stand von 1960 ab.

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Das Problem an der Sache ist nur: Ich mag das Buch. Ich mag nämlich den Rehrücken Baden-Baden. Ich mag Herzoginkartoffeln und Kroketten, Sahnsaucen und Reispuddinge, ich esse wirklich ganz gern Eintopf, und ich bedaure das Aussterben der Königinpastete und der kalten Platten.

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Nun ist auch mir klar, dass eine Modernisierung dieser Küche nicht nur eine Sache des guten Geschmacks darstellt. Die Küche meiner Großmutter – und um jene handelt es sich in meinem Küchenalltag in ganz wesentlichen Zügen – war nämlich nicht nur wenig subtil. Sie war auch ziemlich ungesund, viel zu fett, arm an frischem Gemüse und reich an tierischen Fetten. Es gab viel zu viel Fleisch, es gab mittags und abends warmes Essen, und wenn ich überlege, was im Haushalt meiner Großmutter allein an Butter und Sahne verbraucht wurde, wird mir ganz anders. Naturgemäß war meine Großmutter in späteren Jahren zwar nie fett, aber schon eher mollig.

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Das müsse sich, versichere  ich dem J. und mir, nun alles ändern. Ich will wieder Größe 38 tragen. Der F. soll abends einen Salat mit Thunfisch und Zitronendressing und nicht einen Brathering mit Bratkartoffeln für ein normales Essen halten. Aus ist es mit der „Gutbürgerlichen Küche“ und dem „Goldenen Löffel“.

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Und heute abend geht es los.

Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten

Andere Leute wären essen gegangen. Oder hätten im Ofen eine Lammkeule geschmort. Oder ein Lamm bestellt. Aber wir grillen seit zehn Jahren bei der I. und dem S., und wir werden nicht einfach damit aufhören, nur weil hier die Eiszeit ausbricht. Wir treffen also frierend wie die Schneider um kurz vor zwölf im Grunewald ein, und dann wird gegrillt. Dieses Jahr hat der M. eingekauft: Es gibt Merguez, Salsiccia, Lammfilet und Bisonsteaks, die ein bißchen wild, aber eigentlich eher zäh schmecken. Dazu essen wir Salate, Brot und Hummus.

Das Grillen ist dann eine eher mühsame Angelegenheit. Unter Verweis auf den F. („darf nicht frieren“) bleibe ich im Wohnzimmer und schaue durch die Terrassentür den Grillenden zu, die sehr, sehr lange versuchen, die Kohle zu entzünden, und dann mit Föhn und Zeitungspapier vor den gräulichen, harten Schneeresten im Garten versuchen, den Grill endlich anzuzünden. Irgendwann klappt es dann. Wenig später gibt es Fleisch.

Ich esse, als hätte ich heute noch nichts gegessen. Das fällt mir nicht schwer. Ich habe nämlich heute noch nichts gegessen, weil ich ein wenig verschlafen habe, und so stopfen der F. und ich ganz schnell sehr viel Grillgut und noch mehr Nudelsalat in uns herein. „Mamm!“, schreit der F., wenn es ihm nicht schnell genug geht, und weil der das ziemlich oft macht, bekomme ich nicht so viel, wie ich eigentlich wollte.

Beim Nachtisch wird die Lage dann langsam prekär. „Mamm! Mammmm!“, fordert der F. energisch noch mehr Vanillepudding und mindestens 2/3 meines Carrot Cake. Ich vertage den eigenen Kuchenverzehr auf später, ermuntere alle noch einmal, den gestern abend gebackenen Carrot Cake zu probieren und trinke schnell zwei Glas Sekt. Den zumindest muss ich nicht mit dem F. teilen.

Doch auch später sieht es schlecht mit dem Kuchen. Immer, wenn ich mich der Küche nähere, erspäht mich der F. „Mamm!“, streckt er mir beide Hände entgegen. Ich werde später essen, wenn der F. schläft, beschließe ich, und irgendwann brechen wir auf. Ich habe keinen Kuchen gegessen.

In der Tasche über der Schulter des J. immerhin tragen wir zwei Stück Carrot Cake wieder nach Hause. Das eine wird der J. morgen früh essen, bevor der F. und ich aufgestanden sind. Das zweite Stück esse ich einige Stunden später, den Rücken dem F. zugekehrt und simulierend, ich sei taub, und hörte hinter mir niemanden brüllen: „Mamm! MAMM!“

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(400 gr. geraspelte Möhren, 350 gr. Zucker, 180 gr. Mehl (550), 100 gr. Haferflocken, 1 Tasse Öl, 4 Eier, 1/2 TL Salz, 2 TL Natron, 1/2 TL Zimt, 1/2 TL gemahlener, getrockneter Ingwer, Schale von 1/2 Orange, 1/4 TL geriebene Muskatnuß

Alles verrühren und 60 min bei 175° C. Auskühlen lassen, halbieren und füllen und ummanteln mit einem Frosting aus

200 gr. Frischkäse, 25 gr. Palmin, 1 Pck. Vanillezucker, 2 EL Butter und ca. 150 gr. Staubzucker.)

Osmans Töchter

Die Berliner Türken gehören zu Westberlin wie das Strandbad Wannsee oder Harald Juhnke, und wie ganz Westberlin stecken auch die Westberliner Türken in einer Art Zeitblase, in der die Achtziger Jahre einfach nicht vergehen wollen. Da in diesem immerwährenden Jahr 1985 die Mauer natürlich noch steht, ziehen die Berliner Türken so gut wie nie in den Osten. Im Prenzlberg gibt es deswegen, meine ich, weniger Türken als in Nordfriesland oder auf dem Mond. Das merkt man dann auch an der Gastronomie.

Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt schon ein türkisches Restaurant im Prenzlberg gab. Das nächstgelegene mir bekannte Gasthaus war das Hasir am Hackeschen Markt. Doch selbst wenn es schon ein türkisches Restaurant oberhalb der Dönergrenze gegeben haben sollte, dann sah das vermutlich so aus, wie diese Läden, in denen man in Kreuzberg gut isst und schlecht sitzt, also so eine Kulisse aus Teppichen, Kupferkannen, Wasserpfeifen, das Ganze untermalt wahlweise mit türkischem Pop oder leierndem Ethnokitsch. 1985 – wir kommen zurück auf die Westberliner Blase – fand man das für die sog. Spezialitätenrestaurants nämlich gut und richtig.

Bei Osmans Töchtern in der Pappelallee dagegen ist es schön. Betonböden und unverputzte Mauern, Lampen aus Schraubgläser und schlichte Tische und Stühle wirken nüchtern, eine sehr zurückgenommene Eleganz, die von ganz, ganz wenigen orientalisierenden Stilelementen aufgenommen wird. Man sitzt ein wenig eng, aber angenehm. Das finden andere anscheinend auch: Um sieben ist jeder Tisch besetzt. Ohne Reservierung geht hier, schätze ich mal, nichts.

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Der Service ist schnell, herzlich und freundlich. Es erscheinen ein ordentlicher Viognier für mich und Efes für den J., und statt der ursprünglich gewählten gemischten Vorspeisen – für zwei zu viel, aber weniger gebe es nicht, sagt man uns – kommen ein Bulgursalat und gehackte, gut gewürzte Auberginen. Es ist jetzt nicht so, dass diese Vorspeisen eine noch nie dagewesene kulinarische Offenbarung bedeuten würden. Es schmeckt sehr gut, aber nicht anders als bei anderen türkischen Restaurants oder letztes Jahr im Urlaub. Dem F. immerhin scheint es großartig zu munden, er stopft sich den ganzen Brotkorb nach und nach in den Rachen, und zeigt immer wieder auf das Auberginengericht. Okay, Kleiner, denke ich, und löffele ihm das Zeug in den Mund. Der F. liebt scharfes Essen und außerdem liebt er Knoblauch.

Als die Hauptgerichte kommen, beneide ich den J. kurz um sein Essen. Er isst Hackfleischbällchen auf kleinen Brotstücken, die unter einer dicken Schicht gewürztem Joghurt verschwinden. Es sieht sehr, sehr gut aus und riecht auch phantastisch. Viel besser, finde ich, als mein gegrillter Lachs mit auf den Punkt gegartem Gemüse und Ofenkartoffeln, woran es rein gar nichts auszusetzen gibt, aber sehr türkisch mutet das Gericht nicht an. Mein Fehler: Ich hätte die Dorade nehmen sollen.

Dass der Teller des J. besser aussieht, findet auch der F. und weist meinen Lachs mit zusammengekniffenem Mund und heftigem Kopfschütteln zurück. Wieder und wieder zeigt er auf das Essen vom J. und bekommt reichlich Stücke von Fleisch, Brot und Joghurt in den Mund geschoben. Im Ergebnis haben der J. und der F. dann beide etwas weniger gegessen, als beiden lieb wäre. Eine Kinderkarte wäre hier schön oder zumindest ein Ausweichgericht wie Nudeln mit Sauce oder so, wie es bei den meisten Italienern auf der Karte steht. Beim nächsten Besuch würde ich dem F. auch ein Hauptgericht bestellen, allerdings erscheinen mir die Hauptgerichte von 15 € an aufwärts alle etwas zu teuer für eine Person, der Nudeln mit Käse völlig reichen.

Am Ende entscheiden der J. und ich uns dann doch gegen ein Dessert. Wir haben genug Süßes gegessen, versichern wir uns gegenseitig und verweisen auf die folgenden Feiertage. Wir zahlen dann so circa € 65, meine ich, und laufen langsam zurück, durch den tauenden Schnee, vorbei an der Kulturbrauerei, vorbei am November, vorbei an Anna Blume, und im Wagen liegt der F. und schläft und träumt, tja, vermutlich von Nudeln mit Sauce. Mir aber hat’s gefallen.

Osmans Töchter
Pappelallee 14 (neben dem Ballhaus Ost)
10437 Berlin

Der Turbomuffin

Wenn man den Berliner Milieuschutzfreunden glaubt, war ja früher alles besser, als die Semmel noch Schrippe hieß, und man für 60 qm 100 Reichsmark zahlte. Wir aber wissen: Das ist alles gar nicht wahr.

In Wirklichkeit – ich war dabei – waren die Bewohner Prenzlbergs keineswegs schöne und fröhliche Menschen, sondern in erheblichen Teilen ziemlich graue Gestalten, die vor den Spätkäufen der Stadt grimmig Dosenbier tranken. Die Häuser waren grau und rochen komisch, und in ganz Ostberlin gab es keine vernünftige Pâtisserie. Die Parties waren gut, das Bier kostete 2 Mark, aber wer vernünftigen Kuchen wollte, fuhr entweder in den Westen oder kaufte den guten, aber nicht sensationellen Kuchen bei Sowohlalsauch.

Das immerhin hat sich geändert. Allein im Bötzowkiez gibt es vier vernünftige Möglichkeiten des Kuchenkaufs. Die Chance, in einem Privathaushalt ordentlichen Kuchen vorgesetzt zu bekommen, ist damit eigentlich ziemlich gut, doch wenn aus den alten, schlechten Zeiten noch irgendetwas übrig geblieben ist, dann das: Man bekommt in Privathaushalten so gut wie nie Selbstgebackenes. Ich liebe aber hausgebackenen Kuchen.

Nun ist es ja mehr als verständlich, dass niemand mehr Zeit hat für eine abendfüllende Schwarzwälder Kirsch oder Bienenstich. Aber ein schneller Gugelhupf? Ein Streuselkuchen? Und wenn es für alles nicht mehr reicht, wenn der Besuch schon quasi vor der Tür steht, wenn kaum mehr was im Haus ist, und niemand Lust hat, noch einzukaufen, dann gehen doch immer noch Muffins. Und zwar die schnellsten Muffins der Welt:

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(200 ml Schlagsahne, 150 gr. Zucker, 1 Pck. Vanillezucker, 3 Eier, 200 gr. Mehl, 1 EL. Maisstärke, 1. Pck. Backpulver, Zitronenschale und Saft von 1/2 Zitrone

Alles verrühren, in Muffinförmchen füllen und bei 175° C 25 min. backen. Anschließend mit Zuckerguß von der übrigen 1/2 Zitrone überziehen und verzieren)

Ich ist ein anderer

Keine Ahnung, sage ich. Reichlich langweilig hier. Ich erlebe ja nichts, weil ich zu erkältet bin, um irgendwo hinzugehen. Ich sitze hier einfach nur herum, lese ein bißchen, schaue gelegentlich einen Film oder eine neue Folge West Wing, und spreche mit und über mein Kind. Das ist ziemlich eintönig, fürchte ich.

Auf der anderen Seite: In anderen Blogs ist im engeren Sinne auch nichts los, und die liest ja auch wer. Foodblogs zum Beispiel. Finde ich toll. Ich koche kaum was nach, zugegeben. Aber ich schwelge immer in diesen Sachen, ich male mir aus, auch mal so was mehr Modernes und Gutaussehendes zuzubereiten. Außerdem finde ich es gut, wenn Leute auswärts essen und darüber schreiben.

Elternblogs sind auch so ein Phänomen. Zwar rangiert das Ansehen des klassischen Muttiblogs noch deutlich unterhalb des Blogs von Leuten, die stricken. Auf der anderen Seite: Die Spitzen des Genres, die sind schon sehr, sehr super. Ich bin den Buddenbohmschen Kindern beispielsweise noch nie begegnet, aber sie sind mir seit mehreren Jahren überaus sympathisch.

Warum, frage ich mich, ist das eigentlich nichts für mich? Okay, meine Performance als Mutter und als Köchin ist vielleicht jeweils nicht so beispielgebend, dass man unbedingt drüber schreiben müsste. Auf der anderen Seite: Meine Performance als Normalberlinerin in den letzten Jahren war auch nicht so großartig, dass es zwingend notgetan hätte, sie auszustellen. Habe ich trotzdem gemacht und war lustig.

Insofern, meine Damen und Herren, mein Vorsatz steht fest: Von heute bis nächsten Freitag bin ich Foodbloggerin. Und die Woche drauf mache ich eine Woche Muttiblog. Mal sehen, wie sich das anfühlt.