Montag, 24. August

Es ist Apfelkuchenzeit. Am letzten Sonntag backe ich einen Apfelkuchen mit Rührteig und halben Äpfeln mit gehobelten Mandeln und Hagelzucker. Vorgestern backe ich einen Apfelkuchen mit kleinen Apfelstücken auf einer Mischung aus Zucker, Eiern und Quark, und heute landet das letzte Kilo Äpfel aus dem schwiegerelterlichen Garten auf einem Mürbeteigboden und gekocht in einer Mischung aus Apfelsaft, Zucker und zwei Packungen Puddingpulver. Nachdem ich mit meinem Versuch gescheitert bin, mithilfe einer – letztlich nicht empfehlenswerten – Kochbuchautorin namens Donna Hay etwas moderner zu werden, backe ich nämlich wieder nach einem dreißig Jahre alten Dr. Oetker-Backbuch und ein paar Seiten aus einer alten Brigitte mit den besten Rezepten der Leserinnen.

Dem F. ist mein Kreativitätsdefizit noch nicht aufgefallen. Neben mir steht er auf einem Hocker, futtert ein Apfelstück nach dem anderen und sticht mit einer Kindergabel Löcher in den Mürbeteigboden, damit der keine Blasen wirft. „Singst du mit mir das Apfellied?“, fordert er mich auf und legt ein paar schwarze Apfelkerne säuberlich neben alle vier Ecken des Hackbretts. Dann holt er tief Luft und singt aus voller Kehle. In einem kleinen Apfel.

IMG_0373

Als er fertig ist, darf er ganz vorsichtig auch ein paar Apfelstücke schneiden und beißt sich auf die Unterlippe vor lauter Konzentration. Dann ist er fertig, hüpft ein bißchen, singt, was das Zeug hält von Hänsel und Gretel, grün, grün, grün … dann koche ich Saft und Äpfel auf und heize den Ofen vor. Der F. schnuppert derweil an einer ausgekratzten Vanilleschote und einer ausgepressten halben Zitrone.

Einen neuen Ofen würde ich gern kaufen, demnächst einmal. Mein alter Herd heizt nicht mehr sehr exakt, die Platten werden zwischendurch immer mal wieder kalt, und die Temperatur im Ofen schwankt so sehr, dass Salzburger Nockerln oder empfindlicher Biskuit mir manchmal ganz schief geraten, weil es vorn im Herd und hinten im Herd fast 15° C Unterschied gibt. Vielleicht besuche ich demnächst einmal so ein Küchenstudio, vielleicht kaufe ich aber auch einfach einen ordentlichen Herd bei Saturn, aber heute Abend ist mein alter Ikea-Herd noch goldrichtig, und der F. und ich jubeln gemeinsam. Hoch auf dem Gelben Wagen. Und das Stundenglas auf 50 Minuten bei 180° C.

IMG_0374

 

UPDATE:

IMG_0375

(Und auch heute: Spenden Sie. Für Flüchtlinge ohne Herd und Apfelkuchen.)

2 Gedanken zu „Montag, 24. August

  1. Mmmh, lecker! Gut geworden. Ich backe auch nach alten Rezepten, teils aus dem Kochbuch meiner Großmutter, die werden immer was und gehen im Büro weg wie warme Semmeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken