Mittwoch, 8. Juli

Außer Atem und leicht verschwitzt erscheine ich dann irgendwann doch auf dem Kindergeburtstag. Irgendwo streiten ein paar der Dreijährigen, wer mit dem Roller fahren darf, die ersten Mütter trinken Sekt, und das Geburtstagskind weint, weil andere Kinder mit seinen Geschenken spielen.

Zwei Mütter trösten eine andere, die nach der Tochter einen Sohn bekommt und nie einen haben wollte. Sie sei, sagt sie, eine Mädchenmutter, und ich wundere mich, warum eigentlich alle nur noch Mädchen wollen und behaupten, Jungen wäre schwierig. Oder Jungen wären überhaupt irgendwie und Mädchen anders. Ich dachte doch die ganze Zeit, wir seien uns alle einig, dass alle Kinder sein können, wie sie wollen, bis dann auf einmal lauter Mütter auftauchen und mit so einem verdächtig triumphierenden Unterton erzählen, ihre Buben seien fußballverrückt und ihre Mädchen pflückten Blumen.

Der F. liebt Blumen und Fußball und die Feuerwehr und legt seinen Bären regelmäßig an die Brust, will ich sagen, aber dann bleibe ich einfach still. Ganz egal, denke ich, und dass wir vermutlich machen können, was wir wollen, solange an einem Mittwoch um fünf zehn Mütter und zwei Väter um einen Tisch herum stehen, Melonen essen und Sekt trinken und verstohlen die Kuchen verschwinden lassen, denn die schmecken irgendwie nach Seife.

6 Gedanken zu „Mittwoch, 8. Juli

  1. Das arme Kerlchen, das irgendwann geboren wird. Tut mir jetzt schon leid. Bei einer 50/50 Chance sollten manche sich ihre Kinder doch kaufen. Das Risiko, das falsche Kind zu bekommen, ist doch zu groß.

    1. Ich muss gestehen, ich habe auch keine Lust auf hässliches Roboterspielzeug und Fußballplätze. Das kann ich schon verstehen. Ich denke nur, dass es da keinen zwingenden Zusammenhang gibt. Nicht jede Tochter ist eine brave, kleine Prinzessin, und nicht jeder Bub hyperaktiv, wild und verrückt nach Computerspielen.

  2. Schade!, denn ich finde das schon wichtig, dass man genau in dem Moment etwas sagt. (Und zwar genau das, was Sie zu sagen überlegten. Um klar zu stellen, dass Kinder eben nicht die Rollen erfüllen müssen, und zu hinterfragen, wieso das überhaupt – immer noch – als erstrebenswert gilt. Warum die eindimensionale Richtung?) Weil es die anderen Mütter vielleicht zum Nachdenken bringt. Wenigstens für einen Moment. Nein?

    1. Die haben ihre Weltbilder doch alle fertig. Dieses feine Lächeln der Überlegenheit, mit dem sie andeuten, dass sie doch ganz genau wissen, wie der Hase läuft – und wie die Häsin.

  3. Man kann ja nur hoffen, dass der F. sich seine/n beste/n Freundin/Freund aus dem Kreis der Eltern auswählt, die ähnlich gestrickt sind wir seine Eltern. Da muss man leider durch. Später dann kann er ja auch allein zu Festivitäten gehen.

    Das ist natürlich Quatsch, was die „Jungs-Mütter“ da sagen. Unbedingte Liebe zum Kind geht anders. Da dürfen die Jungs dann auch mal Blümchenkleider oder Zöpfe tragen oder auch leidenschaftliche Fußballer werden, und die Mädchen dürfen blaue Latzhosen tragen und den Teddy mit dem Bagger ins Bett bringen.

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