Ich fahre so gern durch Berlin. Ich fahre so gern über die Spree, ich mag den Fahrtwind an den Beinen, und ich mag den Lärm der Stadt, den Staub und die Gerüche. Ich mag sogar den Kotti. Ich fahre gern den Cottbusser Damm herab und höre die anderen Radfahrer lachen und klingeln. Berlin ist im Sommer ein Fest.
Vor der Bar Txokoa wartet schon Mek, weil ich ein bisschen zu spät bin. Vor ihm steht ein Bier, auf dem Tisch liegt die Karte, und dann wird es schwierig. Es sieht alles toll aus. Wir bestellen deswegen so gut wie alles, außer Salat, und als wir aufgegessen haben, bestellen wir noch alle drei Desserts.
Zwar schmecken die getrüffelten Kartoffelkroketten nicht nach Trüffel, aber dafür einfach so gut, dass ich den in den letzten Jahren zu den Akten gelegten Plan, eine Fritteuse zu kaufen, noch einmal kurz revidiere. Gut, es wäre nicht gesund für mich und meine Familie. Aber wenn ich dann so etwas essen kann, wann immer ich will? Der Paprikadip ist dafür leider etwas lasch, und der Manchego auch nicht netter als bei der Tapasbar gegenüber.
Vom pochierten Oktopus dagegen möchte ich sofort noch einen Teller. Tapas sind ja darauf angelegt, dass es immer zu wenig gibt, das weiß man, und gewöhnt sich dann doch nie daran, dass das Konzept von Tapas so eine vorprogrammierte Mangelsituation beinhaltet. Ich will doch keine Miniaturen. Für mich ist mehr einfach mehr.
Der Oktopus ist aber auch in wenig ziemlich gut. Oktopus ist ja generell schwierig, weil der sehr, sehr schnell gummiartig hart wird. Es gibt vermutlich ein Zeitfenster von ungefähr 10 Sekunden zwischen roh und hart, aber hier haben sie das getroffen. Da liegt er also, sechs ungefähr zwei Zentimeter lange Stücke, die drei oder vier spargelartige Stangen von ähnlichem Ausmaß umgeben. Sind das die Zimtkartoffeln, frage ich mich kurz, aber dann sind sie weg. Die Baskische Sauce schmeckt im Übrigen auch ganz klasse.
Zu wenig gibt es auch vom Baskischen Entrecôte. Was daran das Baskische ist, verstehe ich nicht richtig. Es handelt sich um ein kleines, aufgeschnittenes Steak, das auf der zurückhaltend gewürzten Süßkartoffelcreme liegt, flankiert von fünf kleinen Bratpaprika. Das Fleisch ist sehr gut, auch wenn es vielleicht für mich hätte noch eine Spur blutiger sein dürfen, aber das gilt, was mich betrifft, ja für quasi jedes Fleisch. Der Einwand gilt also nicht. Auch das Hirschsteak ist gut, fast noch besser als das Rind, und das Kartoffelgratin ist mit genau der richtigen Menge Speck abgeschmeckt. Die Desserts sind alle drei mehr als ordentlich, auch wenn die Sorbets ein wenig wässerig ausfallen. Das geht dann bei mir schon aber in dem dritten Glas Wein oder so unter. Und in dem warmen Sommerabend. Und so einer perfekten Gesprächssituation, also so Stunden, in denen man nie darüber nachdenkt, welches Thema man jetzt anschneiden sollte, und was man jetzt noch sagen könnte. Ich rede also mühelos mehrere Stunden, und der Mek redet zurück, und dabei trinke ich noch mehr Wein, und der Mek noch mehr Bier, und irgendwann wechseln wir das Lokal.
Ganz am Schluss stehe ich dann wieder auf der Oberbaumbrücke. Jemand spielt „Almost Like Being in Love“ auf der Trompete, hübsche, sehr junge Menschen laufen von Kreuzberg nach Friedrichshain und umgekehrt, und als ich zwanzig Minuten später im Bett liege, duftet die ganze Welt nach Sommer und Glück.
Wow, was für ein toller Abend. Wie schön. (Ich glaube ich muss mein geplantes Menue für Montagabend, das ich für zwei alte Freundinnen zubereiten will, noch mal überdenken…)
Hach, es war wirklich sehr gut. Ich habe gerade einen Lauf, alle neuen in letzter Zeit besuchten Restaurants waren super. Der Mek kennt sich gut aus.
Das klingt alles so gut. Mehr als – ! Frittieren geht aber auch ohne Friteuse, sollte man viel öfter machen. Alles lässt sich fritieren, alles! Man würde es ja wohl, wie im Text beschrieben, schon der Variation halber abwechselnd mit anderen sehr nährstoffreichen Leckereien einführen – äh – zuführen – also sich einverleiben. Und mit der Gesellschaft ist sowieso alles im Turbo-Stoffwechsel-Modus optimal verwertet. Also ich bin dafür. Für alles.
Ich habe ja im Herbst Geburtstag, vielleicht wünsche ich mir eine Fritteuse.
Wir hatten mal eine Friteuse, als Mann und Sohn fast täglich Pommes oder Patatas Fritas wollten. Ging gut, aber das Problem war das Entsorgen des Öls und das Reinigen des Geräts nach zwei Tagen. Wohin damit? Einfach ins Klo? Nicht gut, wenn man mal eine Reportage aus den Tiefen unserer Kanalisation gesehen hat. Und jetzt kippen wir nur eine kleine Portion Öl (halbe Flasche, einfach in einen offenen Topf, geht auch) um Pommes, gebackene Banane oder chinesische Frühlingsrollen zu frittieren und entsorgen das gebrauchte Öl in einer alten Plastikflasche mit Deckel, die in den Restmüll kommt.
Das hört sich gut an. Ich habe die Loggia direkt am Herd, das bekomme ich auch olfaktorisch hin.