Solche Tage

Beim Start schließe ich wie immer die Augen. Neben mir riecht ein dicker Mann durchdringend nach einem sehr, sehr holzigen Eau de Toilette. Die Armlehne zwischen uns schneidet tief in sein Fleisch, und ich rücke so weit wie möglich nach außen, damit er mich nicht berührt.

Ich gähne. Es ist 20.00 Uhr, ich bin früh um halb fünf aufgestanden, und meine Augen sind trocken und schmerzen. Draußen ist die Nacht so schwarz, als sei die Welt schon vorbei, und ich will so sehr heim, will mich zusammenrollen in meinem Bett und mir die Decke bis über die Schultern ziehen und endlich schlafen.

Solche Tage dürften nicht abgezogen werden von der abgemessen Zeit, denkt es in mir und ich lächele sofort über diesen kindischen Groll. Es ist okay, denke ich dann. Es gibt doch noch Wasser. Es gibt grünes Gras und Erde, irgendwo rauscht das Meer und bricht sich an Steinen, und ich fliege durch die Nacht, als sei das nichts und ganz selbstverständlich, und der Himmel kein Geschenk, sondern nur ein leerer, kalter Raum zwischen Berlin und Stuttgart.

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